16- Ich hab dich irgendwie nie so richtig beachtet glaube ich

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Kim pov

Es waren mehrere Wochen seit Markus' Glanzleistung vergangen. Ich hatte mich auch wieder getraut bei einem Spiel mitzumachen, allerdings befand ich mich in ständiger Begleitung der Tabletten. Ich hatte nur das eine Mal eine stärkere Schmerztablette genommen und probierte es bis jetzt erstmal mit den normalen. Am Tag nach meiner Standpauke bei den Wilden Kerlen hatten sie sich bei Markus entschuldigt. An Fußball war aber gerade nicht zu denken, denn es regnete leider die ganze Zeit. Man könnte meinen, es sei noch November, doch in Wirklichkeit hatten wir bereits den 12. Dezember. Ich liebte den Dezember. Gerade saß ich mit einer Tasse Tee und einer kuscheligen Decke auf meiner Fensterbank, unter der die Heizung stark am Arbeiten war. Ich schlürfte an dem heißen Getränk und spürte, wie es mich von innen aufwärmte. Wir hatten beschlossen eine Fußballpause zu machen, da es sowieso nichts brachte. Es regnete die  ganze Zeit und ich wünschte, wir hätten Minusgrade, denn dann würden nicht graue Schleier, sondern weiße Flocken die Aussicht verzieren. Ich verbrachte jetzt umso mehr Zeit in meinem geheimen Zimmer. Ich hatte mich immer etwas zu dick gefunden und durch das tägliche Training hatte ich ordentlich an Bauchfett verloren. In der Schule hatte ich bereits einige Komplimente bekommen und auch meiner Mutter war es aufgefallen. Meine Mutter und ich waren vorletztes Wochenende nach München gefahren und hatten dort Weihnachtsdekoration für das Haus gekauft. Sobald wir zu Hause waren hatten wir mit dem Dekorieren angefangen. Jetzt schmückten Lichterketten an der Hecke, Weihnachtsmänner- und Elfenfiguren und ein leuchtender Schlitten mit Rentieren vornedran unseren Garten. Auch in unserem Haus sah es weihnachtlich aus. Meine Mutter hatte jeden Raum, sogar das Klo, geschmückt und zwar mit allem, was wir hatten. Jedes Mal wenn ich im Bad war fühlte ich mich von der Rentier- Girlande beobachtet, die rund um den Spiegel hing. Den einzigen Raum, den meine Mutter nicht schmücken durfte, war mein Zimmer, denn das machte ich immer lieber selbst. Ich war etwas sparsamer gewesen. Über meiner Fensterbank hing eine Art Girlande, die aus künstlichen Tannenzweigen war. In den Tannenzweigen hing ein wenig Glitzer in Rot und Gold. Über meinem Bett, welches sich ja seit meinem Umräumen in der Dachschräge befand, hing eine Lichterkette. Wenn es dunkel war und nur die Lichterkette an, wirkte es wie ein Sternenhimmel. Auf meinem Schreibtisch stand meine liebste Schneekugel (heißt das so? Ich meine diese Dinger, die man schüttelt und wo es dann schneit (Bild oben)). In der Kugel waren ein Schneemann, eine Tanne mit roten Kugeln und ein Geschenk zu sehen. Ich schnappte mir das kleine Ding von meinem Schreibtisch und nahm wieder meinen Platz am Fenster ein. Ich schüttelte die Schneekugel und musste automatisch lächeln, als ich beobachtete, wie der Schnee sich wieder Richtung Boden bewegte. Ein paar Flocken blieben auf dem Hut vom Schneemann oder auf dem Geschenk liegen, aber das machte es perfekt. Ich schüttelte die Schneekugel nochmal und nochmal und nochmal. Dann holte ich mir von meinem Schreibtisch Zettel und Stift und schrieb einen Brief an den Weihnachtsmann mit meinen Wünschen drauf. Natürlich war das Quatsch, aber mein Vater hatte mir immer einen Satz gesagt, den ich niemals vergessen würde. "Wenn man an seine Wünsche glaubt, dann gehen sie auch in Erfüllung." Und so schrieb ich, wie jedes Jahr, meinen Brief:

Lieber Weihnachtsmann,

dieses Jahr habe ich nur zwei Wünsche. Den einen müsstest du mir bitte schon an meinem Geburtstag erfüllen. Und zwar möchte ich einen super Geburtstag mit Markus feiern. Einen Doppel- Geburtstag, weil wir ja beide am 23. Dezember haben (ich habe einfach das echte Geburtsdatum von Leon Wessel-Masannek genommen). Und dann wünsche ich mir noch, dass es dieses Weihnachten schneit. Ich will fest daran glauben, dann geht es auch in Erfüllung. Und bitte richte Papa liebe Grüße in den Himmel aus, wenn du da vorbeifliegst.

Deine Kim (jetzt das Video oben anschauen (ich hab beim ersten Mal schauen geheult))

Ich faltete das Blatt und legte es in meine Schublade am Schreibtisch. Der Regen hatte aufgehört und die Sonne brach vorsichtig durch die übrigen Wolkenfetzen. Also zog ich mir dicke Schuhe und eine Jacke an. Handschuhe und Helm durften auch nicht fehlen und dann stieg ich draußen auf mein Motorrad.

Die Wilden Kerle und die StilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt