Kapitel 47

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Lex trat aus der Hütte in die Sonne, besah die Gegend einen Moment, bevor er durch die breiten Gassen schritt. Noch immer waren die Straßen feucht, Pfützen säumten den Weg und Spiegelten die Strahlen der Sonne wieder. Schnell hatte sich eine Gelegenheit ergeben, als auf einer nahen Wiese ein Dau stand und gemächlich die Blätter des Gebüchs abgepflückte ohne die Beeren zu fressen. Daus waren nicht sonderlich schlau, besaßen recht kurze, dicke Beine für ihren langen, wuchtigen Körper mit dem kurzen Schweif. Der Kopf war klobig hatte eine lange Zunge mit einem flexiblen Maul zum abzupfen der Blätter, riesige goldene Augen und zwei weit ausladende Hörner um ihren Feinden zu imponieren. Dieses Tier schien zu dem Bauernhaus zu gehören, dessen Pforte still und regungslos im Zwielicht waberte.

Lex beschlossen sich dort umzusehen, wobei er nach rechts um das sehr Rund angelegte Gebäude glitt. Die aus Erde und Lehm erstellten Wände beherbergten immer wieder kleine Fenster, doch er sah keinerlei Anzeichen dafür dass die Bewohner zuhause waren. Als auch keiner auf das Klopfen reagierte, beschloss er sich das Tier auszuborgen und nahm den Strick vom Haken neben dem Eingang.

Die honigfarbenen Augen verfolgten die Bewegung des Farblosen auf seiner Wiese, als Lex über den niedrigen, kaum kniehohen Zaun schritt. Einige Schritte vor dem Dau ging er in die Hocke, besah das Gestrüpp um das Tier ohne auf es zu achten. Drohend warf das bullige Geschöpf einmal den muskulösen Kopf in den Nacken, welcher breit und starr gebaut weiter zum dünneren Hintern führte. Obwohl sie Pflanzenfresser und sehr ruhig und gemütlich waren, ließen die Tiere es ungern zu wenn ungewollt Eindringlingen ihren, meist kleinen Revierbereich betraten, doch als es sich nicht herausfordert oder bedroht fühlte, blieb es ruhig und fraß weiter. Grün für grün landete jeder Happen in dem schmalen Maul als Lex aufstand und das Dau sachte am Horn berührte, den Teil, der Schutz bot und somit auch seine friedliche absicht Preisgabe. Auch untereinander berührten sie sich so, um einander guten Tag zu sagen und Friedlich zu kommunizieren. Die schlanken Finger strichen über das gedrillte Horn hinab zur Stirn und kraulte das Dau einen Moment bevor er den Strick um den breiten Hals legte.

Ohne Gewalt führte er das Tier aus seinem Gatter, die runden, schweren Füße ohne Hufen einen vor den Anderen setzend, machte es keine Anstalten sich zu widersetzen. Daus waren Lastentiere die ohne weiteres das dreifache ihres ohnehin mächtigen Eigengewicht zogen und auf ihren ausladenden Horn Taschen wie Beutel trugen. Locker lag der Strick im Weiß der Handschuhe, wobei der Nebel nun ganz verschwunden war. Weiter abseits fand er einen alten Karren am Wohngebäude lehnend, doch Rauch signalisierte dass dort noch Bewohner da waren. Ohne sich einen Moment der Schwäche zu gönnen trat er an die kleine Tür. "Militär," schwer atmete Lex ein, schloss die Augen bevor er weiter sprach. "Ich werde ihren Karren beschlagnahmen, sie werden entschädigt" Er verharrte einen Moment, hoffend dass keine Antwort kam, doch die Tür öffnete und ein älterer Herr trat in das Tageslicht. "Aber meine Ernte? Wie soll ich sie ohne meinen Karren vom Feld holen?"

"Es wird ihnen natürlich Ersatz gestellt" versicherte Lex und zog den Lederbeutel mit Gil hervor, welcher an seinem Gürtel hing. Ohne zögern reichte er den gesamten Beutel und sah den Mann ernst an. "Die Gemeinschaft in Lokora vergisst ihre Kinder nie"

Irritiert sah der Ältere in die weißen Augen. "Ewig den Elementen wie der Sonne und der König!", nickte er während er die Lobesworte des Königs sprach. "Machen sie unser Land wieder sicher", schien in der blassen Iris alle Hoffnung zu stecken, welche der Ältere noch hatte.

Auch Lex verbeugte sich im Militär Manier bevor er sich daran macht den Karren mit den großen Holzrädern an seinen neuen Begleiter zu zurren. Das Dau war geduldig, wartete bis der Fremde fertig war und sie gemeinsam wieder zu Ohanna liefen.

Akira hatte einige Kleidung und Erinnerungen gepackt, während Ohanna noch immer am Feuer saß und in die Flammen blickte. Aus der ihm bekannten Speisekammer fischten die schlanken Finger Proviant für die Reise, während eine reichhaltige Suppe über dem flackernden Feuer garte.

Kristallkinder ( Yaoi, BoyxBoy, Boyslove, SemexSeme, Boy x Boy, BL )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt