Tag 1~ 12. Juli: Straßenklänge

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◇Außensicht◇
Schüsse hallten durch die Straßen. So leise wie möglich hatten sich die fünf hinter eine Hauswand geschlichen; sie machten keinen Ton. Zu groß wäre die Gefahr, entdeckt zu werden. Niemand wusste, was in so einem Fall passieren würde, aber die eingetrockneten Blutflecken auf dem Asphalt sprachen Bände. So schnell, wie sie gekommen waren, verstummten die Schüsse auch wieder. Einer der fünf legte einen Finger auf den Mund. Leise! Befehle wurden gebrüllt, ein Karren ratterte über die Straße und man hörte, wie etwas darauf geladen wurde. Niemand wollte wissen, was genau das war. Noch ein paar letzte unverständliche Worte und das Ruckeln der Räder entfernte sich und verklang schließlich in der Ferne.

Wie auf ein stilles Zeichen schaute der, der bereits die Warnung für Schweigen gegeben hatte, um die Ecke und prüfte die Lage. "Alles klar", sagte er dann und die anderen seufzten erleichtert. "Es ist doch immer das gleiche", meinte der Dunkelhaarige, dem eine Kamera um den Hals hing. "Schon, aber was willst du machen, Steve? Ganz allein die Regierung stürzen?", scherzte der erste humorlos. "Lasst den Scheiß. Bist du sicher, dass alle weg sind, Flo?", erkundigte sich ein dritter. Der Angesprochene nickte. "Sonst wären sie auch schon hier", murmelte Steve. Der kleinste der Gruppe sprang auf. "Also dann!", meinte er. "Auf zurück!" Flo schüttelte den Kopf, stand aber ebenfalls auf und auch die anderen taten es ihnen gleich. Zusammen gingen sie die Straße entlang, an der jetzt neue Bluttropfen das Pflaster färbten. "Keine Leichen oder Verletzte", murmelte Flo. "Natürlich nicht. Was glaubst du denn, was sie auf diesen Karren tun?" Alle starrten den an, der das gesagt hatte. Klar, das wussten sie, aber niemand hätte es ausgesprochen.

Regel Nummer eins: Sag nichts, was du nicht hören willst.

"Ist doch so", murmelte er. Steve wandte sich ab und ging weiter, vor den anderen her. "Echt klasse. Nein, wirklich, du hast ihn erfolgreich an letzten Monat erinnert!" "Frodo, lass es", warnte Flo, aber besagter ignorierte ihn. "Du weißt selbst, was er durchmachen musste, jetzt zeig doch auch etwas..." "Mitgefühl", endete ein anderer. Frodo nickte ihm zu. "Genau. Danke, Rick." "Ihr wisst genau, dass ich genauso getrauert habe wie ihr!", brauste jetzt der Hintengehende auf. "Aber das war nicht das letzte Mal! Sowas passiert hier täglich. Und das ist eine Tatsache." "Marti, jetzt beruhige dich", versuchte Flo, ihn zu beschwichtigen. Marti schüttelte den Kopf. "Ich werde mich später bei ihm entschuldigen", murmelte er.

"Das wirst du", nickte Flo und die drei gingen weiter in die Richtung, die Steve eingeschlagen hatte. Rick war bereits vorgelaufen, um ihn einzuholen. "Alles okay?", fragte Frodo besorgt mit Blick auf Marti. Der zuckte mit den Schultern. "Sicher, was soll sein?" "Keine Ahnung. Du wirkst so anders in letzter Zeit." Mit ernsten Augen starrte Marti Frodo an. "Anders? Was ist denn nicht anders? Es hat sich alles so verändert, dass sowas wie eben normal geworden ist! Diese Straßenklänge sind einfach schrecklich."

Endut! Hoch Hech!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt