Ein Verlobter

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Es klopfte. "Lady Kerila, ich bringe ihr Frühstück." Ich seufzte leise. Ich war schon seit fast einer Woche zurück im Palast. Alle um mich herum benahmen sich als wäre ich nie weg gewesen. Mein Vater auch, jedenfalls wollte er mich bisher noch nicht sehen. Ich drehte mich zur Tür. "Herein." Die Tür öffnete sich und die Bedienstete kam rein. Sie stellte das Tablett mit dem Essen zu mir. "Lady Kerila, ich soll Ihnen mitteilen das ihr verehrter Vater Sie in einer Stunde bei sich erwartet." Sie verbeugte sich noch einmal tief und verließ den Raum wieder. Er wollte mich sehen. Das konnte gar nichts Gutes bedeuten. Er mochte mich nicht, weil meine Mutter an meiner Geburt starb und er mir die Schuld daran gab.

Eine Stunde später stand ich vor dem Thronsaal und klopfte leicht. Sofort standen zwei Wachen da und öffneten die große Flügeltür. Es war ein unglaublich großer Raum, mit einem roten Teppich der von der Tür bis zum Thron an der Rückseite des Raumes ging. Der Thron selbst stand ein paar Treppenstufen höher und auf ihm saß mein Vater. Er starrte mich mit seinem hasserfüllten Blick an und zeigte keine Reaktion. Langsam ging ich auf ihn zu. Ein paar Meter vor ihm blieb ich stehen und verbeugte mich. "Guten Morgen Vater." Begrüßte ich ihn mit unterwürfiger Stimme. Ohne darauf einzugehen und in strengem Ton begann er zu reden. "Kerila, während deiner Abwesenheit hat Prinz Geron um deine Hand angehalten." Wenn ich mich recht erinnerte war das ein Prinz von einem unserer Nachbarländer. "Ich hab ihm eine Nachricht gesendet, dass du zurück bist. Er wird in vier Tagen ankommen. Mach dich bereit für die Hochzeit und sorge dafür, dass er seine Meinung nicht ändert." Ich sollte also wirklich diesen Prinzen Heiraten. Ich wollte ihn nicht, aber als Prinzessin war es meine Pflicht. Untergeben senkte ich den Kopf. "Ja Vater, alles was ihr wünscht."

Niedergeschlagen auf dem Weg zurück in mein Zimmer ging ich durch einen langen Gang. An der einen Wand hingen Gemälde von allen vergangenen Königen mit ihren Frauen. Vor dem Bild meiner Eltern blieb ich wie stehen. Darüber war ein großes Tuch gehängt sodass man meine Mutter nicht sehen konnte. Ich versuchte mich zu erinnern. War das nicht.....? Ohne nachzudenken riss ich das Tuch herunter. Ja es war so. Meine Vermutung wurde bestätigt. Überfordert starrte ich das Bild an. Wie konnte ich nur....? Wie konnte ich nur so dumm sein? Wie konnte ich das nur vergessen? Schnell rannte ich los. Die Frau auf dem Bild.... Meine Mutter.... wie konnte ich sie nur vergessen? ihr sanftes Gesicht ihre wunderschönen rosa Haare. Wie konnte ich nur? Wie konnte ich sie nicht wiedererkennen als ich sie auf Bild der Götter sah? Wie konnte ich nicht sehen, dass meine Mutter und mein Meister die gleiche Person waren?
Ich rannte aus dem Palast, durch die Gärten und noch weiter. Als ich vor den Friedhofstor war blieb ich stehen und ließ Tiri aus meiner Tasche, dann lief in normaler Geschwindigkeit weiter. Ich beachtete nichts von dem um mich herum, alles was ich sah war mein Ziel. Das nach dem ich so lange gesucht hatte. Als ich ankam blieb ich stehen und schaute die wunderschöne Engelsstatue schweigend an. Ich war zum ersten Mal dort, bisher hatte Vater es mir immer verboten. Nach einer ganzen Weile begann ich leise zu reden. "Mama..... es tut mir leid, dass ich erst jetzt komme......" Ich wusste nicht wirklich was ich sagen sollte. Ich versuchte mich an sie zu erinnern, aber es scheiterte. Ich war erst wenige Stunden alt als sie starb. Eine Ewigkeit stand ich einfach nur da und schaute sie an bis ich irgendwann unbewusst und leise anfing zu singen.

Leucht' leucht' kleiner Stern,
schenk' uns stral'ndes Licht.
Leucht' leucht' kleiner Stern,
das ist unser Traum.

Weh weh kleiner Wild,
bring uns frische Lüfte.
Weh weh kleiner Wind,
das ist unser Traum.

Brenn' brenn' kleine Glut,
zeig uns warme Flamen.
Brenn' brenn' kleine Glut,
das ist unser Traum.

Steh steh kleiner Stein,
schütz' uns mit deiner Stärke.
Steh steh kleiner Stein,
das ist unser Traum.

fließ' fließ' kleiner Fluss,
bring uns allen Wasser.
fließ' fließ' kleiner Fluss,
das ist unser Traum.

Wachs wachs kleines Blatt,
und beginn zu blühen.
Wachs wachs kleines Blatt,
das ist unser Traum.

Poch' poch' kleines Herz,
gib uns allen Liebe.
Poch' poch' kleines Herz,
das ist unser Traum.

Die Götter der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt