25. Der geniale Plan

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Das Kapitel ist queestinaa und musicjunkie_0707 gewidmet❤️. Ihr seid zwei wahnsinnig wertvolle Leser!

Obwohl ich wach war, blieb ich noch liegen. Denn als ich die Augen öffnete, kam mir die Erinnerung von letztem Abend wieder in den Sinn und ich verbrachte die nächsten fünf Minuten damit, in den glücklichen Gedanken schwelgend im Bett zu verweilen. Auch wenn das Telefonat mit meiner Mutter die Stimmung ein wenig gedämpft hatte, war es schön gewesen mit Kyle. Beim Nachhause gehen waren wir wieder lockerer geworden und wir hatten uns vor unserer Garage, wo mich keiner meiner Eltern vom Haus aus sehen konnte, verabschiedet. Zuerst hatte ich nicht recht gewusst, was ich tun oder sagen sollte, aber glücklicherweise hatte Kyle mir dann die Entscheidung abgenommen, indem er mich schlichtweg umarmt hatte. Auch jetzt noch, zwölf Stunden später, konnte ich seine Wärme spüren. Es war ja nicht so, als ob wir uns noch nie nah waren, schliesslich tanzten wir in der geschlossenen Haltung, aber es war ein völlig anderes Gefühl, wenn man den anderen umarmte – weniger pflichtbewusst wie beim Tango und dafür gefühlvoller. Bevor ich weiter über das kleine Date nachdenken konnte, wurde meine Zimmertür aufgerissen und mein Bruder kam stürmisch herein, ohne auf meine nostalgischen Gedanken Rücksicht zu nehmen – was er natürlich auch nicht konnte, da er nichts davon wusste. Aber seine Miene war leicht panisch und jäh setzte ich mich im Bett auf.

„Theo, was ist los?"

„Amanda", keuchte er. „Sie hat heute Geburtstag!"

Schlagartig fiel es mir wieder ein und war hellwach. „Meine geniale Idee!", stiess ich hervor und für einen winzigen angsterfüllten Moment fiel sie mir nicht wieder ein. Doch dann ging mir das Licht auf und ich sprang aus dem Bett. „Du hast Recht!"

Nachdem ich angezogen war und währendem Theo über den Vorabend mit Kyle aufgeklärt hatte, da er mir nicht geglaubt hat, dass ich mit Liana aus war, setzten wir uns an sein Problem.

„Ich weiss, wie du hier rauskommst", erklärte ich ihm. „Aber du musste etwas romantisches mit ihr machen."

„Glücklicherweise war sie einigermassen gut gelaunt diese Woche", wandte Theo ein und fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Haare, wodurch sie noch verstrubelter wurden, als sie bereits waren.

„Okay, das ist gut." Aber trotzdem brauchten wir ein Geburtstagsprogramm. Ich kannte Amandas Interessen nicht besonders gut, deswegen hatte sich mein genialer Plan auf die Flucht aus dem Haus begrenzt und nur ein kleines bisschen damit, was sie dann schlussendlich unternahmen. „Was macht sie gerne? Wenn du mir ein paar Dinge sagst, fällt mir wahrscheinlich was ein." Denn obwohl ich keine perfekte Idee hatte, hatte ich mich vergangene Woche in langweiligen Schulstunden überlegt, was man an einem Geburtstag machen konnte.

„Sie mag... Ausflüge?" Theo runzelte die Stirn.

„Ein bisschen genauer, bitte", forderte ich und verdrehte die Augen. Das war wieder mal typisch Männer.

„Kart fahren, im Winter Kunsteislaufbahn,..."

„Es ist aber nicht Winter."

„Ich weiss, aber wenn es Winter wäre."

„Wenn es Winter wäre, wäre nicht ihr Geburtstag."

„Das stimmt auch wieder."

„Weisst du noch mehr?"

Mein Bruder zögerte. „Sie sagte mal was von Bungee Jumping."

„Was sagte sie darüber?"

„Dass sie es mag... oder vielleicht sagte sie auch, dass sie es eben nicht mag."

„Theo! Du bist doch sonst so aufmerksam!"

„Ich hab schon drei Sachen aufgezählt! Sie mag übrigens auch schwimmen und klettern."

„Gut."

„Und tanzen!"

„Sechs Sachen. Kompliment." Ich seufzte.

Es stellte sich also heraus, dass Theo reichlich wenig über Amandas Leben vor seiner Zeit wusste, ich war schon froh, als er mir immerhin fünf Aktivitäten auflisten konnte, die man in der kurzen Zeit organisieren konnte. Wobei ich die Kunsteisbahn und Bungee Jumping nicht mitzählte. Nach einiger Zeit – zwei Stunden, vielleicht auch mehr – hatten wir eine perfekte Mischung aus Action-Abenteuer-Geburtstagsausflug und romantisches Zweierfest gefunden. Theo hatte Amanda am Vortag gesagt, er habe eine Überraschung vorbereitet und zum guten Glück liebte sie Überraschungen und hatte folglich positiv reagiert. So erwartete Amanda heute nicht etwas Bestimmtes von Theo und war schwerer zu enttäuschen. Beim nächsten Schritt ich musste ich es Theos Freundeskreis hoch anrechnen, dass sie so spontan gestrickt waren. Als Theo einigen Kumpels und Freundinnen von Amanda und ihm schrieb, was er vorhatte und dass er dann gegen den Abend mit seiner Freundin alleine sein wollte, befürchtete ich dunkel, dass sie alle absagen würden, da die Geburtstagsparty ja noch am selben Tag stattfand. Doch wahrscheinlich hatten sie mit so etwas gerechnet, denn ausnahmslos alle sagten zu und versprachen auch, dass sie die Privatsphäre des Paares respektieren würden. Bis jetzt lief also alles gut – auch unsere Eltern kamen nicht dazwischen. Sie waren unten und Theo und ich hörten ab und zu, wie sie sich unterhielten, doch weder stritten sie sich noch beobachteten uns.

Aber wenn Theo von sich aus das Haus verlassen würde, wäre die friedliche Stimmung vorbei. Denn seit der Sache mit Amanda vor der Haustüre Theo jedes Mal ausgefragt, was er vorhatte, bevor er einfach so gehen konnte. Zwar könnte er auch einfach lügen, aber dann wäre danach immer noch das Problem, dass unsere Eltern den ganzen Tag lang darüber nachdenken würden, was er tat und dann zum Schluss kommen, dass er etwas Verbotenes machte. Dies erklärte mir Theo gerade hilfesuchend und mit gedämpfter Stimme.

Aber da kam eben meine berüchtigte geniale Idee ins Spiel. Und Jonas.

Jonas hatte glücklicherweise einen positiven Eindruck auf meine Eltern hinterlassen und mit seiner Aussage, er habe kein Interesse an irgendwelchen Mädchen, also auch nicht an mir, sahen meine Eltern ihn als angehender Mönch und Heiligen. Auch wenn das höchstwahrscheinlich nicht der Sinn der Aussage gewesen war. Doch das und die Tatsache, dass meine Eltern sich keine Geburtstage merken konnten, nutzte ich jetzt aus.

Noch während ich Jonas eine SMS schrieb, weihte ich Theo in meinen genialen Plan ein. Er sass mir gegenüber und auch wenn ich auf mein Handy schaute, merkte ich, dass es Theo gefiel. Kurz schaute ich auf und begegnete seinem breiten Grinsen, mit dem er mich anerkennend anblickte. Die Idee war glaubenswürdig und ich war neunundneunzig Prozent sicher, dass es aufgehen würde.

„Einverstanden", schrieb Jonas gerade zurück und ich atmete erlöst aus. Froh, dass bis zu diesem Punkt alles so gut geklappt hat, legte ich das Handy weg und nahm Theo kurzerhand in den Arm. Er war um einiges grösser und breiter als ich, auch wenn wir uns ähnlich sahen und als er den Arm um mich legte, verschwand ich beinahe im Stoff seines Pullis.

„Malia, deine Ideen und Ausreden sind echt lebensrettend, danke!", murmelte Theo an meinem Ohr. Sein Atem kitzelte und mein Magen machte einen glücklichen Hüpfer, als ich die Erleichterung und Anerkennung in seiner Stimme hörte.

„Gerne", sagte ich ebenso leise. „Du solltest freier leben können." Und als ich das so sagte, merkte ich in meinem Innern, dass ich das nicht mehr lange akzeptieren würde. Die rebellischen Gefühle in mir regten sich und ich wusste, dass Theo auch so dachte. Irgendwann war Schluss damit, dass unsere Eltern für uns entschieden und dieser Moment schien näher als je zuvor.

Und dann klingelte es Sturm an der Haustüre.

* * *

Ich nehme an, ihr könnt euch denken, wer da ist? :)
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Küsse im 2/4-TaktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt