43- Worauf willst du hinaus? (Teil 2)

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Damit ihr vor Spannung nicht platzt kommt hier der zweite Teil des Kapitels😉

Kim pov

"Worauf willst du hinaus?" Verwirrt schaute ich meinen besten Freund an, der mit nachdenklichem Gesicht neben mir saß. "Ihr habt beide diesen kleinen Pfefferfleck auf der Wange. Ihr habt ein ähnliches Grinsen. Wie alt ist Ben?" "16. Wieso?" Doch Markus fuhr unbeirrt mit seiner Fragerei fort. "Wann hat er Geburtstag?" "Am 22. Dezember." "Wo war dein Vater am 22. Dezember?" "Er hat sich mit ein paar Kollegen getroffen und sie sind in eine Rodelbahn gefahren. Warum willst du das denn alles wissen?" "Was ist mit Bens Vater?" "Er hat ihn und seine Mutter verlassen, als Ben noch sehr klein war." "Ich habe eine Vermutung Kim. Du sagst doch immer, dass Ben für dich wie ein Bruder ist, richtig?" "Ja, das stimmt. Wieso?" "Ich glaube Ben ist dein richtiger Bruder." Entsetzt schaute ich Markus an. "Du bist verrückt, das kann nicht sein. Wieso sollte meine Mutter mir meinen eigenen Bruder jahrelang verheimlicht haben?" "Weil sie es selber nicht wusste. Ben hat eine andere Mutter. Dein Vater hat sie betrogen." "Das hätte mein Vater nie getan!" "Aber es passt alles!" "Ach ja, dann erklär mir doch mal wie das passen soll!" "Dein Vater hatte eine Affäre mit Bens Mutter. Irgendwann war sie schwanger. Sie hat es ihm gesagt und er saß in der Zwickmühle, denn seine Ehefrau hatte ihm gerade verkündet,dass sie ebenfalls schwanger war. Er hat beide Frauen während der Schwangerschaft begleitet, wusste aber, dass er sich irgendwann entscheiden müsste. Am 22. Dezember hat er sich nicht mit Kollegen getroffen, sondern war bei der Geburt seines Sohnes. Und einen Tag später kamst du auf die Welt. Er hat sich für deine Mutter und dich entschieden und Bens Mutter mit dem kleinen Sohn allein gelassen. Deine Mutter hat die Ähnlichkeit zwischen Ben und eurem Vater erkannt und wollte es wahrscheinlich nicht wahr haben." Fassungslos starrte ich ins Leere. "Wir müssen das Ben erzählen. Und wir müssen es beweisen." Markus holte sein Handy aus der Hosentasche und ich hörte, wie er Ben anrief und ihn bat zu kommen. Es dauerte eine halbe Stunde, dann stand Ben verwirrt vor mir und ließ seinen Blick von oben bis unten über meinen Körper wandern. "Markus hat Recht. Das passt perfekt. Ich kann es gar nicht glauben. Du bist vielleicht meine Schwester." Er umarmte mich ganz fest. Ich atmete seinen vertrauten Geruch ein. Als wir uns voneinander lösten, stand Markus auf. "Wir müssen Beweise finden. Und zwar schnell, denn deine Mutter wird in zwei Stunden hier sein. Ben musste versprechen sie anzurufen, wenn du wieder auftauchst." Ich nickte. Wir gingen zu dritt rüber zu mir und standen dann ratlos im Flur. Ich stellte auf meiner Uhr einen Wecker ein. "Knapp zwei Stunden, dann müssen wir hier alles wieder ordentlich haben." Die beiden Jungs nickten und Ben nahm das Wort an sich. "Am besten teilen wir uns auf. Das Haus ist groß und es dauert lange bis alle Schränke durchsucht sind. Markus macht den Keller, ich das Erdgeschoss und Kim, du machst die obere Etage, okay?" Er bekam ein doppeltes Nicken zur Antwort und wir fingen an. Ich durchsuchte zuerst mein Zimmer, falls ich noch irgendwo ein Foto von meinem Vater hatte. Ich suchte in allen Schubladen, Schränken, auf meinem Schreibtisch, unterm Teppich, einfach überall. In meinem Zimmer wurde ich nicht fündig, also ging ich weiter ins Badezimmer meiner Mutter. Jeder Schrank, jede Tasche wurde durchsucht, aber auch hier herrschte gähnende Leere. Enttäuscht und entmutigt ging ich ins Schlafzimmer meiner Mutter. Ich öffnete die große Tür des Kleiderschranks und musste mehrmals hart schlucken, als ich die Mengen an Männerklamotten sah. Erik war praktisch schon hier eingezogen und das gefiel mir gar nicht. Aber dafür hatte ich jetzt keine Zeit, denn das dringendere Problem war die Sache mit Ben und mir. Ich durchwühlte den Schrank, aber fand nichts. Nichtmal den Hauch eines Beweises dafür, dass Ben und ich denselben Vater hatten. Monoton zog ich die Schubladen auf, wühlte darin herum, und hätte beinahe ein Bild übersehen. Ich nahm es in die Hand und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. "Jungs!", rief ich laut durchs ganze Haus, "Ich glaube, ich hab was gefunden!" So schnell wie möglich rannte ich ins Wohnzimmer, wo Ben gerade ein kleines Büchlein in der Hand hielt. Und auch Markus kam in diesem Moment zu uns und hatte ein dickes Buch in der Hand. "Ich habe ein Bild gefunden. Wenn ich richtig kombiniere, dann sind das meine Eltern als sie etwa 20 Jahre alt sind. Und jetzt schaut euch meinen Vater an." Ich hielt den beiden das Bild hin und sie zogen scharf die Luft ein. "Er sieht aus wie ich, nur etwas älter", stellte Ben erstaunt fest. Dann zeigte er uns das kleine Buch. Er schlug es an der Stelle auf, an der ein Lesezeichen eingeklemmt war. Dann las er vor. "Liebes Tagebuch, blablablablabla, ich habe den Verdacht, dass Lorenz mich betrogen hat, als ich mit Kim schwanger war. Kims neuer Kumpel Ben, er sieht aus wie mein Mann damals. Ich hatte den Verdacht schon früher, aber ich habe es ihm nicht zugetraut. Doch Kims Bekanntschaft mit Ben macht die Sache um einiges schlimmer. Ich will nicht, dass sie von der Affäre und ihrem Bruder erfährt, denn ich möchte, dass alles so bleibt wie es ist. Ich werde ihr den Kontakt zu Ben verbieten, anders geht es nicht. Ich will einfach nicht wahr haben, dass Lorenz mich betrogen und ein zweites Kind haben soll." "Das ist der Beweis", sagte Markus, "Und ich habe etwas, was es endgültig bestätigen wird." Er schlug das dicke Buch in seinen Händen auf und blätterte ein wenig herum, bis er uns eine Doppelseite zeigte. "Das ist sein Testament", erklärte Markus und las es vor. "Hiermit beantrage ich, dass meine beiden Kinder Kim Steier (23.12.99) und Ben Brehmer (22.12.99) ihr Erbe an ihrem 18. Geburtstag bekommen. Und dann steht da noch was ihr alles kriegt." Obwohl wir es geahnt hatten, traf und die Erkenntnis wie ein Schlag. "Mehr Beweis gibt es nicht", stellte Markus fest. "Was ist hier los?!", ertönte plötzlich eine aufgeregte Stimme hinter uns. Wie elektrisiert sprangen Markus, Ben und ich auseinander. Meine Mutter stand mitten im Raum, den Blick starr auf die Sachen in unseren Händen. Hinter ihr ein überraschter und zugleich miesepetriger Erik, der in jeder Hand einen Koffer hielt. Ich schluckte, atmete einmal tief durch und nahm dann allen Mut zusammen. "Mama, ist Ben mein richtiger Bruder?" Die Stimmung war angespannt und jeder im Raum beobachtete meine Mutter. Diese schien langsam aus ihrer Starre zu erwachen und schaute mich an. Sie atmete zweimal tief durch, dann nickte sie. "Ja." Überrumpelt von dieser Ehrlichkeit schaute ich zu Ben, dem es ähnlich zu gehen schien. Da ich nicht wusste wie ich reagieren sollte, hörte ich einfach auf mein Herz und das brachte mich dazu, aufzustehen und meine Mutter zu umarmen, die Tränen in den Augen hatte. Ben und Markus hatten sich uns langsam genähert und als ich mich jetzt von ihr löste, war es Ben, der sie einfach umarmte. Meine Mutter schien überrascht von dieser Geste, aber sie freute sich, dass sah ich ihr an. Erik hatte mittlerweile die Taschen abgestellt. "Ich gehe mal nach Hause, ich denke ihr habt viel zu besprechen." Er küsste meine Mutter und verschwand. "Ich schließe mich ausnahmsweise an und haue jetzt ab. Viel Glück!" Markus umarmte Ben und mich und ging dann ebenfalls nach Hause. Wir setzten uns zu dritt an den großen Esstisch. Und dann begann meine Mutter zu erzählen. Zuerst von meinem Vater und ihr, ihrem ersten Verdacht, dass er sie betrogen hatte. Wie Sie diesen Gedanken damals weggeschoben hatte, als er ihr den Antrag machte und sie schwanger wurde. Natürlich hatte sie sich gewundert, dass er am 22. Dezember so kurzfristig ein Treffen hatten, aber sie hatte es akzeptiert. Dann erzählte sie von der ersten Zeit mit mir und wie mein Vater irgendwann den Drogen verfallen war. Den mittleren Teil übersprang sie und machte weiter, als sie Ben das erste Mal gesehen hatte. "Ich dachte, es wäre Zufall. Aber du ähnelst ihm immer mehr und dann habe ich erfahren, dass dein Vater euch verlassen hat und der Verdacht wurde größer und stärker. Und dann habe ich mir dieses Fotoalbum angesehen und es stand fest. Du bist Lorenz' Sohn. Das kann niemand verleugnen." Ich schaute Ben an. "Wir sollten das alles deiner Mutter erklären", sagte ich. "Ich kann das nicht", Ben schüttelte den Kopf. "Ich mache das", sagte meine Mutter plötzlich, "Wir müssen da so einiges klären. Ben, kannst du mir eure Adresse geben? Es ist drei Wochen her, dass ich bei euch war." Ben nannte ihr die Adresse und meine Mutter stand auf. Wir brachten sie zur Tür, wo sie uns beide umarmte. "Ich bin froh, dass ihr es jetzt wisst. Und Kim, es ist sehr schön, dass du wieder da bist." "Ich finde es auch sehr schön, Mama." Sie verließ das Haus und ließ Ben und mich überfordert zurück. "Wie gehen wir damit um?", fragte ich ratlos. "Es ist genauso wie vorher. Nur, dass wir jetzt nicht mehr WIE Geschwister sind, sondern richtige Geschwister. Komm her, kleine Schwester." Er breitete die Arme aus und ich sprang grinsend hinein. Ich bemerkte in diesem Moment erst die Freudentränen in meinen Augen. Alle Probleme waren aus der Welt geschafft. Bis auf Maxi, der war auch noch ein Problem, aber das wollte ich sofort ändern. "Los komm, ich muss noch was klären und du musst dabei sein!" Wir zogen uns schnell Jacken und Schuhe an, dann holten wir unsere Motorräder aus der Garage und fuhren los. Ich fuhr vor und Ben folgte mir. Und schließlich standen wir vor Maxis Haus. "Wieso soll ich mit zu Maxi?", fragte Ben verwirrt. "Lass mich einfach reden, du musst nur lächeln und nicken." Ben nickte und wir stiegen von den Maschinen und zogen uns die Helme vom Kopf. Mit zitternder Hand klingelte ich. Es dauerte nicht lange, da öffnete Nerv mir die Tür. "Hi, ich hab schon gehört, dass du wieder da bist. Find ich voll cool. Warte, ich hole Maxi." Ich lächelte einfach und es dauerte auch nicht lange, bis Maxi vor mir stand. Ohne zu Überlegen fing ich einfach an zu reden. "Es tut mir Leid, Maxi. Ich habe nur an mich gedacht und dass ich enttäuscht war, aber du warst das ja bestimmt auch, als du dachtest, dass ich was mit Ben habe und deshalb möchte ich dir was sagen. Ben und ich sind Geschwister." "Jaja, ich weiß schon, ihr seid wie Bruder und Schwester." "Nein, wir sind nicht WIE Bruder und Schwester, sondern wir SIND Bruder und Schwester. Wir haben denselben Vater." Maxi schaute uns geschockt an. "Ich erkläre es dir irgendwann, aber du musst mir bitte verzeihen." Bittend schaute ich meinen Exfreund an. Maxi schaute mich an und dann beugte er sich plötzlich vor und küsste mich. Ich brauchte einen Moment, bis ich es realisierte, aber dann erwiderte ich den Kuss und musste grinsen. Maxi ging es ähnlich, das spürte ich. Als wir uns voneinander lösten lächelten wir beide und Ben hinter mir klatschte. "Jetzt müsst ihr wieder zusammenkommen!", rief er lachend. Maxi kniete sich vor mich hin und fragte: "Willst du wieder meine Freundin sein?" Ich nickte. "Ja, ich will. Auf jeden Fall!" Wir küssten uns wieder und ich fühlte mich unglaublich erleichtert. Maxi war derjenige, der mein Herz wieder flicken konnte und ohne den ein Leben für mich nicht mehr im Bereich des Möglichen lag. Alle meine Probleme waren jetzt gelöst und das gab mir neuen Schwung. "Wir müssen es den Wilden Kerlen erzählen. Na los, ruf Willi und die anderen an!" Ich scheuchte Maxi ins Haus und zog Ben hinter mir her. Es dauerte 5 Minuten, dann wussten alle Bescheid und weitere 10 Minuten später standen Markus, Maxi, Ben und ich vor den anderen Wilden Kerlen und Willi. Wir hatten beschlossen, dass ich sprechen würde. "Heute ist ein wunderschöner Tag, weil alle meine Probleme gelöst wurden. Zuerst haben Markus und ich uns vertragen, dann habe ich herausgefunden, dass Ben mein leiblicher Bruder ist, da wir denselben Vater haben und das beste zum Schluss: Maxi und ich sind wieder zusammen." Maxi küsste mich und alle lachten und applaudierten. Wir vier setzten uns mit den anderen zusammen an den großen Holztisch und dann erzählten wir, was an diesem ereignisreichen Tag alles passiert war. Ich saß zwischen Maxi und Ben und Markus saß mir gegenüber und alles war perfekt. Vor uns lag ein spannender Sommer mit 8 Wochen Filmdreh. Wir würden den wildesten Sommer aller Zeiten erleben, das stand jetzt schon fest. Was wir allerdings noch nicht ahnten war, dass wir unseren Fußballgeist schon bald beweisen mussten und uns die schwerste Prüfung von allen bevorstand.

Wörter: 2123

Die Wilden Kerle und die StilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt