29- die alte Kiste

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Black Steets
29- die alte Kiste

Ich mache Deniz eine beschwichtigende Geste. Nurgül wird sich nicht beruhigen, wenn ich weiter hier bleibe und genauso auch mein Herz. Es scheint immer gewaltiger zu schlagen.

Er schüttelt den Kopf und will nach meiner Hand greifen. In dem Moment verliert Nurgül beinahe ihr Gleichgewicht, die Augen drehen sich ein Stück nach hinten, kehren aber genauso schnell wieder zurück.

»Anne (Mutter)«, wiederholt Deniz und hält sie fest.
»Ich sollte gehen«, flüstere ich.
Er sieht mich einen Moment an, nickt dann aber. »Ruf mich an.«

Ich gehe somit und als ich dann außer Reichweite bin, beginne ich zu rennen. Es ist, als würde sich meine Geschwindigkeit an die meines Herzens anpassen wollen. Ich muss lachen, gleichzeitig kommen mir die Tränen hoch und ich verstehe nicht, warum. Das warme wohlige Gefühl in meiner Brust macht sich in meinem gesamten Körper breit. Es ist so schön, dass es nicht wahr sein kann.

Als ich stoppe, sieht die schwarze Welt verändert aus. Sie ist voller Farben, die ich nie bemerkt habe. Sie ist so atemberaubend strahlend und hochpigmentiert.
Siehst du die Welt so, Deniz?

Ich drehe mich im Kreis, wie ein kleines Kind. Zuerst will ich weinen, weil ich nicht will, dass diese Gefühle hochkommen, dann muss ich aber doch lachen und das verwirrt mich alles.
Was hast du mit mir gemacht, Deniz?

Ich stoppe, meine Finger streichen über meine Lippen und bleiben dann dort haften. Wie ein Film spielt die Szene immer wieder in meinem Kopf ab.
Ist das Liebe, Deniz?

Das muss es sein.

Das Lächeln verschwindet aus meinem Gesicht, als ich die Schrottkarre erblicke. Elias sitzt am Steuer und betrachtet mich genau. Es ist mir unangenehm, mich neben ihn zu setzen. Nach allem, was ich weiß, hat er ein neues Level des Anwidern erreicht.

Er sieht mich auch nicht an, startet nur stumm den Motor. Ich will zuerst die ganze Fahrt stumm verbringen, aus dem Fenster starrend an Deniz denken, aber Bernas Worte gehen mir nicht aus dem Kopf. Genauso wenig wie Cansels Behauptung, sie hätte Beweise. Beweise wovon bitte?

  »Erzähl es mir genau«, fordere ich ihn auf. Ich bin nicht diejenige, die sich schämen muss und trotzdem macht mich das Thema unbehaglich. »Was hast du im Krankenhaus für Lügen aufgetischt?«
Ich kann ihm das mit dem Fotos und der Audio-Datei schlecht erzählen. Sowieso ist unklar, wieviel davon wahr ist. Dazu ist ein Durcheinander das, was ich am wenigsten gebrauchen kann.

  »Izem. Belasse das Thema. So ist es einfacher für uns beide.«
  »Nichts ist einfach«, beharre ich zischend. »Überhaupt gar nichts.«

Er atmet hörbar aus, kann mir immer noch nicht ins Gesicht sehen. »Ich habe einen Anruf bekommen, war dann im Krankenhaus und du hast mir gesagt, ich solle dich nicht verlassen. Du hast gesagt, du hättest Angst.«
  »Und dann musstest du die Situation ausnutzen, um deine dreckigen Fantasien auszusprechen?«
  »Kranke Fantasien? Du vergisst, mit wem du sprichst«, knurrt er.

  »Was hast du wortwörtlich gesagt?«, fordere ich, seine Drohung ignorierend. Denizs Kuss muss mir Mut eingehaucht haben. Seine alleinige Existenz ist eine Stütze für mich. »Hast du Details ausgesprochen? Was verdammt- sprich doch!«
Wenn Cansel doch eine Audio hat, dann muss ich wissen, was sich darauf befindet.

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