Wachsmalstifte

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DRACO

Ich führe Astoria am Arm zur Treppe.
Sie hat sich einmal in ihrem Zimmer umgesehen, nachdem sie es geschafft hatte aufzustehen und dann einfach nach ihrer Handtasche gegriffen. Offenbar gibt es nichts, das sie aus diesem Haus mitnehmen will. Sie geht wie sie gekommen ist. Vielleicht sogar mit weniger, denn wenn ich sie mir so ansehe, glaube ich, dass eine ganze Menge von ihr für immer verschwunden ist.
Natürlich kann ich das nicht mit Sicherheit sagen, aber ich erinnere mich an meine Zeit im Mungos, nach den Kämpfen und ich erinnere mich an den Tag an dem ich das Haus meiner Mutter verließ, nachdem ich ihr eröffnet hatte, dass ich nicht heiraten würde.
Man lässt ein Leben hinter sich an das man gewöhnt war, in dem man sich auskannte, ohne auch nur irgendetwas mitnehmen zu können das einem nutzt.

In der Eingangshalle werden wir von Hannah Hemsworth erwartet. Sie steht mit vor der Brust verschränkten Armen am Fuße der Treppe und funkelt uns an, als wir zu ihr hinabsteigen. Unwillkürlich umfasse ich Astorias Arm fester, voller Hoffnung, dass sie in der Lage ist, sich zusammenzureißen, bis wir wenigstens das Ende der Straße erreicht haben.

"Hannah," schaffe ich mit erstaunlicher Sicherheit in der Stimme das Wort an sie zu richten," wann wirst Du endlich aufhören dieses reizende Geschöpf von mir fernhalten zu wollen. Sie sagt sie erfreut sich ausgezeichneter Gesundheit und würde gern mit mir kommen. Das arme Ding hat offenbar noch kein einziges Weihnachtsgeschenk besorgt.¨

Der Blick der kleinen Frau in schwarz schnellt von mir zu Astoria, die scheu lächelt und nickt.

"Ja Mutter, es geht mir bereits viel besser. Als Georginia kam wollte ich gerade herunterkommen und Euch beim Tee Gesellschaft leisten. Es tut mir wirklich leid, dass ich Euch solche Unannehmlichkeiten bereitet habe...in den letzten Tagen. Ich würde wirklich gern ein paar Geschenke kaufen gehen."

Ich kann kaum glauben, wie überzeugend sie schauspielert. Trotz meines Zaubers, müssen die Schmerzen an der Grenze des Erträglichen sein.

Der Gesichtsausdruck von Hannah Hemsworth verändert sich beinahe unmerklich. Ich kenne sie nicht und kann es daher schwer einschätzen, aber eine Sekunde lang, habe ich den Eindruck, dass ihr Blick weicher wird, bevor er wieder zur aristokratischen Eisigkeit zurückkehrt.

"Nun gut Astoria. Dann will ich mal nicht so sein und Dich gehen lassen.
Aber überanstrenge Dich nicht, denk daran dass Du Morgen früh einen wichtigen Termin hast."

Astoria nickt ergeben bevor sie antwortet:
¨Aber nein Mutter. Ich denke, dass mir die Wichtigkeit dieses Termins inzwischen sehr bewusst ist."

Um zu vermeiden, dass die Stimmung kippt, poltere ich einfach ungeduldig zwischen die beiden:
"Bei Merlin ihr Zwei! Können wir dieses Gespräch verkürzen?
Im "Tropfenden Kessel" wartet ein frühes Mittagessen auf uns. Ich bin schon seit Stunden auf und sterbe vor Hunger!"

Sofort giftet Hannah mich an:
"Dieses Etablisement steht Dir ausgezeichnet, kein Hemsworth würde diese ¨Gaststätte¨ tot aufsuchen,¨sie betont das Wort als würde sie ein Insekt beschreiben und ihre Mundwinkel sind angewiedert nach unten gezogen,¨und um Himmels Willen Georginia,...wenn Du bereits so lange wach bist, warum verschwendest Du dann keine Minute dieser Zeit auf Deine Garderobe?¨ Ihre Augen gleiten abschätzend von meinem Hut zu meinen Schuhen als sie den Kopf schüttelt.
¨Na geht schon! Deine Anwesenheit ertrage ich keine Sekunde länger."

Sie macht eine wegwerfende Handbewegung und schreitet persönlich zur Haustür, um sie uns aufzuhalten.
Ginger, die ebenfalls dort erschienen ist, schiebt sie einfach mit dem Fuß beiseite.

Die Augen der Elfe sind riesig und glänzen, als würde sie jede Sekunde zu weinen anfangen. Mit Schrecken frage ich mich, ob sie irgendwas ahnt und gleich unseren Plan zur Nichte macht.
Aber nichts geschieht.
Astoria senkt für eine Sekunde den Blick auf das kleine Geschöpf und aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sie sanft Gingers Kopf berührt, bevor wir nach draußen treten.
Die Tür fällt hinter uns ins Schloss und Astoria schwankt bedrohlich, fängt sich aber in der selben Sekunde, schließt die Augen, strafft die Schultern und macht sich von mir los als sie die drei Stufen bis zum gepflegten Kiesweg überwindet, der zu dem großen, schmiedeeisernen Gartentor führt.

Alles Was Wir Werden WolltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt