Maris Sterne

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Noch lange stand ich da, doch irgendwann bemerkte ich wie die Müdigkeit zu mir zurückkehrte. Ich rieb mir mit der Hand über meine müden Augen. Vielleicht sollte ich noch etwas schlafen, es war immerhin mitten in der Nacht. Als ich mich gerade umdrehen und wieder rein gegen wollte entdeckte ich in einiger Entfernung von mir einen weiteren Balkon. Er war ca. dreißig Meter von mir entfernt und auf seinem Geländer saßen zwei Personen. Ein Mann mir kurzen gelblichen Haaren und einem seltsam geformten gelben Mantel der mir sofort ins Auge fiel. Neben ihm saß ein junges Mädchen ca. acht oder neun Jahre alt. Sie hatte blonde, nicht ganz schulterlange Haare und trug ein kurzes gelbes Kleid. Die beiden schienen sich zu unterhalten, zeigten dabei immer wieder in den Nachthimmel. Ihre Bewegungen waren nicht zufällig sie schienen gezielt auf bestimmte Sterne zu deuten. Ich erkannte auch wie sie zwischen den Sternen Linien andeuteten. Unterhielten sie sich über Sternbilder? Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen als ich sie so sah. Es schien mir so als würden die beiden diesen Moment wirklich genießen.
Meine Müdigkeit breitete sich mittlerweile wieder über meinen gesamten Körper aus. Außerdem wollte ich die beiden in diesem Moment auf keinen Fall stören, deshalb machte ich mich wieder auf den Weg in mein Bett und schlief dort auch schnell wieder ein.

Als ich am nächsten Morgen erwachte vernahm ich als erstes ein leichtes knurren meines Magens. Ich stand also auf und ging ins Bad um mich zu richten. Wie ich dort allerdings feststellte war es komplett leer, dort war keine Haarbürste und noch nicht einmal ein Stück Seife. Ich sah mich im Bad um, in der Hoffnung irgendwo eine versteckte Türe zu einem Schrank zu finden. Ich strich mit den Händen über die verzierten weißen Fliesen aber dort war wirklich nichts, es waren einfach nur normale Wände. Ich ging zurück ins Zimmer, dort fiel mein Blick auf den Schrank. Doch als ich darin nachsah war auch dieser komplett leer. Mein Blick schweifte durch den Raum bis er auf den kleinen Tisch traf. Darauf stand eine Glocke. Ich ging zu ihr hin und betrachtete sie genauer. Sie war etwa so groß wie meine Hand und aus einen golden glänzenden Metall. Der Griff an ihrem oberen Ende war aus dunklem Holz, er schien einfach, sah dennoch edel aus. Ich nahm die Glocke hoch um sie genauer zu betrachten wobei ein klingeln ihrerseits erklang. Es war ein heller, im Gegensatz zu ihrer Größe recht lauter Ton der aber dennoch angenehm war. Nach nur wenigen Sekunden klopfte es an der Tür die sich kurz darauf öffnete. Eine Bedienstete stand dort und verbeugte sich leicht. "Guten Morgen Lady Kerila. Ihr habt gerufen?" Einen Moment stand ich noch verwundert da, doch dann fiel mein Blick auf die Glocke in meiner Hand. So war das also, dafür war die Glocke da. Nach weiterem kurzem Zögern richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Bedienstete. Ich bat sie darum mir die benötigten Dinge für das Badezimmer zu bringen. "Ach, und könnten sie mir Frühstück vorbereiten lassen?" Sie verbeugte sich ein weiteres Mal. "Aber natürlich Ledy Kerila, alles was Ihr wünscht." Und damit verschwand sie dann auch schon wieder aus dem Raum.
Es war so einfach, fast so als wäre ich immer noch zuhause im Palast. Auch wenn ich wirklich nicht verstand warum ich so höflich behandelt wurde. Ich war doch hier fremd, war in einem Schloss in dem Götter lebten. Warum also behandelten sie mich so? Was war ich denn bitte, dass mir ein Gott mit solcher Höflichkeit entgegen kam?
Nur wenige Augenblicke später kam die Bedienstete wieder und brachte mir die benötigten Sachen. "Das Essen ist soweit, ihr könnt jederzeit in den Essenssaal kommen." Sie verbeugte sich noch ein weiteres Mal, dann war sie auch schon wieder verschwunden. Ich wollte mich noch bedanken, doch als ich einen Blick aus der Tür warf war sie schon nicht mehr zu sehen. Verwunderung zeichnete sich in meinem Gesicht ab. Wie hatte sie das so schnell gemacht? Nicht nur das sie so schnell verschwunden war, auch die kurze Zeit die sie gebraucht hatte um mir meine erwünschten Sachen zu bringen war wirklich erstaunlich. Besonders wenn man beachtete wie unglaublich groß dieses Schloss war. Wenn ich mich richtig erinnerte müsste sie eigentlich mehrere Minuten laufen um an die Räume zu gelangen in denen Sachen wie diese lagerten.
Meine Gedanken wurden unterbrochen als ich das Knurren meines Magens wahrnahm. Ich sollte zum Frühstück gehen, sie sagte doch es wäre bereits fertig. Ich machte mich schnell fertig und verließ den Raum. Ich wollte gerade den Weg in Richtung des Essenssaals einschlagen als hinter mir eine aufgeweckte Stimme erklang. "Kerilaaa, guten Morgen." Etwas erschrocken drehte ich mich herum. Vor Freude winkende Arme und ein Strahlendes Lächeln begrüßten mich. Ein leichtes Lächeln schlich sich auch auf meine Lippen als ich erkannte wer dort war. Es war das kleine Mädchen, das ich die letzte Nacht gesehen hatte. Sie kam auf mich zugelaufen und griff nach meiner Hand, die sie auch sofort schüttelte. "Freut mich dich kennenzulernen, mein Name ist Mari." Die ganze Zeit während sie sprach zierte ein breites Lächeln ihre Lippen. Ich war etwas überrumpelt von ihrer aufgeweckten Art, antwortete nach kurzem zögern aber trotzdem. "Danke, es freut mich auch dich kennenzulernen Mari." Ich versuchte das Lächeln zu erwidern auch wenn es etwas künstlich erschien. Sie ließ sich davon aber nicht beirren, ohne zu zögern ging sie ein paar Schritte in die Richtung aus der sie gekommen war. "Komm mit mir, ich soll dir den Bereich meines Meisters zeigen." Auffordernd streckte sie eine Hand nach mir aus. Ich zögerte noch kurz bevor ich wieder den Mund öffnete. "Entschuldige Mari, aber ich ehm... ich wollte eben frühstücken gehen." Ohne zu zögern drehte sie wieder um und schlug die entgegengesetzte Richtung ein. Wieder schenkte sie mir ein breites, freundliches Lächeln. "Wie du willst, dann gehen wir erst frühstücken."
Auf dem Weg in den Essenssaal lief Mari die ganze Zeit neben mir her und schaute zu mir auf. "Dein Sternzeichen ist Steinbock, hab ich Recht?" Etwas verwundert sah ich zu ihr. "Ehm ja das stimmt. Aber woher weißt du das?" Sie lächelte nur noch breiter. "Ich sehe dir das an. Du weißt viele Eigenschaften auf die typische für dieses Sternbild sind." Das verwunderte mich nur noch mehr. "Typisch dafür?" Woher wollte sie das wissen, sie hatte mich doch eben erst kennengelernt. Sie nickte. "Ja, deine zurückhaltende Art zum Beispiel oder das du so viel über alles um dich herum nachdenkst." Das zauberte ein kleines Lächeln in mein Gesicht. Ich sah wieder nach vorne auf den Weg. "Du scheinst dich ja gut damit auszukennen." Wieder nickte sie. "Ja, ich interessiere mich sehr dafür. Wusstest du zum Beispiel das, dass Sternbild des großen Wagens auch als Bär bekannt ist oder dass..." Und so ging das noch eine ganze Weile weiter. Die ganze Zeit während wir liefen redete sie über Sterne und Sternbilder und auch später als ich aß änderte sich nichts daran. Meine Gedanken schweiften zurück in die letzte Nacht als ich sie gesehen hatte. Auch dort sah sie so unglaublich glücklich aus, so als wäre sie ganz in ihrem Element. Wieder schlich sich ein Lächeln auf den Lippen als mir ein Gedanke kam. Dieses Mädchen und die Sterne gehören irgendwie zusammen.

Die Götter der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt