HERMINE
In den kommenden Tagen und Wochen trennt Draco sich nur schwer von mir und Fearne.
Ich sehe, dass er jeden Tag mit sich kämpft, bevor der das Haus verlässt. Erschwerdend hinzu kommt, dass er dreimal in der Woche in der Praxis hilft, also noch mehr Stunden außer Haus ist.Ich versuche, es ihm leichter zu machen, habe aber keine Ahnung wie, weil er mich wie ein rohes Ei behandelt und sich so verhält, als sei ich diejenige, der etwas fehlt.
Dabei geht es mir erstaunlich gut. Als im Februar meine Vorlesungen wieder beginnen, packe ich einen Rucksack mit meinen Büchern und Notizheften und eine Tasche mit allem was ich für Fearne brauche, und appariere kurz nachdem Draco das Haus verlassen hat, nach Thurso.
Als ich unweit des großen grauen Müllcontainers erscheine, den ich mir jedes Mal als Ziel auswähle, weil er an einer schwer einsehbaren Stelle in der Nähe der Garagen steht, werfe ich einen besorgten Blick auf Fearne. Und obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass Apparieren ein Problem für sie sein könnte, bin ich dennoch ungemein erleichtert zu sehen, dass sie wirklich völlig unbeeindruckt davon ist.
Ich atme tief durch und suche nach meinem Schlüsselbund, dass ich mühevoll aus meiner Jackentasche fummeln muss. Dann öffne ich das quietschende Blechtor, das mich von meinem Auto trennt.
Ich muss grinsen, als ich vor dem himmelblauen Ford aus 70ern stehe. Ich mag dieses Auto so sehr. Als ich ihn von meinen letzten Ersparnissen kaufte, wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war.Mein Dad hat mir das Autofahren heimlich beigebracht. In dem Sommer bevor ich 17 wurde, in dem Jahr bevor ich ihn und Mom fortschicken musste.
Zu dieser Zeit war bereits alles so furchtbar düster.
Ich sprach nicht darüber, aber natürlich spürten meine Eltern dass etwas nicht stimmte, dass ich ernster und stiller war als gewöhnlich.
Mein Dad war nie besonders rebellisch. Er und Mom waren Zahnärzte und hatten immer ein normales, gradliniges Leben geführt. Sie taten nichts Verbotenes und hatten es sicher auch noch nie getan.
Aber diese eine Sache, schien meinem Dad unglaublich wichtig zu sein.
An meinem ersten Ferientag weckte er mich früh um fünf und sagte er wolle einen Vater-Tochter-Ausflug mit mir machen.
Ich vermutete, dass er mit mir fischen gehen würde, denn hin und wieder taten wir das in den Ferien.Ich mochte es mit meinem Dad einfach nur dazusitzen und auf irgendeinen See zu starren, zu warten bis die Dinge von selbst passierten, was ich immer ungemein therapeutisch beim Angeln fand.
Wir fuhren eine ganze Weile schweigend im Sonnenaufgang raus aus der Stadt, bis wir an einem Feldweg ankamen...und er mich ans Steuer setzte.
"Es gibt Dinge, die Töchter von ihren Vätern lernen sollten,"sagte er schlicht...und so lernte ich Auto zu fahren. Ich brauchte knapp zwei Wochen bis ich es richtig konnte...und ich habe nie so viel Zeit am Stück mit meinem Dad verbracht und auch nie so viel gelacht.
In diesen zwei Wochen, schien alles Böse so unendlich weit weg zu sein.Ich stelle Fearnes Babyschale auf den Beifahrersitz und schnalle sie an. Einen winzigen Moment lang versetzt mir der Gedanke einen Stich, dass mein Dad seine Enkelin niemals kennenlernen wird.
Ich schüttele das Gefühl ab und mache mich auf den Weg zum College.Als ich den Parkplatz des Institutes erreiche und den Wagen abgestellt habe, regt Fearne sich, öffnet die Augen und blinzelt mich an. Hin und wieder lächelt sie inzwischen ein wenig.
Heute habe ich Glück.
"Na komm Liebes, lass uns was lernen,"sage ich und beginne meinen ersten Tag als studierende Mutter.Die Alltagsroutine kommt schnell. Ich habe keine Probleme mich anzupassen. Fearne ist unkompliziert und mag es von mir im Tuch herumgetragen zu werden. Ich bin zwar die einzige Studierende mit einem so kleinen Kind, aber meine Kommilitonen gewöhnen sich schnell an unseren Anblick und es wird ganz normal.
Mehr und mehr gewöhne ich mich daran, ich selbst zu sein.
Das Lernen macht mir Spaß und fällt mir leicht, genau wie sonst auch.

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Alles Was Wir Werden Wollten
FanfictionFortsetzung der Draco Malfoy/Hermine Granger Fanfiction "Alles was wir sind" Draco und Hermine beginnen ihr gemeinsames Leben in einem abgelegenen Küstenort, mitten unter Muggeln. Besonders Draco muss sich an die neuen Lebensumstände gewöhnen. Kann...