Die Wahrheit

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Marti holte tief Luft. "Okay. Ich werde es euch erzählen, aber bitte denkt nicht schlecht von mir, bis ihr alles gehört habt", bat er. Schweigen füllte den Raum. Marti schloss die Augen. Während er erzählte, schaute er niemandem in die Augen. "Ich stand den Leuten, die für all' das verantwortlich sind, früher sehr nahe. Ich hatte keine Ahnung, dass die sowas planten, also habe ich ihnen vertraut. Was sich als großer Fehler herausgestellt hat. Sie haben anfangs gute Dinge in der Politik getan und ich stand immer hinter ihnen. Mir ist nie klar gewesen, was sie tun, auch nicht, als sie bereits damit angefangen hatten. Aber als ich es realisierte, stellte ich sie zur Rede. Sie gaben mir keine klaren Antworten; wichen meinen Fragen aus. Sie meinten, dass mir Wissen schaden würde und da wurde mir klar, dass ich da weg musste. Also schlich ich mich eines Nachts aus dem Haus. Ich wusste lange nicht, wohin ich sollte. Ihr wisst ja, dass alles nicht hier angefangen hat, sondern in Bayern und erst später Berlin erreicht hat. Und genau da bin ich hin. Ich habe mich versteckt, bin mit öffentlichen Verkehrsmitteln gereist und ab und zu hat mich mal jemand mitgenommen. Aber ich habe nie meinen Namen oder meine Herkunft erwähnt. Dann hätten sie wahrscheinlich nicht so freundlich gehandelt. Jedenfalls bin ich dann auf Rick und Steve getroffen und die beiden haben mir geholfen, mich zurechtzufinden. Ich habe ihnen erzählt, dass ich nach Berlin gezogen wäre und eine Ausbildung machen wollte. Kurz danach sind wir zusammengezogen. Ich hatte das Geschehene schon fast verdrängt, als die Kricks der Regierung auftauchten und den Leute sagten, dass die Grenzen geschlossen sind. In der Stadt brach Panik aus und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Dann begannen die Aufstände und die Politik antwortete mit Tod und Zerstörung. Und wir sind hierher gegangen."

Lange sagte niemand etwas. "Also hast du zu denen gehört?", fragte Frodo nach. "Wieso hast du es uns nie erzählt?" Verzweifelt schaute Marti ihn an. "Wie hätte ich es denn sagen sollen? Ich hatte Angst, dass ihr mir nicht mehr vertraut." "Weißt du auch, wieso diese... Kricks noch durch Berlin laufen? Es gibt schließlich keine Proteste mehr." Marti presste die Lippen aufeinander. Dann nickte er. "Und wieso?", drängte Flo. "Sie suchen." "Was?" "Mich." Flo starrte Marti an. "Dich? Wieso?" "Weil sie mich wieder auf ihre Seite ziehen wollen." "Indem sie dich erschießen?" Frodo schüttelte den Kopf. "Das ergibt keinen Sinn." "Doch", widersprach Flo. "Schmerz ist ein Weg, den viele zu sowas nutzen. Die Person zerbricht daran. Am schlimmsten ist es, wenn Freunde und Familie leiden." "Deswegen also der Doppelgänger", murmelte Rick. "Er wollte, dass wir uns spalten und Marti alles in die Schuhe schieben." Marti nickte. "Ich versteh' das nicht", meinte Steve. "Welche Verbindung hattest du denn zu denen, dass du ihnen nicht von Anfang an den Rücken zugedreht hast?" Marti schaute auf seine Finger. Seine Antwort kam so leise, dass Steve sie beinahe nicht verstand. "Sie sind meine Eltern."

Endut! Hoch Hech!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt