Kapitel 77

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Die üblichen Stufen waren ungewohnt fordernd und auch in Ersulans Mauern war ihr Anblick mehr als einmalig. Lex schob die Tür seines Zimmers auf und trat an das Bett um seinen Partner vorsichtig abzusetzen. Mohnrotes Licht ergoss sich durch das Fenster, hüllte das Innere des Raumes in sein allabendliches Kleid.

Sanft blinzelte Akira, sich einen Moment nicht bewusst wo er war, doch als er das vertraute Gesicht erblickte, lächelte er sanft. Die Arme, welche vorher kraftlos um Lexs Hals gelegen hatten, zogen ihn bittend zu sich.

"Schlaf noch etwas, ich hole uns Essen", flüsterte die Stimme des Farblosen.

Einen dankbaren Kuss hauchend, kuschelte sich Akira in das weiche Kissen, bevor es nur Sekunden benötigte ihn wieder in den Schlaf fallen zu lassen.

Nicht weniger erschöpft, überlegte Lex den Mantel aus zu ziehen, doch es war nur halb so grausam wenn es ihnen ein fremder offenbarte als der Zweigleiter. Seufzend verließ er den Raum, beschloss bei Dai zu beginnen.

Nur verschwommen bekam Akira mit, wie Lex einige Zeit später die Tür öffnete und sich müde aus seinem schweren Mantel schälte, bis die Wärme sich zu ihm legte. Die warmen Träume des Elingesegneten, glitten plötzlich ab und ließen den ruhigen Herzschlag schneller Schlagen, als der Geruch seines Freundes plötzlich von der Erinnerung des eitrigen Gestanks eingeholt wurde und Tomtos Gesicht diesen Platz in der verschwommen Wirklichkeit einnahm. Unruhig verzog sich die Mine von Akira, als die Verbände um den halb zerrissenen jungen Mann in seinen Träumen zu fallen begannen. Akira versperrte sich vor der Wirklichkeit, wollte wegsehen, doch sein Geist zwang ihn sich die grausamkeit vor Augen zu halten. Ein hilfloser Schmerz gefolgt von einem stummen Schrei, brannte sich in Akiras Brust, als das blaue Haar seines Freundes mit jedem Herzschlag heller wurde, bis man das reine Weiß erkennen konnte und Lex den Platz an Tomtos Stelle eingenommen hatte, glaubte Akira vor Schmerz zu ersticken.

Es dauerte einen Moment, bis Schwere seine Gelenke umfassten, ihn unfähig für jede Bewegung machten, doch im selben Atemzug drang eine warme Stimme in jene Schmerzvolle Welt. Worte zu verschwommen und doch so tröstend, bis sich eine warme Berührung auf die kalte Wange legte und ihn zurück in die Realität zog.

Schwer atmend, pochte das junge Herz aufgeregt, als Akira Schweiß gebadet, mit nassen Wangen erwachte, die schrecklichen Bilder des Traumes noch immer vor Augen, dauerte es selbst nach dem Erwachen noch einige Atemzüge bis Kuruse begriff.

Noch immer strich Lex Daumen über die feuchte Stelle. Er hatte sich auf ihn gesetzt, die Arme sanft mit seiner Hand feste über dem blauen Haar umschlossen, so dass Akira nicht um sich schlagen konnte. Der Weißhaarige war zu dem Ohr des Jüngeren gebeugt, hauchte schwer und müde Worte, obwohl genau dies nicht seine Stärke war. "Es tut mir leid Aki", brüchig zitterte die sonst so harte Stimme und eine feuchte Berührung erreichte die kalte Haut an jener Stelle, wo Lex die Worte weiter gab.

"Du hast Aki gesagt", erklang Akiras stockende und verwässerte Stimme zu Lex durch, als dieser versuchte sich wieder zufangen und die übliche Freude auszustrahlen. Zögerlich befreite er seine Arme aus dem fixierenden Griff seines Freundes, um das makante Gesicht erleichtert ab zu suchen. "Alles wie es sein soll", flüsterte der Jüngere dankbar bevor er sich wieder an den Älteren zog. Keinen Atemzug lang darauf eingehend, das selbst LexsWangen der Feuchte des Schmerzes nach gegeben hatten, oder dies gar als Schwäche zu sehen.

Welche sich an Akiras Fingern verfing.

"Es tut mir Leid", küsste der Farblose dessen Hals schmerzlich. Es war ein langer Tag gewesen, hatte Lex noch bis in die Nacht Arbeit und Kraft gekostet, doch er war sicher gewesen Akira zu beschützen. Als er sich neben ihn in den Schlaf sinken lassen hatte, war sein Freund immer unruhiger geworden, hatte begonnen wild umher zu schlagen und zu weinen. Plötzlich war dem Älteren mit einem Schlag bewusst geworden, dass er machtlos war, dass es Orte gab an denen er Akira niemals helfen können würde. Hilflos hatte er ihn festgehalten, versucht ihm auf seine Art beizustehen, auch wenn er ihn davor niemals beschützen konnte.

Kristallkinder ( Yaoi, BoyxBoy, Boyslove, SemexSeme, Boy x Boy, BL )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt