11- Deal ist Deal

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Black Streets
11- Deal ist Deal

Deniz wirft mir einen letzten Blick und geht dann selbstsicher in das Schulgebäude. Er trägt eine einfache blaue Jeans, ein weißes Shirt und eine Lederjacke. Sein Blick erinnert mich an den meines Stiefvaters, als er mir gesagt hat, ich solle seinen Alkohol, der im Keller liegt, nicht anfassen. Ich war damals noch so jung und meine Mutter war nicht tot. Er hatte mir gesagt, wo sein Versteck liegt und ich Dumme hatte alles entleert, weil ich damals noch die Schuld seines Verhaltens auf den Alkohol schob. Er hatte mich getestet. In seinen Augen war derselbe Ausdruck aufgeglimmt.

»Was ist passiert, du musst mir alles bis ins kleinste Detail erzählen!«, sprudelt es aus Cansel. Ihre Augen sind weit vor Begeisterung, genauso wie meine Gedanken weit weg von diesem Ort sind, bei Ümit, bei Buke.

Cansel ist diejenige der Mädchen, mit der ich am wenigsten zutun habe. Sie ist meist am Erzählen und am wild gestikulieren. Man braucht nicht viel machen, als nur zu nicken, wenn man mit ihr "ein Gespräch" führt. Das sie etwas von mir wissen will, überrascht mich auf eine Weise und auf eine nicht. Es ist das erste Mal, dass sie es will, aber es ist auch das erste Mal, dass ich etwas für ihre Ansprüche spannendes zu erzählen habe. »Ich erinnere mich nicht.«

Sie verdreht enttäuscht die Augen und beginnt dann über eine Leslie zu reden, von dessen Existenz ich nicht einmal wusste. Sie hat angeblich eine Beziehung mit unserem Mathelehrer. Wer's glaubt.

Als Berna und Lamia kommen, bin ich erleichtert.
»Ich hab den Bus verpasst«, erklärt Lamia ihr Fehlen und dann schalte ich auch schon ab. Im Unterricht habe ich das Gefühl, von Deniz beobachtet zu werden. Als würde er meine einzelnen Schritte studieren. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, weil er seltsam ist. Er sitzt zwei Reihen hinter mir, da kann ich das eigentlich schlecht sagen.

Wir müssen in Chemie präsentieren. Als ich vorne stehe, merke ich, dass seine Konzentration dem Blatt vor ihm gilt und dafür bin ich dankbar. Ich hoffe einfach nur, dass er kein Hindernis darstellt. Jetzt, wo ich daran glaube, dass wir aus diesem Loch rauskommen, kann ich nicht zulassen, dass er mir diese Chance wegnimmt.

Als wir fertig sind, wird geklatscht und Deniz lehnt sich zurück, schaut sich seine Notizen an und wedelt seinen Kugelschreiber zwischen den Fingern, besser gesagt Bukes Kugelschreiber.

Nach dem Unterricht ruft unser Lehrer mich und Tony nach vorne, während alle den Raum verlassen. Er lobt uns und sagt, dass das die beste Präsentation seit Jahren ist. Mit Tony als Partnerin habe ich auch nichts anderes erwartet. Chemienote gerettet, aber was nützt mir das schon? Ich werde ja nicht warten, bis ich mein Abi in der Tasche habe. Ich schlucke, eigentlich ist es nicht mehr so lange.

»Ich verstehe nicht, wieso ihr dagegen seid«, hört man Cansels Stimme schon von weitem.  Sie ist immer so laut. »Es ist ein guter Film und auch sie braucht etwas zur Ablenkung.«
  »Das ist keine Ablenkung für sie. Wir sollten ihr Zeit lassen«, meint Lamia. Es ist nicht schwer zu erraten, dass sie über mich reden.
  »Ach kommt schon. Es liegt nicht daran, dass sie gerade Ruhe braucht. Sie hat nämlich nie Zeit. Ihr Getue regt mich langsam auf.«
  Normalerweise würde ich das ignorieren, aber heute gehe ich direkt auf sie zu. »Dein Arsch ist nicht an meinem Gebunden, Cansel. Wenn du irgendwo hinwillst, musst du mich nicht hinterherschleifen.«
Vielleicht ist mein Kopf voll mit der Welt.

Ich gehe einfach an ihr vorbei und setze mich auf eine leere Bank. Jemand setzt sich zu mir und ich bin überrascht, dass es nicht Lamia ist, sondern Berna. Sie lächelt leicht. »Tut mir leid, dass ich nicht im Krankenhaus bei dir war. Ich kann mir nicht vorstellen, durch welche Hölle du gegangen bist.«
»Du hattest keine Zeit. Das ist in Ordnung und um ehrlich zu sein, will ich nicht darüber reden.«
Es kommt nicht oft vor, dass ich mit jemandem allein rede, außer wenn es Lamia ist und das nur, weil wir zusammen Bus fahren.
»Hast du Angst?«, fragt Berna vorsichtig.

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