Einer ist schon tot. Ein Leben auf Raten.

CAP 23

Philipp und die Lyrik

Die Tür flog auf und Philipp stürzte zum Schreibtisch. Sein Kopf war voller Ideen, die danach lechzten, zu Papier gebracht zu werden. Er setzte sich, fingerte nach einem Stift und schrieb. Es sollte ein Gedicht werden!

Linola H.

Ein frischer Morgen zog auf gar fürchterlich / Und dann im Angesicht der Qual / Dirty Peter und der Hanseat erhoben sich / Der Geruch von Mord war überall

In einer stolzen Eiche / ein mächtig schöner Baum / Hing eine fiese Leiche / Ganz furchtbar anzuschau'n

Nur zwei Zoll dick / Grau und hart und lang / War der Baumwollstrick / Um's Herz wurd's einem bang

Gefesselt und unglücklich verwickelt / Sie war nur wenige Jahre alt / Verwesend war ihr Körper ganz bepickelt / Herunterfallen würd' sie bald

In der Blüte ihrer Jahre / Kam ein Mann / Er zeigte ihr das Wahre / Zog sie in seinen Bann

Es dauerte eine ganze Zeit / Er war ganz ausgelassen / Und sie zu allem bereit / D'rum tat er sie befassen

Doch dann kam jener Tag / Als die Liebe starb, als der Nachbar kam / Woran er sich nicht erinnern mag / Weil dieser Tag ihr das Leben nahm

Zu verhindern hatte er es nicht vermocht / Dieses blutige Vergehen / Der Nachbar tat's aus Eifersucht / Man konnt's nicht übersehen

Nun hing sie da und stank / Von Mangel an Luft dahingerafft / Ihr Körper war rank und schlank / Von tausend Fremden angegafft

Dirty Peter und der Hanseat / Waren still und ihre Stimmung trist / Sie taten, worum er sie bat / Schnitten sie ab und legten sie in die Kist'

Still wurd's erst an ihrem Grab / Alle waren nun gegangen / War's das, was das Leben gab? / Hatte dafür sie gehangen?

Philipp runzelte die Stirn, er wusste es nicht. Eigentlich war's ihm auch nicht so außerordentlich wichtig, denn er war völlig von dem abgekommen, was er zuerst hatte schreiben wollen. Er musste sich doch unbedingt mehr auf seine Arbeit konzentrieren und seinen Regungen mehr kontrollieren, sonst war nichts mit ihm anzufangen.