CAP 2

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Am fünften Nachmittag verließ Victor das Haus und schlenderte durch die Straßen der Stadt. Im Café traf er Dominic. Er hatte es schon erwartet. Dominic saß jeden Tag dort im Café, seitlich an dem bestimmten Tisch, der für sie reserviert war und an dem sie sich schon so oft getroffen und so viele wilde Pläne geschmiedet hatten. Und Er schrieb Geschichten, ohne zu wissen warum oder für wen. Er schrieb einfach und war wie besessen davon. Dominic hatte einmal gesagt:

"Das Leben ist wie ein Käfer; es ist schwarz und stinkt." Victor hatte ihn nicht verstanden. Jetzt saßen sie beide da und schwiegen. Ihre Blicke trafen sich und Victor spürte die tiefe Freundschaft, die sie verband und er war froh, daß es so war.

Dominic hatte den Blick. Nicht einen, sondern diesen Blick, der einzigartig war, denn es war sein Blick. Mit ihm beherrschte er die anderen, wie Philipp es mit seinen Reden versuchte. Philipp und Dominic standen im ewigen Wettstreit und schon mehr als einmal war es zum Kräftemessen gekommen. Philipps Worte gegen seinen Blick. Die endgültige Entscheidung war noch nicht getroffen, und das würde wahrscheinlich auch nicht geschehen, zu tief griff die Freundschaft, als das sie versucht hätten, sich zum Sieger über den anderen aufzuschwingen. Lange hatte es gedauert, dieses zu erreichen, und viele Fehler waren gemacht worden. Doch dies war nun vergessen, glaubte Victor.

Sahra, die Bedienung, kam, und er bestellte, wie zuvor Dominic, eine heiße Schokolade. Als Sahra ging, schauten ihr die beiden Freunde nach, und Victor fiel sofort wieder Dominics Bemerkung ein, die er einmal über Sahra gemacht hatte, nämlich dass, als Gott die Gaben verteilte, Sahra zweimal bei der Verteilung des Hinterns aufgezeigt hatte, und dafür auf das Hirn verzichten musste. Sie war wirklich nicht zu beneiden.

Dominic begann wieder zu schreiben, und Victor vertiefte sich in die Zeitung, die er sich mitgebracht hatte. Nach etwa einer halben Stunde kam Philipp dann ins Café, suchte sich eine Zeitung aus, trat an den Tisch und nahm dann Platz. Victor und Dominic nickten ihm kurz und begrüßend zu, kümmerten sich dann wieder um ihre eigenen Angelegenheiten. Dominic vermied es Philipp anzusehen und dieser Philipp putzte schweigend seine Brille. Jetzt waren sie vollzählig, es konnte beginnen. Gegen sechs Uhr meinte Dominic leise aber deutlich:

"Britva, eh!, es ist Zeit.", und sie standen auf und verließen das Lokal.

Sahra räumte den Tisch ab, und sie hatte schon längst vergessen, dass die drei nicht bezahlt hatten, mal wieder nicht. Sie war echt nicht zu beneiden.




Einer ist schon tot. Ein Leben auf Raten.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt