43- Ümit
Keiner kann es mir verübeln, wenn ich Buke rette. Buke ist nicht einfach meine Schwester. Sie ist nicht einfach ein Halt oder ein Anker. Sie ist die Sonne. Ohne sie gibt es keine Farben, keine einzige. Die Welt ist nicht schwarz-weiß, sondern einfach nur tiefschwarz, ohne eine einzige weitere Nuance.
Buke hat so viel ertragen. Der Gedanke, dass sie sich umbringen könnte, raubt mir die Seele. Alles in mir verkrampft. Sie hat das nicht verdient. Wenn ich gehe, stirbt sie. Was ist mit Deniz? Ich versuche mich damit zu beruhigen, dass er noch Emir hat, er hat seine Mutter und seine Tante, auch wenn sie ihn nicht so sehr liebt, sie würde für ihn da sein. Buke hat niemanden.
Wenn ich einen dieser Wege gehe, ob den für Buke oder den für Deniz. Währenddessen werde ich zwei Seelen verletzen. Eine von beiden und meine, denn ich ertrage es nicht, einen von beiden verletzt zu sehen. Jetzt wird mir erst klar, wie sehr ich Deniz liebe. Jetzt, wo es zu spät ist und keinen Sinn macht.
»Ich will keinen Selbstmord begehen, wenn du das meinst«, spricht Buke sicher aus. Sie hat die Hände zu Fäusten geballt und drückt sie so fest zusammen, dass es aussieht, als würde sie zittern.
»Das darfst du auch nicht. Nach all dem, das darfst du nicht«, spricht Elias aus und ich weiß, ich würde lieber sie und Deniz retten und sterben, wenn es gehen würde.
Ich will mich nicht mehr dem, was geschieht, hingeben. Ich will das alles verdammt noch einmal aufhalten.
Buke setzt an, will etwas erwidern, da stehe ich vor den beiden. Mein Auftreten ist so selbstsicher, wie noch nie. »Elias, könntest du bitte reingehen. Ich will mit Buke reden.«
»Ich wollte sowieso gehen«, meint Elias. Ich packe ihn am Arm, bevor er überhaupt einen Schritt nach vorne machen kann. »Rein.«Er hebt die Brauen. Beleidigungen ist er von mir gewohnt, aber Befehle?
Einen Moment blickt er mich noch irritiert an, dann aber geht er wirklich rein.»Dir- geht es gut?«, fragt Buke vorsichtig und sieht nach, wie Elias im Haus verschwindet. »Hast du-«
»Ja, ich habe alles mitbekommen.«
»Er- das stimmt nicht, Izem. Ich will mich nicht umbringen.«
Sie presst die Lippen zusammen, ist den Tränen nahe. »Ich bin nicht hier, weil du mich am Leben hältst. Ich bin hier, weil ich dich am Leben halten will. Und du weißt, ich würde dein Leben nie in Gefahr bringen.«Sie schüttelt den Kopf. »Ich wurde verletzt, weil es niemanden hinter mir gab. Niemanden, der Rechenschaft für das Getane fordert. Ich werde hinter dir stehen und auch wenn ich keine starke Mauer bin, ich bin eine, die ihr Leben für dich geben würde.«
»Ich weiß«, hauche ich und eine Träne kullert meine Wange entlang, keine aus Trauer, sondern eine aus Erleichterung. »Sei ihm nicht böse, er ist bloß vorsichtig.«
Buke reißt nach diesen Worten überrascht die Augen auf. »Seit wann nimmst du Elias in Schutz?«
Ich zucke mit der Schulter, denke daran, dass er mir im Krankenhaus eine Tablettenschachtel mit nur einer Tablette gegeben hat und davor auch schon immer. »Er hat Angst wegen mir. Weil er denk, ich hätte mich umbringen wollen.«»Was?«, bringt sie fassungslos hervor und schluckt schwer.
»Es war ein Missverständnis, aber ich kann nicht sagen, daran nicht gedacht zu haben.«
»Ich glaube, das hat jeder schon einmal«, flüstert sie.Ich muss unwillkürlich an den Bastard denken, der sie vergewaltigt hat. Nur zu gerne würde ich ihn auch umbringen. »Wie hat er es herausgefunden?«
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Black Streets
Teen FictionIzems Welt liegt in Trümmern auf einer dieser schwarzen Straßen, auf denen kalter Wind weht. Ihre Hoffnung verlässt sie, eingepackt in dem Koffer, den ihre Schwester hektisch dem Fahrer reicht. Aber wieso verlässt sie sie? Wieso geht sie allein, ob...