45 | KYLIE

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„Mum, Dad, ihr kennt Luke ja schon", fing ich an, als ich mit Luke unser Esszimmer betrat. Es war Freitagabend und meine Eltern hatten ihn zum Essen eingeladen. Nicht nur ihn. Meine Schwestern und der Verlobte von Violet waren ebenfalls da. Es war die Idee meiner Mutter gewesen, Luke heute Abend ebenfalls einzuladen. Ich hatte mich darüber gefreut, schließlich zeigte das davon, dass meine Eltern ihn in unsere Familie aufnehmen wollten. Für mich waren „wir" noch etwas ungewohnt. Ich war zwar sehr glücklich darüber, mit ihm zusammen zu sein, aber ich konnte die Tatsache nicht richtig greifen. Mir kam mein Leben momentan mehr wie ein Film vor und ich war eher einer der Zuschauer im Kinosaal, anstatt der Hauptdarsteller auf der Leinwand.

„Das sind meine Schwestern Lily und Violet, ähm, das ist mein Freund Luke und das ist George, der Verlobte von Violet", erklärte weiter und Luke schüttelte allen am Esstisch die Hand. Er sah heute ziemlich niedlich aus. Er hatte zwar seine Haare aufgestellt, aber das Piercing hatte er weggelassen und er trug eine beige Hose zu einem dunkelblauen Polohemd. Es war irgendwie ein komischer Anblick, dass er keine schwarze Hose trug.

„Schön dich kennen zu lernen", meinten meine Schwestern und George war ebenfalls erfreut. Also zumindest tat er so. Ich hatte selber noch nicht so viel mit ihm zu tun gehabt. Er arbeitete in Sydney als Arzt und war immer ziemlich beschäftigt. Meine Schwester und er hatten sich im Studium kennen gelernt. Allerdings hatte Violet nicht Medizin studiert, sie waren sich lediglich auf einer Party über den Weg gelaufen. Das war jetzt auch schon fünf Jahre her. Trotzdem war ich überrascht gewesen, als Violet uns an Weihnachten verkündet hatte, dass die beiden heiraten wollen.

„Du bist also Luke Hemmings", meinte Violet und in ihrer Stimme klang so ein merkwürdiger Unterton mit. Ich konnte ihn nicht so recht deuten und sie grinste auch so komisch. Das war wieder so typisch für sie. Konnte sie sich nicht einfach normal benehmen?

Luke warf mir einen unsicheren Blick zu und antwortete ihr mit einem schüchtern: „Ja."

Bevor meine Schwester etwas Weiteres sagen konnte, mischte sich meine Mutter ein.

„Setzt euch doch, damit wir essen können."

Sie hatte Braten gemacht, den sie jetzt auf unsere Teller verteilte und dann tat sie genau das richtige: Sie fragte George, wie es in der Klinik so lief und dieser fing an einen Monolog zu halten. Das gute war, dass er eigentlich ein sehr humorvoller Mensch war und sich seine Geschichten eher nach einer guten Folge Scrubs anhörten. Ebenfalls positiv daran war, dass Violet ihre Klappe hielt, denn sie himmelte ihren zukünftigen Ehemann bei so etwas immer gerne an. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt jedes seiner Wörter aufzusaugen, dabei wusste sie über die Vorkommnisse wohl schon Bescheid.

Luke schien sich mit der Zeit wohler zu fühlen und lachte, über das, was George erzählte. Ich bekam davon allerdings nicht allzu viel mit, denn ich war wirklich nervös. Er war schließlich zum ersten Mal meinen Geschwistern und meinen Eltern ausgeliefert und ich wollte, dass alles glatt lief. Ihm sollte es gefallen und ich wollte nicht, dass er die Sekunden zählte, bis er wieder nach Hause konnte.

Deshalb hatte ich meine Eltern auch gebeten keine Fragestunden im Stil von: „Was willst du nach der Schule machen? Welche Noten schreibst du so? Hast du noch andere Hobbys außer die Band?" zu stellen.

Tatsächlich hielten sie sich auch daran und auch meine Schwestern verhielten sich ganz normal, so dass wir nach dem Essen aufstehen konnten, um in mein Zimmer zu gehen. Auch, wenn alles ganz gut lief, war ich erleichter, als ich die Tür hinter mir schließen konnte.

„Sie fanden mich gut, oder?" fragte Luke nach und ich nickte,

„Ja, ich denke schon. Violet ist ein bisschen komisch, was aber eher an der Anspannung wegen der Hochzeit liegt", erklärte ich ihm und nahm auf meinem Bett Platz. Er setzte sich neben mich und sah mich dabei ein.

Ticket outta LoservilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt