Herkunft

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HERMINE

Geschockt betrete ich den Laden und lasse mich erschöpft in einen der Sessel vor den Umkleidekabinen fallen. Mein Herz rast, meine Tochter ist unruhig und ich kurz davor zu weinen.
Ginny kommt direkt mit einem Glas Wasser zu mir.
¨Was ist los,¨fragt sie während ich nur Fearne anstarren kann, deren Maße gerade genommen werden.
¨Wir müssen in den magischen Zeugenschutz,¨schluchtze ich.
¨Was?! Was hat sie zu Dir gesagt Hermine?¨
Ich schüttele den Kopf, meine Hände zittern.
Fearne bemerkt meine Aufregung und steigt von dem Hocker, auf dem sie gerade noch gestanden hat.
¨Was fehlt Dir Mom? Alles in Ordnung?¨
Sie wirft einen kurzen Blick aus dem Schaufenster.
¨Wer war die Frau mit der Du Dich unterhalten hast?¨
¨Das war Deine Großmutter.¨
¨Dads Mom? Ich dachte sie spricht nicht mit uns?¨

Angesichts der Tatsache, dass Fearne nach Hogwarts gehen wird, haben wir bereits vor ein paar Jahren begonnen, ihr alles nötige über ihre Familiengeschichte zu erzählen.
Wir stellen uns vor, dass es nicht einfach für sie wird, als eine Malfoy nach Hogwarts zu gehen.
Ihr Großvater hatte einen sehr medienwirksamen Prozess. Er war der erste Todesser, der Askaban verlassen hat.
Die gesamte Berichterstattung des Tagespropheten und der Hexenwoche war geschmacklos.
Sowohl Draco, als auch mich haben sie unfassbar reißerisch dargestellt.

Ich erinnere mich ziemlich gut an Fearne, die mit acht Jahren, an dem Morgen nachdem Ivy geboren wurde, den Tagesproheten in der Küche fand. Sie hatte sich nie sonderlich für die Zeitung interessiert und ich kann nicht behaupten, dass Draco sie immer weggelegt hätte, nachdem er sie ausgelesen hatte.
Und an diesem Tag hatten wir tatsächlich andere Dinge im Kopf. Wir hatten die Ausgabe überhaupt noch nicht angesehen, sondern gemeinsam im Schlafzimmer gefrühstückt, wo Fearne die ganze Zeit skeptisch ihre kleine Schwester und Draco beobachtet hatte, solange bis er sie zu sich auf den Schoß gezogen und ihr das winzige Baby in die Arme legte, das sie erstaunlich sicher hielt.
Danach erzählte er ihr von dem Tag an dem sie geboren wurde und irgendwann entspannte sie sich, lächelte, lehnte sich an ihn und streichelte Ivy.
Sie war nochmal nach unten gegangen um neue Milch zu holen und muss die Zeitung vom Tisch genommen haben.
Als sie nach 10 Minuten noch immer nicht zurückkam, ging ich nach ihr sehen, noch ziemlich mitgenommen von Ivys Geburt brauchte ich einen Moment ins Wohnzimmer, wo ich Fearne auf dem Fußboden vor dem Ofen fand, vor sich den Tagespropheten mit einem grauenhaften Foto ihres Großvaters in seiner Sträflingsuniform und der Tafel mit der Gefangenennummer in der Hand, in Ketten. Unweit darunter ein Bild von mir und eines von Draco.
Es war schwer zu sagen, welches der Bilder sie mehr beschäftigte, denn ihre Augen zuckten immerwieder von Draco zu Lucius und wieder zurück.

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¨Was tust Du da Liebes,¨meine Stimme ist sanft, sie ist so vertieft dass ich Sorge habe sie zu erschrecken. Und genau das passiert. Sie versucht die Zeitung zu verdecken, resigniert dann aber und seufzt.

¨Der Mann in der Zeitung Mom...ist er wirklich mein Großvater?¨
Ich nicke nur und nehme an unserem Esstisch Platz, bitte Fearne die Zeitung zu bringen und breite sie vor uns aus. Fearne steht neben mir und einen Moment lang kommt es mir seltsam vor, dass sie über die Tischplatte sehen kann, so als wäre sie über Nacht groß geworden.
¨Ja. Das ist Dein Großvater. Lucius Malfoy.¨
¨Was hat er getan?¨
¨Es hat einmal einen sehr bösen Zauberer gegeben. Und Dein Großvater wollte, dass dieser Zauberer das Oberhaupt der Magischen Welt wird. Dafür hat er einige schlimme Dinge getan, die falsch waren und musste dann ins Gefängnis.¨
¨Und Dad? Hat er auch schlimme Sachen gemacht?¨
¨Daddy war noch sehr jung als das alles passiert ist. Er wollte seinem Dad gefallen, weißt Du!¨
Der Blick, mit dem meine Tochter mich bedenkt ist forschend. Sie ist klug. Ich kann ihr keine Märchen erzählen.
¨Ja! Dein Dad hat auch ein paar Dinge falsch gemacht.¨
¨Du nicht!¨
¨So einfach ist das nicht Fearne! Menschen tun das, was sie für richtig halten.¨
¨Aber man hilft doch niemandem der Böse ist!¨
Ich reibe mir angestrengt die Stirn.

Alles Was Wir Werden WolltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt