In Gedanken

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◇Marti◇
Marti schaute Flo und Rick nach. Zu gern hätte er sich ihnen anvertraut, aber wie wäre es dann weiter gegangen? Nein, er durfte es ihnen einfach nicht sagen. Gedankenverloren lief er ein paar Meter. Er dachte an Steve. Wie er sich immernoch an die Fotos klammerte. Er schoss sehr viele. Er sagte immer, dass er sie braucht, um sich zu erinnern. Woran?, fragte Marti sich. An eine solche Zeit würde niemand gern zurückdenken. Zumal er nicht wusste, ob Steve dazu überhaupt die Gelegenheit haben würde. Schnell verbot er sich solche Gedanken. Natürlich würde Steve überleben; genauso wie der Rest der Gruppe. Und was ist mit Felix und Jako?, fragte eine Stimme in Martis Unterbewusstsein. Ja, Felix und Jako...

Schmerzlich drangen die Erinnerungen an die beiden zu ihm durch. So oft hatte er etwas mit den beiden unternommen, musiziert oder einfach rumgeblödelt. Bei den Drehs von ihren Musikvideos hatten sie sofort alle anderen mit ihrem Eifer angesteckt und gute Stimmung verbreitet. Und nun würden nie wieder ihre Stimmen erklingen, nie wieder würden sie einfach zusammen sitzen und albern sein.
Vielleicht machte Steve ja deshalb die Fotos. Damit niemand von ihnen vergessen würde.

Wieviel Zeit war wohl inzwischen vergangen? Martis Uhr war schon lange stehengeblieben und Zeit war ohnehin mittlerweile eher nebensächlich. Sein Zeitgefühl sagte ihm, dass er mittlerweile etwa zehn Minuten fort sein musste. Naja, so weit hatte er sich nicht entfernt. Wenn die Viertelstunde also um sein würde, kämen Flo und die anderen schnell genug zu ihm. Ob Steve wohl noch sauer war? Vorhin hatte es nicht so gewirkt. Aber es war immergrüne Steve, der konnte schonmal seine Gefühle überspielen. Zumal er sich immernoch die Schuld an Jakos und Felix' Tod gab, obwohl die anderen dem immer widersprachen. Trotzdem ließ er sich nicht umstimmen. Aber Marti wusste, dass es nicht Steves Schuld war, auch wenn er es nicht beweisen konnte.

"Marti?" Ricks stimme riss ihn aus seinen Gedanken. "Wo bist du?!" Scheinbar waren die fünfzehn Minuten schon um. Gerade wollte Marti antworten, als er plötzlich Schritte vernahm. Er konnte nicht genau ausmachen, woher sie kamen. Rick erschien in seinem Sichtfeld, aber bevore er auf sich aufmerksam machen konnte, wurde Marti plötzlich von hinten gepackt. Eine Hand hielt ihm den Mund zu und andere - er schätzte, sie waren mindestens zu dritt- fassten seine Arme und Beine. Er versuchte, sich loszureißen, aber die Griffe wurden nur fester. Das letzte, was er sah, war Rick, der sich noch immer suchend umschaute. Dann wurde alles schwarz.

Endut! Hoch Hech!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt