Einer ist schon tot. Ein Leben auf Raten.

CAP 27

Es kommt die Nacht...

Und doch, es war ein schöner Abend, so allein. Die Nacht war klar und kalt. Am Himmel leuchteten und blinkten die Sterne, und die Luft stand eisig still und schnitt ins Gesicht. Seine Lungen füllten sich und die Kälte verschaffte ihm eine angenehme Frische, und der leichte Anflug von Müdigkeit, der ihn an diesem Abend erfasst hatte, verflog wie der Wind, der heute zu fehlen schien. Eigentlich war er schon da, nur hatte er es nicht besonders eilig.

Dominic schaute aus dem Fenster und erblickte den weißen Schimmer der Eiskristalle, die im Licht der Laterne und des Mondes funkelten und sich auf die Dächer, die Bäume und Sträucher, auf die Straße und die Autos, ja sogar auf die Kleidung der wenigen Passanten, die zu dieser späten Stunde noch durch die Straßen eilten, gelegt hatten, und er wusste, dass es gut war, so alleine an diesem Abend. Er schloss das Fenster und die Augen. Jene spezielle Nacht war gekommen

Er legte sich in sein warmes Bett und ließ seine Blicke durch das Zimmer streifen, bis sie an seinen alten Winterstiefeln hängen blieben. Sie standen dort in der Ecke, derbes Leder, leicht beschmutzt und schon ziemlich abgenutzt, doch es waren seine liebsten Schuhe. Nicht allein, dass sie bequem und robust waren und seine Füße warm hielten, wenn er alleine durch den Schnee stapfte, nein, so, wie sie da standen, im fahlen Halbdunkel, und lange Schatten zogen, sahen sie aus, wie zwei alte Freunde, schweigsam verbunden durch ein gemeinsames Schicksal und ihr Wissen voneinander. Sie waren sich so gleich und doch grundverschieden. Sie gingen die gleichen Wege, doch niemals gemeinsam. Nur am Abend kamen sie zusammen und hätten miteinander reden können, wenn sie gewollt hätten. Doch sie schwiegen lieber, oder er verstand sie nicht.

Er drehte sich um und schlief ein auf dem weichen warmen Körper einer jungen Frau. Die Nacht hatte begonnen. Diese schreckliche Nacht, die er nie vergessen würde.