Wieder ist es Barnabas Stillton, der Dienst im Trakt 44 hat, als knapp zwei Jahre nach dem Erlass, der den Gefangenen Besuch zugesteht, das alte Gemäuer so umgebaut worden ist, dass die neuen Vorschriften überhaupt umgesetzt werden können.
Schon damals, als die Information herausgegeben wurde, hatte er sich gefragt, wie zur Hölle es möglich sein sollte, Besucher nach Askaban zu lassen.
Es gab nichteinmal Räumlichkeiten, in denen Nichtgefangene sich hätten aufhalten können, ohne dass die Mauern sie für Insassen halten.
Alles in Askaban hat ein eigenes Bewusstsein. Die Wände und Türen, die Zäune, die wenigen Fenster. Es summt ununterbrochen vor magischer Energie. Es ist der am stärksten magisch beeinflusste Ort auf der ganzen Welt.
Barnabas selbst hat seit einigen Monaten das Gefühl, dass die Mauern mit ihm reden.Er muss weg von hier! Seit Ende des Krieges arbeitet er in Askaban und er spürt, dass bereits diese vergleichsweise kurze Zeit zu lang ist.
Sein 30. Geburtstag steht bevor, er sollte sich über andere Dinge Gedanken machen, als die Irren, die er jeden Tag versorgen muss.
Aber manche von ihnen sind einfach in seinem Kopf, so wie dieser Malfoy.Mit Schrecken erinnert Barnabas sich an den Tag vor etwa einem Jahr, als er ihm einen großen Umschlag bringen musste, der sicher 100x kontrolliert worden war, weil er neben dem erlaubten Brief auch noch einen Tagespropheten enthielt.
Die Sonntagsausgabe, mit der Titelstory von der Potter-Hochzeit und der Skandalmeldung von Seite zwei.
Im Pausenraum der Wärter war es sicher eine Woche Thema gewesen, dass der Sohn von Lucius Malfoy tatsächlich mit Hermine Granger eine Familie gegründet hatte.
Gerüchte über eine Verbindung der beiden hatte es in der magischen Welt natürlich gegeben. Aber eher wegen der Tatsache, dass man Draco Malfoy, genau wie Hermine Granger überhaupt nicht zu Gesicht bekam. Über Harry Potter und seine Frau konnte man häufiger mal etwas in den Klatschspalten lesen und auch Ronald Weasely hatte den einen oder anderen gesellschaftlichen Auftritt, sehr zum Erstaunen der magischen Gesellschaft, mit einer zunächst völlig unbekannten Frau.
Natürlich war jedem in Askaban klar, dass es unangenhem werden würde, diese spezielle Meldung in Lucius Malfoys Hände zu geben.
Und so zogen sie Streichhölzer.Und genauso wie er gewusst hatte, dass er das Besucherformular mit Lucius Malfoy würde ausfüllen müssen, hatte er damals gewusst, dass er den Umschlag in die Zelle dieses furchteinflößenden Zauberers bringen würde.
Er hatte sich so beeilt die Post abzugeben und trotzdem den Beginn eines grauenhaften Wutausbruches des weißhaarigen Mannes mitbekommen
Stundenlang hatte Malfoy gebrüllt, in seiner Zelle randaliert und letztlich einen riesigen Aufstand der übrigen Gefangenen ausgelöst, der erst von den Dementoren in den Griff zu bekommen war.
"Das Blut meiner Familie ist verschmutzt,"hatte er immerwieder geschrien und auch noch andere grauenhafte Dinge über Schlamm- und Halbblüter, danach eine Menge wirklich wirre Sachen, die Barnabas nur halb verstand.
Irgendwann hatten sie ihn in einen Waschraum geschafft und mit einem Wasserschlauch bearbeitet, bis er endlich Ruhe gab. Dabei war ihnen aufgefallen, dass er voller Blut war, aber nirgendwo eine Verletzung zu haben schien.
Als daraufhin jemand seine Zelle inspizierte, war an der kahlen Wand über Lucius Bett in großen roten Lettern das Wort "Blutschande" zu lesen.
Und während der inspizierende Wärter noch mit offenem Mund das Wort angestarrt hatte, waren die übrigen Wachen mit Lucius Malfoy zurück zur Zelle gekommen, die Hände des Mannes dick verbunden. Er hatte sich in seiner Wut sämtliche Fingernägel ausgerissen und mit den so verstümmelten Händen die Buchstaben geschrieben.
Kurz bevor Barnabas die Zelle erreicht, schüttelt es ihn bei dieser, für seinen Geschmack viel zu plastischen, Erinnerung.
Und dieser Mann, soll nun die Gelegenheit bekommen Besuch zu erhalten.
Wenigstens ist genügend Zeit vergangen, dass seine Wahl kaum noch auf den Anwalt fallen dürfte.
Nach beinahe vier Jahren Askaban, wird er wohl seine Frau sehen wollen. Narcissa Malfoy schreibt noch immer ihren monatlichen Brief...der jedesmal lang und ausführlich ist.Diese Frau scheint ihm erstaunlicher Weise die Treue zu halten.
"Malfoy,"ruft Barnabas, als die Zelle in Hörweite kommt," ich habe das Besucherformular für Sie.
Es dauert einen Moment, ehe die schnarrende, kalte Stimme des Mannes ertönt.
"Das ist ja wundervoll Stillton. Sind Sie denn des Schreibens mächtig? Ich nehme nicht an, dass sie mir einen Stift aushändigen dürfen."
Er überhört den arrogant, spöttischen Unterton, ist aber wiedereinmal verblüfft, wie wenig verrückt Lucius Malfoy wirkt, wenn man gezwungen ist, ein paar Worte mit ihm zu wechseln.
"Sie wissen dass ich unglaublich gern mit Ihnen plaudere, aber ich bin nur gekommen, um das hier mit Ihnen fertig zu stellen.
Also Malfoy. Welcher Ihrer Angehörigen hat die Ehre dieses Loch zu betreten?""Ihr Gedächtnis scheint nicht sehr weit zu reichen Stillton. Ich sagte ihnen vor zwei Jahren bereits, dass ich meinen Anwalt sehen will. Jackson Moonwort. Schreiben Sie mit, ich gebe Ihnen seine Daten."
Barnabas ist fassungslos. Er hat den Kugelschreiber bereits gezückt, hält aber inne kurz bevor die Miene das Papier berührt.
"Malfoy...sind Sie wirklich sicher? Sie dürfen einen Besucher pro Quartal sehen. Das sind drei Monate! Ihre Frau schreibt Ihnen jede Woche, denken Sie nicht dass..."
Eisig und harsch wird ihm das Wort abgeschnitten.
"Kommen Sie mir nicht mit irgendwelchen Gefühlsduseleien Stillton. Glauben Sie ernsthaft ich will dass meine Frau Askaban betritt? Ich werde meine Familie erst wiedersehen, wenn ich auf mein Anwesen zurückkehre.
Und eine Amnestie werde ich wohl nur mit meinem Anwalt auf den Weg bringen können."Barnabas läuft ein kalter Schauer den Rücken herunter.
"Eine Amnestie Malfoy? Für Sie? Niemand in diesem Trakt wird hier je wieder rauskommen. Das wissen Sie so gut wie ich!"
"Nun Stillton...wie Sie wissen ist mein Sohn verheiratet.
Mit einer Kriegsheldin.
Ich denke, dass diese Tatsache meine Familie in ein etwas anderes Licht rückt. Herkunft und gesellschaftliche Stellung zählen nicht mehr.
Wir leben in Freiheit und Frieden.
Ich bin sicher, dass es Amnestien geben wird."Der Klang von Malfoys Stimme jagt Stillton Angst ein.
Der Mann in dieser Zelle ist berechnend.
Einen Ausbruch wie vor einem Jahr wird es mit Sicherheit nicht mehr geben. Und auch das Wort Blutschande wird niewieder fallen.
Lucius Malfoy wird vorgeben, eine Familienzusammenführung zu wollen. Er wird behaupten, dass er sein Enkelkind sehen, dass er mit der Vergangenheit abschließen will." Meine Familie hat sich vergrößert Stillton. Ich habe jetzt eine Schweigertochter und eine Enkelin...ich bin sicher nicht aus Stein...natürlich möchte ich sie kennenlernen!"
Er lacht boshaft. Aber niemand außer Barnabas ist da um es zu hören...und ein Lachen wird kaum Gewicht vor einem Richter haben.
"Sie sind widerlich Malfoy."
Das Lachen wird lauter.
"Danke für Ihre Offenheit Stillton. Und jetzt lassen Sie uns zur Sache kommen!"
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Alles Was Wir Werden Wollten
FanfictionFortsetzung der Draco Malfoy/Hermine Granger Fanfiction "Alles was wir sind" Draco und Hermine beginnen ihr gemeinsames Leben in einem abgelegenen Küstenort, mitten unter Muggeln. Besonders Draco muss sich an die neuen Lebensumstände gewöhnen. Kann...