33 |KYLIE

2.3K 221 5
                                    

Es gab leider keine Akustikversion von unpredictable, aber ich glaub das Video ist auch ganz niedlich :)

***

„Ähm okay... Ich... Ich muss die Gitarre noch stimmen", stellte Luke fest, nachdem er kurz an den Saiten der Gitarre gezupft hatte. Ich nickte nur und sah ihm dabei zu, wie er vorne an der Gitarre herumdrehte und dabei an den Saiten zupfte.

Die Gitarre gehörte meinem Vater und er hatte sie schon länger nicht mehr benutzt, weshalb es kein Wunder war, dass sie verstimmt war.

Wir hatten uns wieder umgezogen und saßen nun auf der Couch im Wohnzimmer. Ich war darauf gespannt, wie Luke in echt klang. Die letzten Wochen hatte ich relativ viel Zeit damit verbracht, die Videos, die er online gestellt hatte, anzusehen. Wenn ich so darüber nachdachte kam das ziemlich Stalkermäßig rüber. Aber damit musste er ja rechnen, wenn er so etwas veröffentlichte.

Als er heute Abend vor meiner Haustür gestanden war hatte ich einen kleinen Herzinfarkt. Es fiel mir ziemlich schwer cool und gelassen zu wirken, während ich innerlich beinahe explodierte. Aber Luke wirkte selber etwas verstreut und hatte sogar vergessen, dass er sein Handy in der Hosentasche trug.

Dass er so unverhofft aufgetaucht war, stellte auf jeden Fall das Highlight meines Tages dar. Und jetzt sang er auch noch für mich.

Konnte man das überhaupt noch toppen?

Ich sah ihn an, wie er leicht auf seiner Unterlippe kaute und sich auf den Klang der Gitarre konzentrierte.

Okay ja, es könnte noch besser werden.

Falls er mich küssen würde, dann wäre das die Krönung. Aber mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass sich unsere Lippen wohl erst berühren würden, wenn ich die Initiative übernahm.

Er war immer noch schwer beschäftigt und ich fing an zu überlegen, wie ich das am besten machen könnte. Wir saßen zwar nebeneinander auf der Couch, aber trotzdem war die Distanz zwischen uns noch relativ groß0. Ich müsste erst einmal zu ihm hin rutschen und mich dann auch noch zu ihm lehnen. Würde ich das alles schnell genug schaffen? Also ohne, dass er es komisch fand, weil ich immer näher kam?

Wie hatte ich das früher immer gemacht?

Ich dachte weiter nach und mir fiel auf, dass bisher immer die Jungs mich zuerst geküsst hatten. Blöd. Aber irgendwie musste ich es ja auch schaffen.

In Filmen entwickelte sich der erste Kuss ja oft daraus, dass sich die beiden Charaktere umarmten. Also sollte ich Luke vielleicht zum Abschied umarmen und ihn dann einfach ein bisschen festhalten, damit er nicht so schnell zurückweichen kann und dann... dann könnte ich einfach meine Lippen auf seine pressen.

Kam das komisch rüber?

„Kylie?"

Ich hörte Lukes Stimme und zuckte zusammen. Irgendwie starrte ich ihn immer noch an, obwohl ich in meine Gedanken versunken war.

„Hm?" machte ich fragend und Luke grinste leicht.

„Ich hab gefragt, ob du auch ein Instrument spielst. Oder mal eins gespielt hast."

„Ähm Klavier. Ich hab mal Klavier gespielt. Aber dann hab ich festgestellt, dass ich lieber zur Musik tanze, als sie selbst zu machen. Deshalb hab ich mit dem Ballet begonnen. Das hab ich wegen dem Hockey aber mittlerweile wieder aufgegeben. Ich hab auch nicht allzu gut Klavier gespielt", gab ich zu und Luke schmunzelte.

„Also gut, ähm, ich spiel dir „Unpredictable" vor. Das hab ich selber geschrieben", sagte er und ich nickte freudig. Das Lied kannte ich nicht, denn er hatte es noch nicht auf seinem Youtubekanal hochgeladen.

„Ich hab es... Ähm, also es ist..." fing Luke an und ich sah erwartungsvoll zu ihm. Er hatte die Gitarre auf dem Schoß und seinen rechten Arm auf ihr abgelegt. Mit dem linken kratzte er sich an der Stirn.

„Also es ist... Ein Lied. Wie schon gesagt. Es ist ein Lied, das ich geschrieben habe und ja. Ich fange jetzt einfach an."

Ich war etwas verwirrt, versteckte das aber hinter einem Lächeln, während Luke anfing die ersten Akkorde zu spielen.

„She sits at home with the lights out. Seeing life in different colours"

Er sah von der Gitarre auf zu mir.

„I think it's time that we wake up. So let me take you away"

Ich hielt meinen Atem an, weil ich so überrascht war. Seine Stimme klang in echt noch besser, als auf den Videos. Und die Art, wie er mich ansah machte mich verrückt.

„We can run down the street, with the stars in our eyes. We can tear down this town, in the dark of the night. Just open the door; we've got time on our side. We can make it out alive..."

Luke lächelte leicht und sang dann mit kräfiger Stimme: "Hey we're taking on the world; I'll take you where you wanna go. Pick you up if you fall to pieces; let me be the one to save you. Break the plans we had before, let's be unpredictable. Pick you up if you fall to pieces; let me be the one to save you"

Der Text war unglaublich schön und ich war begeistert, auf was für Zeilen er gekommen war.

„It took so long to convince you, I knew i had to show my colours. You never wanted to be rescued, but now we're drifting away... We can run down the street, with the stars in our eyes. We can tear down this town, in the dark of the night. Just open the door; we've got time on our side. We can make it out alive... Hey we're taking on the world;I'll take you where you wanna go. Pick you up if you fall to pieces; let me be the one to save you. Break the plans we had before, let's be unpredictable. Pick you up if you fall to pieces, let me be the one to save you"

Er spielte einige Akkorde auf der Gitarre und sah dann wieder zu mir:

"Earth quakes won't wait for another day. Don't say I know, I never said it I never said it oh. One day we can make it out alive... Hey we're taking on the world; I'll take you where you wanna go. Pick you up if you fall to pieces; let me be the one to save you. Break the plans we had before, let's be unpredictable. Pick you up if you fall to pieces; let me be the one to save you."

Luke sah wieder auf die Saiten der Gitarre und während sich das Lied langsam dem Ende zu neigte sang er: „Let go! Till' we've lost control and we'll stumble through it all. Let's do something new and unpredictable"

Als die Gitarre verstummte sah ich ihn mit großen Augen an. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Also gut, ich wusste es schon, aber „Wow das war so unglaublich toll, dass ich jetzt gerne heulen würde", schien mir nicht unbedingt die richtige Antwort zu sein. Oder besser gesagt, es waren mir zu viele Wörter, denn ich hatte gerade nicht das Gefühl, als könnte ich viel reden. Oder denken.

Luke sah mich etwas unsicher an und ich fand es erstaunlich, wie selbstbewusst er wirkte, wenn er sang, während er beim sprechen immer schüchtern rüber kam.

„Wie fandest du es?"

„Einfach unglaublich. Deine Stimme... sie klingt so schön und der Text... den hast du dir wirklich selbst ausgedacht?" fragte ich nach und er nickte.

„Wie bist du darauf gekommen?"

Luke schien zu überlegen und fing gerade an etwas zu stottern, als wir beide hörten, wie die Haustür geöffnet wurde. Kurz darauf drangen die Stimmen meiner Eltern zu uns dann tauchten beide in der Küche auf, von wo aus man ins Wohnzimmer sehen konnte.

„Oh hallo Luke" begrüßte Mum den blonden Jungen neben mir überrascht, dann sah sie zu mir und meinte: „Ich wusste gar nicht, dass du heute Besuch erwartest.

„Luke hat mich spontan besucht", antwortete ich ihr und bevor Mum etwas erwidern konnte kam von Dad: „Ah, du hast meine Gitarre rausgeholt!"

Und während ich immer noch geflasht von Lukes Einlage auf der Couch saß, fing mein Vater an mit Luke über Musik zu fachsimpeln.

Ticket outta LoservilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt