12. Entschuldigungsbriefe

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Yeah, 1k! Danke Leute! Hätte das nie so schnell erwartet! <3

Da lag Lona aber falsch. Für sie wäre das vielleicht einfach, aber für mich nicht. Denn ich konnte nicht wie sie einfach so drauf los reden, auch wenn ich das meinen Eltern gegenüber manchmal tat. Ich war da komplett anders gestrickt als meine beste Freundin. Ich hätte bestimmt Hemmungen, wüsste nicht, was sagen und alles würde nur noch peinlich werden. Das ging nicht, ich konnte sie nicht einfach um ein Gespräch beten.

„Lona, das ist überhaupt nicht einfach", widersprach ich, ich musste laut reden, damit man mich in der überfüllten Mensa hörte. „Ich kann nicht einfach mit ihm reden. Das würde eine Katastrophe werden." Zwar war ich nicht so konservativ gestimmt wie meine Eltern – auch dank meiner langjährigen Freundschaft mit Jonas und Lona – aber ich hatte trotzdem keine Übung in solchen Themen und glücklicherweise schien Lona das auch einzusehen.

„Du hast Recht", seufzte sie und fuhr sich durch die Haare, sodass sich die violetten Strähnen neu verteilten. „Wir brauchen für alle drei eine andere Lösung."

„Hey Malia!", rief da eine Mädchenstimme von hinten und ich drehte mich fragend um. Ich kannte die Stimme nicht und als ich das Mädchen sah, die gesprochen hatte, merkte ich, dass ich auch sie nicht kannte.

„Ja?", fragte ich misstrauisch. Das konnte nur schlecht kommen, das sah ich am breiten Lächeln der Blondine.

„Kommst du heute Abend raus? Drei andere Typen?", bot sie da schon an und mir fiel auf, dass sie völlig übertrieben geschminkt war für die Schule, aber noch mehr regte ich mich über ihren Vorschlag auf.

„Nein!", stellte ich heftig klar und kniff meine Augen finster zusammen. „Ich habe sie übrigens nur geküsst! Und ich habe nicht vor, das zu wiederholen." Ich schnaubte wütend.

„Ach ja, nur geküsst", lachte das Mädchen, es war offensichtlich, dass sie mir nicht glaubte. Wieso sollte sie auch? „Das sagt man denn so. Aber wenn du nicht willst..." Sie zuckte arrogant mit den Schultern, drehte sich mit wehendem Haar um und verschwand in der Menge. Verzweifelt raufte ich mir die Haare. „Muss das sein?", stöhnte ich und drehte mich wieder zu Jonas und Lona um. Diese schenkten mit einen bedauernden Blick.

„Da gibt es wohl die, die dich jetzt cool finden und die, die dich jetzt eine Schlampe finden", kommentierte Lona hilfreich.

Ich liess die Schultern hängen. Oder die, die mich cool finden, weil sie mich eine Schlampe finden. „Ich weiss nicht, was ich besser finden soll", murmelte ich und drehte den Fruchtsaft in den Händen herum. Jonas und Lona hatten längst aufgegessen, also machten wir uns auf den Weg zur nächsten Stunde. Ich schaute strikt auf den Boden, sodass ich die Blicke der anderen nicht sehen musste uns stiess auf dem Weg natürlich prompt in eine grosse Gestalt. Hastig wich ich aus und sah auf, es war ein Junge, mindestens zwanzig Zentimeter grösser als ich.

„Sorry", entschuldigte ich mich errötend und wollte weitergehen, als er mir plötzlich die Hand auf die Schulter legte, leicht zudrückte und lächelnd meinte: „Macht nichts." Er wusste nach seinem Blick zu urteilen genau, dass er gut aussah, auch wenn ich nicht ganz seiner Meinung war. Ich schüttelte ihn schnell ab und machte ein paar Schritte weiter, mit einem verkrampften Lächeln wandte ich mich weg und ging weiter.

„Was war das denn?", entrüstete sich Lona, die mich beobachtet hatte. „Das Betouchen war ja wohl nicht nötig gewesen."

„Die haben das Gefühl, sie können dich alle anmachen", schnaubte Jonas als Antwort für mich.

Ich nickte bloss finster.

„Und der hat nicht mal gut ausgesehen", fügte Jonas hinzu. Immerhin war Jonas auch meiner Meinung.

Ich hatte zwar befürchtet, dass das Gerücht herumgehen würde, aber dennoch setzte es mir zu. Bis jetzt war ich unauffällig gewesen und wenn, dann hatte ich einen positiven Eindruck hinterlassen. Doch auf diesen Ruf jetzt konnte ich gut und gerne verzichten. Zum Glück kamen wir ohne weitere Zwischenfälle im nächsten Unterricht an und setzten uns wieder hin-ten hin – wenn ich nochmals angesprochen worden wäre, hatte ich für nichts mehr garantieren können. Ich hatte immer noch den Fruchtsaft in der Hand und drehte ihn höchst interessiert in der Hand herum. Die Etikette hatte ich bereits zur Hälfte abgerissen, wie ich es immer tat, aber die andere Hälfte klebte penetrant daran. Ich nahm die Flasche näher zu mir heran, um mich völlig auf meine Aufgabe zu konzentrieren und merkte dabei, wie Lona mir grinsend zuschaute. Es gab Schlimmeres, bei dem man mich beobachten konnte, dachte ich mir und zupfte weiter an der Etikette herum. „Gewinnen Sie eine Überraschung und senden Sie uns einen Brief mit..." stand da drauf, aber ich konnte nicht mehr lesen, was man in den Brief schreiben sollte, weil ich dort die Etikette abgerissen hatte. Aber als ich „Brief" las, stutze ich plötzlich und ein Licht ging mir auf.

„Ich hab's!", rief ich eine Spur zu laut und hielt Lona die Flasche unter die Nase. „Ich schrei-be einen Brief." Aufgeregt wartete ich auf ihre Reaktion.

Lona las stirnrunzelnd die Etikette, nebendran beugte sich Jonas näher. „Aha? Willst du echt die Überraschung gewinnen?", fragte sie sichtlich verwirrt. Wir haben noch nie viel von diesen Werbeaktionen gehalten und angesichts ihrer irritierten Miene musste ich lachen, was sie noch mehr verunsicherte.

„Ich schreibe nicht dem Fruchtsaft einen Brief", lachte ich und stellte den Fruchtsaft auf den Boden. „Ich schreibe den drei Typen einen Brief mit einer Erklärung. Den bringe ich ihnen persönlich vorbei." In meine Gedanken malte ich mir schon die Szene aus, wie ich bei jedem klingelte und ihnen die Erklärung lieferte, ohne dabei viel sagen zu müssen. Zwar würde ich dann zuschauen wollen, wie sie reagierten, um zu sehen, ob sie es verstehen. Aber ich würde einfach sagen, ich hätte den Brief einwerfen wollen, aber dann geläutet um zu schauen, ob ich ihn direkt übergeben kann – damit konnte ich eine direkte Aussprache vermeiden. So würde es auch nicht komisch sein, wenn ich mit einem Brief in der Hand bei ihnen auftauchen würde. Nicht ganz so komisch, jedenfalls. Dies erklärte ich Lona und Jonas, jetzt im Flüsterton, weil der Unterricht wieder einmal begonnen hatte. Diese hörten mir aufmerksam zu und protestierten nicht, was ich als ein gutes Zeichen deutete.

„Das ist gar nicht so schlecht", gab Jonas zu und nickte. „Find ich gut."

Lona lächelte mich erfreut an. „Na, das ist doch die perfekte Lösung für Miss Verklemmt." Sie war die Einzige, die mich verklemmt nennen durfte, ohne dass sie mich damit provozierte; aus dem einfachen Grund, dass ich nun mal eher verklemmt war und sie so was von überhaupt nicht. Ausserdem fühlte ich mich mit meiner brillanten Idee gerade so erleichtert und glücklich, dass ich mich nicht ärgern liess. Ich fühlte mich so froh wie schon seit drei Tagen nicht mehr und strahlend nickte ich.

„Aber vergiss nicht, eine Briefmarke draufzukleben", ermahnte mich Lona dann grinsend. „Sonst glaubt dir keiner, dass du es einwerfen wolltest."

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