Kapitel 26

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POV: Justin

Andere verreisen in den Ferien, erleben den geilsten shit, treffen neue Leute und schließen Freundschaften... Und was mache ich... ich fahre zu meinen Eltern und erlebe die langweiligste Scheiße, die man nur erleben kann.

Lässig lehnte ich meinen linken Arm aus dem Fenster und trommelte mit meiner Hand gegen das Autodach, während die andere um das Lenkrad geklammert war. Der Radiosprecher kündigte ein neues Lied an. 'Tage wie diese' von den Toten Hosen, was war das denn für ein Song?! Habe ich noch nie zuvor gehört und was ist das überhaupt für eine Sprache? Ist das Deutsch? Versuchen die jetzt auch den großen Durchbruch in Amerika, na dann viel Glück. Aber irgendwie feierte ich den Song. Ich fing an lauthals mit zu singen und ging in meinem Truck richtig ab. Hier sah mich sowieso keiner, denn weit und breit waren nur riesige Felder zu erkennen, keine Menschenseele. Aber so ist das nun mal, wenn man auf dem Land lebt.

Ich parkte den Truck am Straßenrand, stieg aus und lehnte mich mit den Rücken an ihn. Die Musik spielte noch im Hintergrund und ich zündete mir eine Zigarette an. Mein Mund öffnete sich und kleine Rauchwolken quollen heraus. Ich nahm noch einen kräftigen Zug und blickte derweil auf die Landschaft. Eigentlich hätte ich auch direkt durchfahren können, es waren immerhin nur noch 2 Meilen, dann wäre ich bei meinen Eltern angekommen, doch ich gönnte mir noch ein kleines Päuschen, bevor ich die Höhle des Löwen betreten müsste. Ich zog ein letztes Mal an der Zigarette, warf sie dann auf den Boden und trat drauf. Ich betätigte das Gaspedal und von nun an würde ich keine Pause mehr einlegen. Mama, Papa? Ich komme!

Mein Wagen hielt langsam vor einem großen alten weiß  gestrichenen Haus an, welches so aussah, als wenn es jeden Moment  einstürzen  würde. Mit einem Ruck zog ich meine Tasche aus dem Truck und warf sie über eine Schulter.

Seufzend stand ich vor der Haustür, überlegte noch einmal, klopfte dann doch. Eine Zeit passierte gar nichts, dann konnte ich Schreie im Hintergrund hören. Sie kamen von meinem Vater, welcher wahrscheinlich gerade gemütlich auf dem vollkommen heruntergekommenen Sofa saß und an seinem Bier nukelte. Er rief meiner Mutter zu, dass sie gefälligst die Tür aufmachen und gucken sollte wer da war. 

Die Tür wurde geöffnet und ich erblickte den total genervten Blick meiner Mutter. Anstatt einer innigen Umarmung oder dergleichen, hob sie nur ihren Kopf und gab ein "Hi" von sich. So schnell, wie die Begrüßung war, so schnell verzog sie sich auch wieder. Mit einem Rups ließ sie sich ebenfalls wieder auf den Sessel fallen, dabei vibrierte ihr überschüssiges Fett.

Ich betrat das Wohnzimmer, wie ich es vorhergesagt habe, lag mein Vater auf dem Sofa und schaute fern, meine Mutter saß wie gesagt auf dem Sessel, meine beiden älteren Brüder lümmelten auf dem Boden und tippten auf ihren Handys rum. Das wunderte mich immer wieder, kein Geld zur Renovierung des Hauses, aber für den neusten Elektronik Scheiß.

"Hey", sagte ich und es kam nur ein Rauen aus der Runde. Augenverdrehend verließ ich das Wohnzimmer und ging hinauf in mein Zimmer. In ihm war ich auch schon Ewigkeiten nicht mehr. Letztes Jahr war ich nämlich gar nicht nach Hause gekommen, sondern bin mit meinen Kumpels in den Urlaub gefahren, da diese jedoch dieses Jahr nicht konnten, musste ich wohl oder übel zu meinen Eltern, denen es sowieso egal war, ob ich nun da bin oder nicht. Solange der Fernseher noch geht, werden sie eh 24 Stunden 7 Tage in der Woche damit beschäftigt sein.

Oben in meinem Zimmer angekommen, öffnete ich die Tür und blickte hinein. Ich setzte mich auf mein Bett und starrte die Wand an, welche beschmückt mit Postern von Comic-Helden war.  Ein lebensgroßes Poster von Harry Potter hing an der Wand. Auf meinem Schreibtisch langen noch ein paar Unterlagen.
Ich öffnete einen Block und blickte auf die von mir früher gezeichneten Zeichnungen von Superhelden. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich musste sogar zugeben, dass die Zeichnungen ziemlich gut waren, warum hatte ich denn so lange nicht mehr gezeichnet, früher tat ich es doch so gerne... Mein Blick glitt zum Bücherregal, voller Wissenschafts, Science-Fiction, Fantasybücher und Comics. Früher habe ich noch enorm viel gelesen, doch irgendwann hörte ich einfach auf, ich hatte das Interesse daran verloren. Andere Sachen haben mich interessiert...naja ich redete mir damals ein, dass ich  mich dafür interessieren würde, tat es am Anfang nicht wirklich, doch dann gewann ich Gefallen daran.

Plötzlich vernahm ich lautes Gebrüll von draußen. Aus dem Fenster guckend, sah ich drei Jugendliche, die gerade dabei waren eine Szene aus einem Comic nach zu spielen. Was für Opfer... doch irgendwie kamen mir diese drei Jungs unheimlich bekannt vor...
Ich beschloss herunter zu gehen.
Draußen angekommen starrte ich die drei an. Diese bemerken meine Blicke auf sich und starrten zurück. Peinlicher Moment...

"Justin?!" Einer der Spacken kam gerade auf mich zu. Ich trat einen Schritt zurück und musterte ihn komisch.
Seine offene  und fröhliche Art und Weise irritierte mich.
"Woher kennst du meinen Namen?" Immer noch verwirrt starrte ich ihn an.
"Ich bins Tyler, ich wohne gleich um die Ecke, genauso wie Steve" er zeigte auf einen Jungen, welcher rote gekreuselte Haare hatte und mich ebenfalls neugierig  anstarrte. Er fuhr fort "Kannst du dich denn nicht mehr an uns erinnern? Die drei Leuchtstäbe. Du weißt  schon Laserattack  und so." Immer noch sah ich die Jungs entgeistert an, doch allmählich  wurde mir klar mit wem ich es hier zu tun hatte. Diese beiden Vollspackos waren früher  meine BESTEN Freunde. "Und wer ist der andere  Typ?" Alle drehten sich zu dem kleinen schmächtigen  Sackgesicht um. "Ach das ist nur Oliver...der sagt nicht viel." "Ok."

Nach einem 20 minütigen  Gespräch über  Gott und die Welt, war  ich gerade  dabei wieder zu gehen, doch dann vernahm ich ein Gebrüll wenige Meter hinter mir.
Ruckartig drehte ich mich um und starrte in das Gesicht, dass ich die Jahre verdrängt hatte. Bill... Bill Fletcher.
Zum ersten Mal seit langem verspürte ich wieder Angst.
Mir schossen Tränen  in die Augen. "Ou kaum sieht er mich,  muss das Baby wieder anfangen zu heulen", lachte Bill und kam immer näher. Obwohl ich nicht wirklich kleiner als er war, fühlte ich mich wie ein kleiner Junge.
Er packte mich am Kragen und hob mich leicht hoch. Er war verdammt stark, war er schon immer. Auf Unterstützung von den anderen konnte  ich mal wieder nicht zählen, es war also alles beim Alten geblieben. "Du bist so eine Flasche, genauso wie du schon früher eine warst."
Er schaute mir direkt in die Augen.
Eine Träne schlich über  meine Wange, doch dann dachte ich nach:
Moment...ich bin nicht mehr so wie früher, ich habe mich verändert, ich bin stark, selbstbewusst, schlau, ja Ok darüber  lässt sich streiten...Dennoch habe ich mich verändert, ich bin ein ganz anderer Mensch geworden.

Ich schaute ihn immer noch direkt in die Augen und schlug reflexartig zu. Vor Schreck und Schmerz taumelte er leicht zurück, hielt sich seine Wange und starrte mich fassungslos an.
"WAS?! WAS WILLST DU VON MIR. SCHISS, DASS ICH NOCHMAL ZU SCHLAGE?! UND DOCH ICH HABE MICH VERÄNDERT. DU KLEINER SCHEIß PISSER. LASS MICH EINFACH IN RUHE." Vor Wut liefen mir immer mehr Tränen die Wangen herunter. All die Jahre, was mir dieser kleine scheiß  Pisser angetan hat...
Ich war vollkommen durchgedreht, ein weiteres Mal rannte ich auf ihn zu und schlug auf ihn ein. Auch als er noch auf dem Boden lag, mit blutigem Gesicht, schlug ich weiter auf ihn ein. Bis Tyler und Steve mich versuchten aufzuhalten und zu beruhigen. Ich boxte beide weg und lief weg. Kein einziges Mal drehte ich mich zu ihnen um. Mir war nur eins klar ich wollte weg. Ich wollte weg von diesem Ort, diesen  Leuten...von all dem hier.

Auf einem Fels im Wald ließ ich mich nieder und starrte in die Ferne, bis ich von einem Auf piepen aus meinen Gedanke gerissen wurde. Auf dem Display war erkennbar, dass es eine Nachricht von Mike war...
Und nach seiner Nachricht zu urteilen, hatte er wohl ebenfalls keinen prächtigen Tag...

Zu Hause angekommen guckte ich nach meiner Familie und rann hoch in mein Zimmer. Dort schmiss ich all meine Klamotten wieder in  den Koffer und ging.
Verabschiedung  war überflüssig... die würden es eh nicht merken.

Im Truck sitzend, machte ich erneut lautstark Musik an und nickte  dazu im Takt. Dann kann es ja los gehen... Mike ich komme!

1411 Wörter  O.o
Hoffe euch hat das Kapitel  gefallen:D
Voten und kommentieren wäre  supäääär:)
Bye bye^^

Opposites (Completed) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt