Neue Freunde

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Schon eine ganze Weile lief ich mit Mari an der Hand durch hell erleuchtete Gänge. Wir waren mittlerweile in dem Teil des Schlosses der ihrem Meister gehörte und obwohl wir schon eine Weile dort waren kam ich nicht aus dem Staunen raus. Die Wände waren mit dunkelblauem und schwarzem Stoff behängt, auch an der Decke sah es nicht anders aus. Und überall in diesen Stoffbanen und auch eingearbeitet in den Boden waren kleine Lampen zu sehen. Tausende und Abertausende dieser kleinen Lichter schmückten jeden Winkel in den ich sah. Es erschien fast als würde man nicht im Schloss laufen sondern inmitten des nächtlichen Himmels schweben. Als wären die Lichter Sterne und die dunklen Tücher die unendlichen Tiefen des Himmels.
Mari hatte die ganze Zeit über weiter über ihre geliebten Sterne geredet. Nur ab und zu, wenn wir an einer Türe vorbei kamen, unterbrach sie ihre Erzählung. Aber immer nur für einen kurzen Moment, nur so lange wie sie brauchte um mir zu sagen was sich hinter der jeweiligen Türe befand. Ich musste ehrlich zugeben, ich verstand nicht wirklich viel von dem was sie erzählte aber auf eine seltsame Art machte es mich trotzdem glücklich. Es machte mich glücklich weil ich sah, dass sie glücklich war, weil ich sah wie begeistert sie von diesem Thema war und welche Freude es ihr bereitete darüber zu reden. Das alles führte dazu, dass ein stetiges sanftes Lächeln meine Lippen zierte, und keine einzige meiner Sorgen in meine Gedanken trat.
Als wir vor einer weiteren Türe ankamen ließ Mari meine Hand los und stellte sich mit triumphierend ausgebreiteten Armen davor. "Das ist mein Zimmer." Sagte sie voller Begeisterung. Sie öffnete die Türe und deutete mir an ihr hinein zu folgen. Drinnen angekommen sah ich mich um. Das Zimmer schien sich im Allgemeinen nicht allzu viel von meinem zu unterscheiden, mit dem Unterschied, dass es farblich komplett anders war und wie zu erwarten auch hier alles auf Sterne und ähnliches hindeutete. Voller Tatendrang zeigte sie mir alles, ihr Bett, ihre Kleider aber besonders begeistert war sie als sie mir eine große Sternenkarte zeigte die an ihrer Wand hing. Wieder begann sie zu erzählen. Sie zeigte mir Sternbilder, erklärte wann sie zu sehen waren, was sie für Bedeutungen hatten und noch vieles Andere mehr. Ab einem gewissen Punkt hatte ich aufgehört ihr zu zuhören, aber ich unterbrach sie nicht. Viel zu schön war das Lächeln auf ihren Lippen als sie dort stand und erzählte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit riss sich Mari dann doch von ihren Sternenkarten los und führte mich noch einen Raum weiter zu ihrem Meister. Auch sein Raum befand sich, genau wie die anderen beiden Götterräume die ich bereits gesehen hatte, hinter einer großen Flügeltür. Staunend stand ich vor dem blau gestrichenen Holz. Darin waren weitere der kleinen Lampen eingearbeitet. Sie zeigten Sternbilder, dass erkannte ich selbst mit meinem wenigen Wissen. Außerdem konnte ich auch eine mit Gold beschlagene Sonne und einen mit Silber beschlagenen Mond darauf sehen.
Nachdem sie kurz geklopft hatte öffnete Mari die Türe und wir traten ein. Der Raum selbst unterschied sich von Herilas eigentlich nur dadurch, dass er an das hiesige Element angepasst war. Als ich hinter den Schreibtisch sah erkannte ich den Mann wieder, den ich die vergangene Nacht an Maris Seite gesehen hatte. Ich schätzte in auf Anfang dreißig, obwohl ihn seine großen hellgelben Augen um einiges jünger wirken ließen. Das erste was ich dachte als ich ihm ins Gesicht sah war. Er hat ein Lächeln wie der Mann im Mond. Und genau dieses Lächeln schenkte er mir als er mich begrüßte. "Willkommen Kerila, es freut mich dich endlich persönlich kennen zu lernen." Ich nickte ihm freundlich zu um zu zeigen, dass es auch mich freute. Dann fuhr er auch schon fort. "Ich bin Relo Solis, der Gott von Sonne, Mond und Sternen." Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen als ich einen Blick zu Mari warf. Das erklärte wohl so einiges.
Nachdem wir noch ein paar weitere Worte gewechselt und Mari sich bei ihm mit einem kleinen Kuss auf die Wange verabschiedet hatte verließen wir den Raum wieder. "Du scheinst ihn zu mögen?" Stellte ich die offensichtliche Frage. Mari nickte eifrig. "Ja. Weißt du, ich lebe schon sehr lange hier und er hat mich großgezogen. Er ist also quasi so was wie mein Vater."

Nachdem ich mich von Mari verabschiedet hatte, hatte ich mich auf den Weg zum Kleiderraum gemacht. Ich hielt es für ganz angebracht mir ein paar Sachen auszusuchen damit ich auch etwas zu wechseln im Schrank liegen hatte. Es hatte länger gedauert als ich erwartet hatte, weshalb ich mich danach direkt zum Mittagessen aufmachte.
Ich war eben zurück in meinem Zimmer, und etwas unschlüssig darüber was ich so alleine mit meiner Zeit anfangen sollte, als es an der Tür klopfte. Nach einem "Ja." Meinerseits öffnete sich diese und ein mir bekannter, grünhaariger Junge stand davor, sein Blick wieder einmal starr und emotionslos. Ich schaute ihn verwundert an, hatte nicht damit gerechnet ihn so schnell wieder zu sehen. "Paku, was... ehm... was führt dich  zu mir?" Von ihm kam keine Antwort, er richtete nur weiterhin seinen starren Blick auf mich. Auch ich sagte nichts weiter. Schweigen trat auf. Mehrere Momente des Schweigens. Dann plötzlich kam er ein paar Schritte auf mich zu. "Komm ich zeig dir was." Noch im selben Moment griff er nach meiner Hand und begann mich in Richtung der Türe zu ziehen. Ich erschrak kurz, doch im nächsten Moment fiel mir schon auf, dass ich das eigentlich hätte vorhersagen können. Ohne ein Wort der Wiederrede oder eine Frage zu stellen ließ ich mich von ihm führen, ich wusste selbst nicht warum. Die Gänge entlang, die Treppen herunter, bis hin zu einer großen Türe die nach draußen führte. Doch zu meinem Erstaunen war vor der Türe kein Weg, schon nach dem ersten Schritt den wir nach draußen machten standen wir in saftigem grünen Gras. Es sah natürlich aus aber dennoch gepflegt. Bis auf einzelne kleine Blumen war in der Wiese nichts zu sehen, kein Stein, noch nicht einmal eine Unebenheit. Paku lief mit mir weiter bis hin zu einer ordentlich geschnittenen hohen Hecke, die einen Kreis zu bilden schien. In dieser Hecke befand sich eine Lücke durch die Paku mich zog. Direkt dahinter blieb er abrupt stehen und ich, wer hätte es gedacht, prallte wieder einmal ungebremst gegen seinen Rücken. "KERILAAA." Ich zuckte zusammen als ich seinen wütenden Schrei hörte. Meine Hand hatte er losgelassen, seine Schultern waren angespannt. Ich wollte mich gerade in aller Form entschuldigen als ich sah, dass er eine Faust leicht vor seinen Mund hielt und sein Körper leicht bebte. Verwundert und mit großen Augen sah ich ihn an. Er... lachte. Paku lachte. Es war zwar nur leise, aber eindeutig ein Lachen. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen als ich ihn so sah. Was für ein süßes Lachen. Warte WAS. Erschrocken schlug ich mir die Hände vors Gesicht. Wie konnte ich so etwas nur denken. Obwohl ich es nicht laut gesagt hatte wurde ich sofort ein wenig rot. Dies ließ allerdings sofort nach als ich ein lautes schallendes Lachen hörte, dass eindeutig nicht von Paku stammte. Es gehörte zu einem ca. zwölfjährigen Jungen, der sich vor lauter lachen den Bauch haltend, auf dem Rand eines alten Brunnen saß. Er hatte kinnlange, lockige, türkise Haare und große dunkeltürkis schimmernde Augen aus denen er sich zum wiederholten Male seine Lachtränen wischte. "Das ist Kuron." Beantwortete Paku meine unausgesprochene Frage. Ein leichtes genervtes Lächeln lag dabei auf seinen Lippen.
Um den Brunnen herum lagen mehrere große Steine auf denen vier weitere Personen saßen. Eine davon war Mari, die ihr strahlendes Lächeln im Gesicht trug. Ein anderes Mädchen, sie hatte lange, blaue, wellige Haare, stand auf und kam auf mich zu gelaufen. Sofort zog sie mich in eine leichte Umarmung, die mich für einen Moment überfordert erstarren ließ. "Ich bin Selja." Stellte sich die vielleicht ein oder zwei Jahre jüngere vor. Sie deutete nach hinten. "Und der verschwiegene Felsbrocken heißt Turag." Der angesprochene hob zur Begrüßung seine Hand. Der Junge oder ich sollte besser sagen Mann, ich schätzte sein Alter auf neunzehn oder zwanzig, war ungewöhnlich muskulös was seine überragende Körpergröße nur noch mehr betonte. Seine dunkelbraunen, schulterlangen Harre hatte er nach hinten gekämmt wodurch sein kantiges Gesicht deutlich hervorgehoben wurde. Ich musste ehrlich zugeben, dass er dadurch etwas angsteinflößend aussah.
"Nerala." Meldete sich auch noch die letzte in der Runde zu Wort. Sie war ein wenig älter als ich und hatte ihre leuchtend roten Haare, mit Ausnahme ihres Ponys, zu einem Dutt hochgesteckt. Ich dachte in ihren Augen Flammen funkeln zu sehen als ihr Blick für einen Moment meinen traf.
Noch bevor ich etwas sagen konnte sprang Mari auf und griff nach meiner Hand um mich mit zu den anderen zu ziehen. Mit einem Strahlen sah sie zu mir auf. "Willkommen im Freundschaftskreis der Schüler der Götter."

Die Götter der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt