Kapitel 2

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Der Silberhaarige, fast farblose Elementar, saß an einen der elfenbeinfarbenen Tische, die so detailreich verziert waren, dass jeder selbst einem Kunstwerk glich. Der kaum ältere Mann hatte eine Lesebrille auf und war tief in sein Skript, ein steinaltes Buch, versunken. Wenige Schritte hinter dem Neuen blieb der Direktor stehen, folgte dessen ungläubigen Blick, als er zu schmunzeln begann. Vorsichtig schob er sich durch die Enge an Akira vorbei, um den anderen vorzustellen. "Das ist Lex, Zweigleiter für Kampfkunst und Feuerelementar." Seine Stimme summte vor Stolz und der andere hob den Kopf. Nicht einmal seine Augen besaßen Farbe, silbrig weiß wie sein Haar, suchte der Blick den Störenfried, einen kühlen Ausdruck auf den Zügen. Schweigend betrachtete er den Blauhaarigen einige Herzschläge lang. Akira hatte von weißhaarigen Elementaren gehört, doch niemals geglaubt, dass es sie wirklich geben würde. Man sagte, das I-Kinder ohne jegliches Element geboren wurden und ihnen deshalb die Farbe in Augen und Haar fehlte.

Dieses I-Kind fesselte Akrias Neugierde, er wollte ihn ergründen, sehen wie jemand ohne jegliche Magie sogar über ihm stehen konnte, als Zweigleiter eines Elements, wenn auch nur des Feuers, wie er es abschätzig als Wassermagier betrachtete.

Lex sah ohne ein Wort der Höflichkeit oder Vorstellung wieder in seine Studien, sichtlich uninteressiert von seinen gegenüber.

"Ein äußerst engagierter Zweigleiter", begann Akira sarkastisch seine Äußerung zu dem Direktor und versuchte nicht einmal seine Musterung des Weißhaarigen zu verbergen.

Der Direktor räusperte sich verlegen, sprach den Weißhaarigen ernst mit seinem Namen an, doch dieser reagiere sichtlich unerwartet für Akira. Der Mann mit dem schwarzen Hemd, schlug das Buch zu, zog den Stuhl zurück um aufzustehen und verschwand wortlos mit seinem Dokument, nicht einmal dem Direktor die Ehre erweisend. Peinlich berührt sah der Ältere verlegen in den Gang, in welchem der gehobene Zweigleiter verschwunden war. "Ich muss mich entschuldigen, wahrscheinlich sind wir ungelegen gekommen. Lex nimmt seine Studien sehr ernst und ist hoch engagiert in allen Bereichen, es war unhöflich meinerseits ihn zu belästigen"

"Sicher... ", murmelte Akira selbstgefällig, wenn sich selbst die Zweigleiter hier solch ein Benehmen erlauben konnten, wäre es für ihn wohl ein einfaches sich seinem eigentlichen Interesse zu widmen, denn das Lehren an diesem Institut war für ihn eher ein unangenehmer Klotz am Bein, eine Notwendigkeit um vollen Zugang zum größten Wissen von Lokora erlangen zu können. Zudem sah er nicht ein seine Energie an Schüler zu verschwenden, welche sowieso niemals zu voller Stärke heran wachsen könnten. Niedere Mischlinge waren es nicht wert die hohen Künste erlernen zu wollen. In ein paar Tagen würde er sowieso wieder in Aquarisa sein, wo man solchen unreinen Schüler nicht mal den Zugang gewähren würde. "Mein Zimmer?", bat der Blauhaarige mit allen Tücken der Höflichkeit bewaffnet, lächelnd, als er nun endlich gesehen hatte, was er wollte.

Der Mann nickte bestätigend, sichtlich erfreut, dass dem Neuen scheinbar alles zusagte und brachte ihn in den nordöstlichen Turm, dessen Treppe sie bereits gesehen hatten. Die weißen Stufen aus Sandstein führten hinauf, während das Wasser an der Säule hinabfloss, ein angenehmes Plätschern verursachend. Nach den ersten Etagen mit Klassenräumen folgten zwei Stockwerke mit einer runden Ummauerung, von welcher mehrere weiße Türen abführten, jede ein Schlafgemach für einen Lehrbeauftragten. In der obersten Etage hielt der Direktor inne und deutete auf einen Raum. "Schülern ist dieser Bereich untersagt, lediglich die Hilfsschüler dürfen ihn betreten. Ihr habt also alle Ruhe, die ihr benötigt, auch das Ausstatten ist euch überlassen." "Vielen Dank", verabschiedete sich die neue Lehrkraft von dem Direktor und ließ in dem geräumigen hellen Zimmer sein falsches Lächeln sinken. Das sonst so sonnige Gemüt des jungen Elementars, war durch den Rauswurf aus seiner alten Institution schon seind ein paar Tagen getrübt, weshalb es ihm heute besonders anstrengte das Interesse zu heucheln.

Einzig und allein ein Bett, eine Kommode und ein kleiner Tisch mit einem Stuhl standen bereits in dem Zimmer. Wie fast alles in dieser Institution fehlte hier auch jegliche Farbe an den Wänden und den Möbeln. Reines Weiß und heller Elfenbein schmückten das Innere. Akira, welcher nur wenig Gepäck dabei hatte, legte es ordentlich in die kleine Kommode, den größten Teil seines Koffers nahmen seine Aufzeichnungen und Bücher ein, welche er in eine separate Schublade legte.

Am kommenden Tag würde er sich einrichten, um sich in der Zeit wenigstens etwas heimisch zu fühlen. Für heute sollte dieses Zimmer allerdings ausreichen. Die eisige Hand öffnete das große Flügelfenster, doch der Lärm der jungen Schüler störte ihn schon nach wenigen Augenblicken, weshalb er sich dazu entschloss den Rest des Tages in der Bibliothek zu verbringen und die dortige Ruhe zu genießen.

Die Abenddämmerung hatte sich längst über das Land gelegt, als Akira beschloss seine Studie für diesen, doch anstrengenderen Tag als gedacht, zu beenden. Sein Weg führte ihn erneut an der Wassersäule im Treppenhaus vorbei, welche ihm angenehm zusagte. Der Architekt hatte sich wirklich bei der Schönheit dieses Details übertroffen, denn es floss nicht einfach gerade nach unten, sondern wurde durch kleine wirbelnde Strömungen bemustert. In Gedanken verloren, betrat der junge Lehrer den Flur zu seinem Zimmer, als das Klicken einer Tür zu vernehmen war. Lex verließ das benachbarte Zimmer, dabei trafen die geheimnisvollen Augen auf das Ozeanblau seines Zimmernachbarn.

Ein gehässiges Grinsen legte sich auf Akiras Lippen, jetzt wo der Direktor weg war, konnte er sich für seinen freundlichen Empfang bedanken. "Zweigleiter also?", erwiderte Kuruse den leeren Blick des Kampfmagiers mit Spott in seinem strahlenden Blau. "Ohne den Hauch von eigener Magie?", legte der junge Mann es gleich darauf an zu sehen, wie standfest sein faszinierendes Gegenüber wirklich war. Auch wenn Akira eine Schwäche für hübsche Gesichter hatte und dieses ihm zweifelsohne wirklich zusagte, wollte er diese Laune der Natur genauer erforschen, sehen wieweit man ihn treiben konnte und wie viel Magie wirklich in ihm steckte.

Kristallkinder ( Yaoi, BoyxBoy, Boyslove, SemexSeme, Boy x Boy, BL )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt