CAP 40

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Fremde Freunde


Und sie saßen in der Kneipe, Dominic und seine Freunde, und es war ein gemütlicher Abend. Lange Gespräche über alte Zeiten, eine fröhliche Runde, alle kannten sich irgendwie von der Schulzeit her, viel Bier, gelöste Stimmung. Im Raum war es angenehm warm, draußen stürmte es, und die Holzstühle und Tische strahlten eine heimelige Ruhe aus. Er saß etwas abseits, ließ seine Freunde reden und seine Gedanken schweifen, wunderte sich, wieviel er schon vergessen hatte, in der vergangenen Zeit, und freute sich unter diesen Umständen daran erinnert zu werden. Er zündete sich eine Zigarette an, und als er aufschaute, blickte er in die schönsten Augen, die er je gesehen hatte. Wie ein heißer Stich brannte sich dieser Blick in seinen Schädel, und dennoch lief es ihm eiskalt den Rücken runter. Solch ein Blick, wunderbar. Leider war er sehr ungeschickt in diesem Moment, und verschüttete sein Bier auf die Hose und schon im Aufspringen wusste er, dass er es mal wieder vermasselt hatte. Als er sich die Hose abgerieben und sich wieder gesetzt hatte, das Bier wieder sicher auf dem Tisch stand und er in ihre Richtung schaute, waren die Augen schon verschwunden und Dominic würde sie nie wieder sehen. Es war so deprimiert.

Nicht uninteressiert aber abgelenkt lauschte er dem weiteren Gespräch seiner Freunde, ohne sich allerdings darauf konzentrieren zu können. Nur einzelne Gesprächsfetzen drangen zu ihm vor und irgendwie konnte er sich darauf nichts zusammenreimen.

"Eine Brille - hat eine Brille intellektuelle Fähigkeiten? Gibt es ein typisches Brillengesicht oder ist alles nur Illusion?" Dominic wandte sich ab. Er erinnerte sich nicht, sich jemals mit einer Brille intellektueller gefühlt zu haben. Er fand, er war intellektuell genug. Wenn doch nur die Augen wieder erscheinen würden! Manchmal glaubte Dominic an Wunder. Manchmal...

"Die Illustrierten eignen sich nicht für eine Säuberung! Freier Journalismus bringt scharfe Krallen und stört den Empfang im Gefängnis. Ist man gefangen? Warum?" Dominic bezweifelte die richtigen Bekannten zu haben. War er wirklich mit diesen Leuten zur Schule gegangen? Sie kamen ihm plötzlich so fremd vor, so unbekannt. Unverbrannt. So jung noch, wo waren ihre Falten, wo? Wieder einmal fühlte er sich bestätigt, in seinen Ansichten, warf einige vernichtende Phrasen über die Medien in den Raum und ein paar Groschen auf den Tisch. Dann ging er. Die anderen lachten und folgten ihm dann. Dominic hasste das, weinte ein wenig und wusste, dass die alten Zeiten trotzdem nicht wiederkommen würden.


Einer ist schon tot. Ein Leben auf Raten.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt