VictoriaFederes , weil du mir mega wertvolle Rückmeldung gibst!
Ich schaute sein Ziel an. Das Café war klein und im Verborgenen zwischen Wohnhäusern, aber es sah gemütlich aus und durch die grossen Fenster konnte ich sehen, dass es viele Gäste hatte. „Sieht toll aus", sagte ich aufmunternd zu Kyle, weil er mich so ansah, als wisse er nicht recht, ob ich gleich wieder davonlaufen würde. Dabei war ich ausgesprochen gespannt darauf, wie Kyle im Alltag drauf war und das Café sah vielversprechend aus.
„Gut", sagte er erleichtert, berührte mich kurz am Arm, um zu zeigen, dass wir reingehen konnten. Ich folgte ihm in das Café und wir setzten uns an einen freien Tisch. Die vielen Leute um uns herum redeten laut und wie automatisch erhoben wir unsere Stimme ein wenig, um uns am Lärmpegel anpassen zu können.
„Trinkst du Kaffee?", wollte Kyle wissen und reichte mir die Getränkekarte.
Ich nickte, nahm die Karte an und als dann eine junge Kellnerin auf uns zukam, bestellten wir beide einen Milchkaffee. Da ich später noch essen würde zu Hause, wollte ich hier gar nicht allzu viel nehmen. Ich hoffte nur, meine Eltern würden nicht gross nachfragen, denn sie wissen genau, wie lange ich Tango hatte. Scheinbar sah man mir die Besorgnis an, denn Kyle fragte: „Was ist?" Ich schaute erschrocken zu ihm und entgegnete seinen blauen Augen.
„Nichts", ich schüttelte rasch den Kopf, dachte mir dann aber, dass diese Antwort ziemlich alt war und ich konnte in seiner Miene lesen, dass er mir nicht glaubte. War ich denn so durchschaubar? Normalerweise konnte ich gut Ausreden erfinden. Rasch fügte ich hinzu: „Ich fragte mich nur gerade, ob, äh, wann meine Eltern zu Hause sind."
Kyle hob fragend die Augenbrauen. „Musst du um eine bestimmte Zeit zu Hause sein?"
Ich zögerte. Ja, schon, aber so wollte ich keinen Ausgang mit ihm beginnen. „Nein, wie gesagt, nicht so wichtig." Ich verabscheute mich für den ablehnenden Unterton in meiner Stimme und Kyle hörte auch sofort auf, weiter zu fragen. Stattdessen blickte er fast schon beschämt auf den Kaffee vor uns, den die Kellnerin bereits gebracht hatte.
„Wohnst du denn auch mit deinen Eltern?", fragte ich Kyle und er schaute wieder zu mir.
Als er den Kopf schüttelte, fiel ihm seine rebellische blonde Strähne wieder ins Gesicht und betonte seine schlanken Gesichtszüge. „Ich wohne in einer Studentenwohnung, alleine", erklärte er und wirkte zum Glück nicht indigniert über meine barsche Antwort von vorhin. „Ich studiere hier und hab auch keine Geschwister, die mitkommen könnten."
Verstehend nickte ich. Er studierte also! Ich versuchte auszurechnen, wie alt er folglich war, denn in zwei Jahren war auch ich mit der Schule fertig, aber andererseits konnte man auch früher die Schule abbrechen und ein Studium beginnen. Bevor ich weiter nachfragen konnte, fragte er: „Hast du denn Geschwister? Du hast mal von einem Bruder erzählt."
Erstaunt darüber, dass ich das mal erwähnt habe und dass er es noch weiss, nickte ich. „Ja, ein älterer Bruder, er heisst Theo." Ich lächelte leicht. „Er ist zwanzig."
„Also älter als ich", kommentierte Kyle und engte sein Alter somit schon ein, denn ich schätze ihn auf mindestens mein Alter ein, wenn nicht ein wenig älter.
„Wie alt bist du denn?", fragte ich, ich musste das einfach wissen.
Kyle grinste. „Was denkst du?"
Nachdenklich biss ich mir auf die Lippen und betrachtete ihn. Da ich ihn ja nicht jünger schätzen wollte als er war, sagte ich: „Neunzehn?"
Er lächelte breiter, was sein Gesicht aufleuchten liess. „Genau!" Dann beugte er sich vor. „Ich schätze dich auf achtzehn." Seine auf mich gerichteten zusammengekniffenen Augen fesselten mich kurz, aber ich korrigierte ihn dennoch beinahe automatisch: „Nein, siebzehn." Aber innerlich freute ich mich, dass er mich älter geschätzt hat. Nachdem also die Vorstellungsrunde vorüber war, unterhielten wir uns über andere Dinge wie Tanzen, Musik und Sachen, die ich mir gar nicht alle merken konnte. In einer kurzen Pause zwischen unseren Gesprächen konnte ich hören, wie sich drei Frauen um die vierzig neben uns über die Jugend unterhielten. Ich wollte anfangs gar nicht mithören, aber es passierte einfach.
„Ach, als würde man heutzutage noch Musik hören!", sagte eine der Frauen und erregte schon damit meine Aufmerksamkeit.
„Schau mal die beiden Jugendlichen da an", sagte eine und ich zuckte zusammen, als ich daraus schloss, dass sie wohl Kyle und mich meinte. „Die hören doch keine Musik mehr!"
„Die Musik ist nur noch ein undefinierbares Geschrei ohne Takt", ereiferte sich die andere und ich runzelte genervt die Stirn.
„Von wegen", sagte ich zu Kyle, wütend über die Wertung der drei Frauen über meine Generation. „Was haben die denn für einen verdrehten Eindruck?"
„Sie hören ein Lied und schliessen daraus auf die ganze Musik der Jugend", erwiderte Kyle und verdrehte die Augen. Erst nachdem er mir auf meine Frage geantwortet hatte, fiel mir auf, dass ich erstens den drei Frauen gar nicht zuhören sollte und zweitens Kyle in dem Fall ebenfalls gelauscht hat, denn sonst hätte er nicht antworten können. Langsam begann ich, breit zu grinsen und lachte dann, als Kyle ebenfalls begriffen hatte. Grinsend schauten wir uns an und ich genoss den Moment der Vertrautheit, der entstand, als wir verstanden, dass wir beide die Tendenz hatten, anderen bei ihren Gesprächen zuzuhören. Das war vor allem in langweiligen Schulstunden sehr amüsant.
„Wetten, sie würden einen Tango nicht erkennen können?", meinte Kyle und beugte sich etwas vor.
Ich lächelte ihn an. „Oder Heavy Metal von Samba unterscheiden", ergänzte ich und brachte Kyle damit zum Lachen. Mit einem Schmunzeln nahm ich die Kaffeetasse an den Mund, um ihn zu trinken, bevor er kalt wurde.
„Die Musik ist wirklich am zu Grunde gehen", seufzte eine der Musikexpertinnen neben uns. „Keiner kennt mehr Mozarts Messias!"
Ich prustete so laut los, dass die Frauen sich erschrocken zu uns umdrehten und Kyle mich verwundert ansah, dabei verschluckte ich mich beinahe am Kaffee. Beschämt, aber immer noch laut lachend, liess ich mir meine dunklen Wellen ins Gesicht fallen, damit die drei Frauen mein Gesicht nicht sahen und japste: „Der Messias ist von Händel, nicht Mozart." Vorsichtshalber stellte ich meine Tasse wieder hin. Zwar gab es tausende Messias', aber wenn man von „dem" Messias redete, meinte man gewöhnlich das berühmte Stück von Georg Friedrich Händel. Ich biss mir auf die Lippen, damit ich mit dem Lachen aufhören konnte, aber an meiner Stelle musste nun auch Typ 3 mir gegenüber kopfschüttelnd lachen.
„Die heutige Jugend", tadelte er mich mit einem schelmischen Grinsen, da sich schon etwa zehn Leute nach mir umgedreht hatten. „Kann sich nicht zurücknehmen." Obwohl sein ironischer Unterton besagte, dass er mir mein lautes Lachen nicht übelnahm, spürte ich, wie mir das Blut in den Kopf schoss.
* * *
Hii :) was hört ihr so für Musik? ;)
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Küsse im 2/4-Takt
Romance••• Der Titel wurde von "Mein erster Fehler - Nur eine Nacht" zu "Küsse im 2/4-Takt" geändert! ••• Eigentlich tanzt Malia in ihrer Freizeit leidenschaftlich Tango, und ruiniert sich nicht mit Erfolg ihr Leben. Aber eines nachts macht sie unter dem E...