CAP 29

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Paul - im Nebel


Paul trat auf die Straße. Es war ein stiller und nebliger Vorweihnachtsmorgen und nichts rührte sich in seiner näheren, sichtbaren, ja überhaupt wahrnehmbaren Umgebung. Es war wieder so eine Nacht gewesen, so eine besondere, wie er sie mochte, denn sie prägten sich so gut und dauerhaft in sein Gedächtnis, und es waren gute Erfahrungen, die er sammelte, gute Erfahrungen, stille Gedanken, klare logische Zwänge, und doch von einer unerwarteten Offenheit, ja Freiheit, wie er sie nie für möglich gehalten hätte, und er freute sich, dass es so war und er hoffte, es würde noch oft so sein und werden, und er streckte sich und sog die eiskalte Luft in seine Lunge, und wenn er es so recht bedachte, fühlte er sich wohl, wohler als seit langem, denn drückend hatte sich der Winter auf sein Gemüt gelegt und seine Stimmung belastet, damals, dann.

Er machte einen Schritt und gleich noch einen, und je mehr Schritte er machte und sich von seinem Haus entfernte, desto dichter schloss sich der Nebel hinter seinem Rücken, und wenn er sich jetzt umschaute, war schon fast nichts mehr zu sehen, und wenn er dann wieder nach vorne blickte, so sah er dort um so mehr, denn es war eine Welt für sich, hier so allein und still im dichten Nebel, der jetzt langsam und erfrischend kühl an seinem Beinen hochkletterte und dessen Kälte sich in seinem Anorak festsetzte. Doch er mochte dies, denn dadurch wurde er wach, konnte Abstand gewinnen, zu dieser Nacht, die so schön und gut, ja so wertvoll gewesen war und dennoch so anstrengend und manchmal auch unübersichtlich. Und je mehr Abstand er nahm und erwachte, desto mehr konnte er erkennen, desto klarer sah er die Umstände und Gegebenheiten und Beziehungen und Gefühle und, und, und... Und es war ein gegensätzliches Bild - er im Nebel, der sich immer dichter um ihn schloss, und dann er in seinen Gedanken, die sich immer mehr lichteten und mehr preisgaben und dennoch, damals... Er erreichte seinen Wagen, öffnete die Türe und nahm Platz. Und fuhr weg, weg.



Einer ist schon tot. Ein Leben auf Raten.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt