Hey, ich überarbeite momentan diese Geschichte hier :). Es wäre toll, wenn ihr Fehler oder konstruktive Kritik in die Kommis schreiben könntet! <3
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Ich zuckte zusammen, als ich die tiefe Stimme wiedererkannte.
Bevor ich antworten konnte, hatte Kyle sich neben mich gesetzt und mir einen Arm um die Schulter gelegt und nur mit sehr viel Beherrschung konnte ich mich davon abhalten, nicht sofort wieder los zu schluchzen. Seine Wärme und die fürsorgliche Geste liessen mich wie zu Hause fühlen. Oder, wie irgendwo, wo ich gern zu Hause wäre, denn mein zu Hause würde nie mehr das sein, das es mal war.
„Hey, was ist denn passiert?" Bestimmt war er erstaunt, was denn in dieser kurzen Zeitspanne zwischen unserem Telefonat und jetzt hatte geschehen können.
Endlich wagte ich es, ihn anzuschauen und begegnete besorgten blauen Augen. Zitternd holte ich Luft und befahl mir, dass ich nicht vor Kyle weinen wollte. „Meine Eltern wollten ja mit mir sprechen...", begann ich und meine Stimme klang dünn und hoch. Ich sah, wie Kyles Gesichtszüge entgleisten, wahrscheinlich hatte er eins und eins zusammengezählt. Dennoch sprach ich weiter, um ihn aufzuklären: „Sie trennen sich. Ohne Vorwarnung." Meine Lippe begann zu zittern und ich biss präventiv darauf, konnte aber nicht verhindern, dass Kyles Bild vor meinen Augen verschwamm. Die Musik im Hintergrund wechselte, aber ich hörte es fast nicht.
„Das tut mir echt leid, Malia", meinte Kyle und zog mich näher zu sich heran. Mein Kopf war nun ganz nah an ihm dran und beinahe könnte ich seinen Herzschlag hören. „Hatten sie denn Streit?" Die Frage war nicht taktlos, nicht mit dem mitfühlenden Ton, den er draufhatte.
„In letzter Zeit schon", brachte ich heraus und mir wurde übel bei dem Gedanken. „Ich hätte es wissen können."
„Das kann man nie sicher wissen", widersprach Kyle mit sanfter Stimme, aber ich glaubte ihm nicht. Mein Vater hatte mir direkt ins Gesicht gelogen. Er hatte behauptet, die Wohnungen seien nicht für ihn und somit schamlos seine Tochter belogen. Ich begann wieder zu zittern und spürte einen sanften Druck auf meinem Arm, roch Kyles Duft und konnte mit letzter Kraft die Tränen zurückhalten.
„Willst du darüber reden?", fragte Kyle zögernd. „Oder nicht?"
Ich wusste selbst nicht genau, was ich wollte, aber ich schüttelte dankbar den Kopf. „Nein, ich werde noch genug darüber nachdenken", sagte ich bitter und hörte Kyle kurz auflachen. Das Lachen brachte mein Herz aus dem Takt und sofort fühlte ich mich durch seine Anwesenheit besser.
„Hast du Musik angeschaltet?" Offenbar war es nun auch Kyle aufgefallen. Mit einem zaghaften Lächeln nickte ich.
„Darf ich das?", erkundigte ich mich. Erst im Nachhinein überlegte ich meine Taten genauer – wie schon einmal, wenn auch in einer ganz anderen Situation.
„Keine Ahnung", meinte Kyle und grinste. „Aber ich denke, niemand wird reklamieren." Er schaute mich kurz abwägend an, dann sagte er, immer noch lächelnd: „Wollen wir tanzen?"
Ich horchte kurz auf, das Lied war kein Tango, sondern Bachata. Aber es war wunderschön, auf Spanisch. „Okay", erwiderte ich. Musik war immer die beste Ablenkung und Musik und Tanzen noch besser. „Aber was singt er?" Zwar tanzten wir immer wieder zu spanischem Text, aber ich verstand es nicht.
Kyle erhob sich und hielt mir die Hand hin. „Ich kann versuchen, es zu übersetzen."
Ich ergriff seine Hand und er zog mich hoch, in der nächsten Sekunde standen wir in der geschlossenen Hand einander gegenüber. „Wenn du mir zeigst, wie Bachata geht", fügte er hinzu und legte den Kopf schief.
Ich lachte ein wenig und sah, dass Kyle sich darüber freute, mich erheitert zu sehen. „Einverstanden." Ich führte ihn auf in die Mitte des Raumes und klickte beim Vorbeigehen beim Player auf wiederholen. Das Stück begann wieder von vorne. Glücklich nahm ich Kyle bei der Hand und merkte schon, wie die Musik ihre Wirkung auf mich hatte.
Nunca estarás solita
Aunque se hunda la tierra mi princesita
Aunque la Antártica ya pronto se derrita
Yo no me muevo de tu lado señorita
¿Por qué tan solita? Nunca estarás solita
Das sang der Sänger und Kyle übersetzte mir den Sinn des Textes: „Du wirst nie alleine sein, auch wenn die Welt untergeht, meine Prinzessin." Er hielt kurz inne, um mir einen verwegenen Blick zu schenken und fuhr dann fort: „Auch wenn die Antarktis bald schmilzt, ich gehe nicht von deiner Seite, Mädchen. Warum so alleine? Du wirst nie alleine sein." Es war süss, wie er die Kosenamen übersetzte und wie er die Augen zusammenkniff, als er die Sprache beim Hören übersetzte. Und der Text berührte mich, gerade in meiner jetzigen Stimmung schätzte ich es, dass ich eben nicht allein war, sondern dass Kyle hier war.
Während der Sänger weitersang, zeigte ich Kyle die Grundschritte von Bachata. Ich hatte den Tanz schnell gelernt und auch Kyle hatte keine Mühe damit, da es für einen tanzerprobten Menschen kein Problem mehr darstellte. Ich ging beziehungsweise „rutschte" drei Schritte nach rechts und tupfte dann den linken Fuss an den rechten, bevor ich wieder zurück nach links glitt, wieder tupfte und das war's schon. Bereits als der Refrain des Liedes wieder kam und ich einige Wörter wiedererkannte, hatte Kyle die Führung übernommen und wir bewegten uns locker durch den Raum, den Blick auf den Gegenüber gerichtet. Ich fühlte einen Impuls von seiner Hand und ging automatisch in eine Drehung, noch bevor ich überlegen konnte, woher er die Idee zu dieser Drehung hatte. Ich kam wieder zurück, griff seine Hand und kommentierte: „Siehst du? Du entdeckst schon Figuren, die ich dir gar nicht gezeigt hatte."
Kyle wurde etwas verlegen. „Man kann schon so drehen, oder?", fragte er nach und ich konnte nicht anders, als ihm ein Lächeln zu schenken. „Keine Sorge, die Drehung gibt es."
„Dann ist ja gut."
„Und auch wenn, als Künstler darf man neue Sachen erfinden", sagte ich und dachte dabei an seine Zeichnungen.
„Ach, die Zeichnungen", meinte Kyle und warf einen Blick zur Türe. „Deswegen bin ich eigentlich gekommen."
Ich runzelte die Stirn und folgte automatisch einer Wendung, in die Kyle mich führte. „Wie, du bist wegen den Zeichnungen gekommen?" Wie konnte er wissen, dass ich da war?
Kyle lachte ein wenig. „Nicht die Zeichnungen, die ich dir zeigen werde", stellte er schnell klar. „Ich hab den Auftrag bekommen, hier ein wenig für Dekoration zu sorgen und wollte vorbeikommen, wenn grad niemand da ist." Er bedachte mich mit einem langen Blick.
„Aber dann war ich da", ergänzte ich - hoffentlich hatte ich ihn nicht von der Arbeit gestört. „Aber das ist ja toll, dass du hier deine Bilder aufhängen darfst!", fügte ich hinzu. Das war doch eine grosse Ehre, wenn die Tanzschule hier seine Kunst mochte und zur Deko nutzen möchte!
Kyle lachte scheu auf. „Ja, das ist wirklich toll! Ist auch gut fürs Studium, wenn ich externe Interessanten habe."
Ich strahlte. „Ich wusste doch, dass du gut bist!" Beinahe wären wir aus dem Takt gekommen.
„Vielleicht haben die Tänzer hier ja einen abscheulichen Geschmack?", schlug Kyle vor, der offenbar nicht einfach ein Kompliment annehmen konnte.
„He, bestimmt nicht. Du musst mir eins zeigen, komm schon!" Wie aufs Stichwort hörte unser Lied auf und das nächste begann, aber ich nahm zögerlich die Hand von Kyles und schaute ihn bettelnd an. Es nahm mich echt wunder, wie er zeichnete und sei es, wenn er nicht die besten Stücke dabei hatte.
* * *
Versteht ihr Spanisch?
Vielen Dank, Mysterylama , dass Du mir mein Cover aufgepeppt hast!
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Küsse im 2/4-Takt
Romance••• Der Titel wurde von "Mein erster Fehler - Nur eine Nacht" zu "Küsse im 2/4-Takt" geändert! ••• Eigentlich tanzt Malia in ihrer Freizeit leidenschaftlich Tango, und ruiniert sich nicht mit Erfolg ihr Leben. Aber eines nachts macht sie unter dem E...