53- Tag 53

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Kim pov

Noch im Halbschlaf schaltete ich meinen Wecker auf dem Handy aus und gähnte. Im Container war es stockdunkel, denn, wie ich nach einem Blick auf mein Handy feststellte, war es erst 4 Uhr morgens. Aber ich musste heute drehen und dafür war das Licht der aufgehenden Sonne nötig. Zum Glück waren die Szenen ziemlich kurz und den restlichen Tag hatte ich dann frei. Ein paar der anderen mussten noch einzelne Szenen im Verlauf des Tages drehen, aber Maxi und ich gehörten nicht dazu. Ich drehte mich zu meinem Freund um, der noch friedlich schlief. Ich rollte mich auf ihn, drückte mich mit meinen Armen neben seinem Körper ab und küsste ihn. Grinsend öffnete Maxi die Augen, nachdem ich mich von ihm gelöst hatte. "So könnte ich jeden Morgen geweckt werden", schmunzelte er. "Ich auch, aber der Wecker küsst mich leider nicht." Maxi küsste mich leidenschaftlich, dann standen wir auf, zogen uns etwas über und gingen aus dem Container. Maxi wollte noch eine Kleinigkeit essen, aber ich ging direkt zu Marie, die mir wie immer in den Ganzkörperanzug half. Dann ging ich in die Maske, wo geschminkt wurde. Für das Spiel hatte ich ein Muster aus schwarzen Streifen ins Gesicht bekommen und die durften heute natürlich auch nicht fehlen. Ich bekam gerade die Perücke auf, als Maxi hereinkam. Er wurde etwas geschminkt und seine Haare in die richtige Position gebracht. Ab heute brauchte er keine Kontaktlinsen mehr, denn zuerst spielte ich mit der Steinfigur und dann waren wir beide erlöst und hatten wieder braune und blaue Augen. Die Frau aus der Maske hatte gegrinst, als sie meine neue Haarfarbe sah. Auch Joachim hatte mit großen Augen reagiert, aber ich hatte ja immer die Perücke auf und dann sah man das Blau nicht. Ich machte mir noch die hellen Kontaktlinsen in die Augen, dann gingen Maxi und ich zu den Motorrädern und fuhren zur Halle. Das Set war bereits aufgebaut und draußen ging jetzt langsam die Sonne auf. Die Steinfigur, die Maxi darstellte, lag schon auf Position und ich entfernte mich ein paar Schritte, bis Joachim das Startsignal gab. Langsam ging ich auf die Figur zu und vor ihr in die Hocke. "Aber das geb ich dir gerne. Nur für einen einzigen Sonnenaufgang", ich legte meine Hand auf die eiskalte Wange, "Den du gar nicht beachtest." Eine Frau aus der Crew las Vanessas Text vor: "Du beachtest ihn nicht, weil du ihn jeden Tag siehst." Dann war wieder ich dran und sagte: "Jeden Tag. Hörst du?" Joachim beendete die Szene und Maxi legte bzw. setzte sich an der Stelle der Steinfigur hin und ich nahm die Kontaktlinsen aus meinen Augen. "Und bitte!", rief Joachim. "Und was ist mit dir?", fragte Maxi und ich grinste ihn glücklich an. Wir standen auf und drehten uns einmal um 180 Grad. Ich schaute zu Maxi hoch und er sah zu mir runter. "Cut!", kam es von Joachim und ich küsste Maxi. Um uns herum klatschten alle und wir mussten lachen. "Okay, das wars. Ihr habt den restlichen Tag frei und morgen seid ihr bitte genauso früh wieder hier, da drehen wir das Ende mit allen." Wir nickten und verabschiedeten uns. Maxi nahm meine Hand und wir fuhren mit den Motorrädern zurück auf die Lichtung, wo die anderen gerade aus ihren Containern kamen. "Na, ihr seid aber früh fertig!", rief Willi. "Ja, es lief alles glatt. Morgen früh drehen wir alle zusammen die Endszene und dann ist das Ding im Kasten!" "Was machen wir heute?", fragte Vanessa. "Ich bin dafür, dass wir heute Pärchen-Tag machen, länger halte ich diese ganze Süßholzraspelei um mich herum nämlich nicht mehr aus!", rief Darkside lachend. Wir stimmten alle zu und damit war es beschlossene Sache. "Und was machen wir?", fragte ich meinen Freund. "Erstmal umziehen und abschminken." "Gute Idee." Wir gingen in die Maske, wo ich die ganze Schminke vom Gesicht gewischt bekam. Auch die Perücke wurde ich los und die blauen Haare umspielten wieder mein Gesicht. Ich ging zum Container und suchte mir Klamotten aus dem Schrank (Outfit oben). Maxi zog sich auch etwas anderes an und dann gingen wir in den Wald. Maxi nahm einen Fußball mit und spielte ihn am Rand des Waldes zu mir. "Flugvolleys!", rief er grinsend. Ich nahm den Ball an und spielte ihn etwas weiter nach vorne in Maxis Laufbahn. Ich rannte los, unter meinen Schuhen knirschten die Blätter und ich war einfach nur glücklich und hatte Spaß. Der Ball kam auf mich zu und ich sprang etwas in die Luft und spielte ihn zurück. Maxi machte eine Art Hürdenlauf, indem er über mehrere Äste sprang und dann den Ball schoss. Ich rannte auf einem umgekippten Baumstamm entlang und sprang am Ende so weit hoch, wie möglich. Ich erwischte den Ball noch knapp und spielte ihn zu Maxi. Ich rannte weiter und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Maxi den Ball annahm und wieder zu mir spielte. Ich rannte einen schrägen Baumstamm hoch, drehte mich an der Spitze um und machte eine perfekten Fallrückzieher. Ich landete auf meinen Füßen, drehte mich sofort wieder um und rannte weiter. "Na, kriegst du den?", rief ich Maxi zu. "Worauf du dich verlassen kannst!", antwortete Maxi. Er kletterte in eine Astgabelung und spielte von dort aus den Ball zu mir. "Und was ist mit dir? Kriegst du den?", fragte er. "Dafür leg ich meine Beine ins Feuer!", rief ich und kletterte den Baum vor mir hoch so schnell es ging. Als ich fast ganz oben angekommen war, sprang ich auf einen Ast des nebenstehenden Baumes. Wie ein Eichhörnchen bewegte ich mich fort und ging immer etwas weiter runter. Dann kam der Ball. Ich sprang von dem Ast ab, auf dem ich gerade stand. Ich befand mich im freien Fall, hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und schoss mit voller Wucht gegen den Ball. Ich stürzte auf den Boden, wo ich mich abrollte und sofort weiter rannte. "Pass auf, Maximilian. Gleich kommt meine Lieblingsstelle!", rief ich meinem Freund während des Schusses zu. "Das weiß ich!", kam sofort die Antwort. Maxi hangelte sich an drei Ästen entlang und schoss den wildschwarzen Fußball zu mir. "Alles ist gut!", schrie er. Ich sprang vom Rand des Abgrunds und fasste nach dem Tau. Ich schwang bis zur Mitte, dann kam der Ball (so wie Vanessa im Film, wo sie "fliegt"). "Solange du wild bist!", schrie ich zurück und schoss den Ball zu meinem Freund. Ich ließ das Tau los und sprang auf die andere Seite. Ich rollte mich ab und rannte direkt weiter. So ging es eine Weile bis wir fast bei 200 Pässen angekommen waren. Jeden Moment würde der See kommen und darauf freute ich mich schon. Maxi schoss den Ball zu mir, ich zu ihm und dann kam der See. Maxi hatte ihn übersehen, sprang nach oben und gleichzeitig nach vorne, spielte den Ball und platschte ins Wasser. Ich musste lachen und anstatt den Ball zu ihm zu spielen, fing ich ihn mit den Händen auf. Maxi tauchte hustend wieder auf und schüttelte sich wie ein nasser Hund. "Na los, komm auch rein, es ist total angenehm!", rief er. Ich zog mein Shirt, meine Hose, Schuhe und Socken aus, dann sprang ich meinem Freund hinterher. Maxi hatte auch noch schnell seine Sachen ausgezogen und auf einen Ast gehängt, damit sie trockneten. Ich schwamm zu meinem Freund und hängte mich an seinen Hals. Er küsste mich, griff unter Wasser nach meinen Oberschenkeln und zog sie hoch. Ich verstand was er wollte und führte meine Beine um seinen Körper herum. Wir küssten uns leidenschaftlich und ich wusste ganz genau was Maxi wollte. Ich grinste in den Kuss hinein. "Nicht im See", nuschelte ich. "Ich will aber nicht mehr warten", knurrte mein Freund. "Hier könnten jederzeit irgendwelche Freunde von uns auftauchen." Ich löste mich von meinem Freund, tauchte unter und öffnete meine Augen. Der See war nicht super sauber, aber man konnte unter Wasser sehen. Ich sah etwas, dass für mich wie ein Höhleneingang aussah und schwamm hin. Ich hatte Recht, vor mir lag eine Höhle. Ich tauchte auf, holte Luft und schwamm in die Höhle. Sie war ziemlich groß und plötzlich war über mir kein Wasser mehr. Erstaunt schaute ich mich um und stellte fest, dass es eine Höhle war, die anscheinend einen Eingang vom See und vom Wald aus hatte. Ich holte tief Luft und schwamm aus der Höhle raus. Draußen wartete Maxi auf mich. "Ich hab da was gefunden", sagte ich zu ihm, "Vielleicht bekommst du noch, was du willst." Auf dem Gesicht meines Freundes erschien ein Grinsen und er kam zu mir. Ich nahm seine Hand, wir holten beide Luft und tauchten unter. Ich schwamm zum Eingang der Höhle und zog Maxi hinter mir her. Im Inneren der Höhle tauchte ich wieder auf und Maxi tat es mir gleich. "Na?", fragte ich mit einem schelmischen Grinsen. Mein Freund kam auf mich zu und küsste mich. Küssend stiegen wir aus dem Wasser und fielen auf weichen Sandboden. Unsere Küsse wurden leidenschaftlicher und fordernder. Es dauerte nicht lange, da waren wir beide nackt und dann liebten wir uns.

Außer Atem rollte ich mich zur Seite. "Das war auf alle Fälle eine der besten Ideen, die wir je hatten", keuchte ich und Maxi stimmte mir zu. Wir blieben liegen bis wir wieder zu Atem gekommen waren, dann zogen wir unsere Unterwäsche wieder an und tauchten aus der Höhle raus. Lachend verließen wir den See und legten uns am Ufer auf den Waldboden. Die Sonne schickte wärmende Strahlen auf unsere Körper und trocknete uns. Als es langsam zu warm in der Sonne wurde, standen wir auf, zogen uns an und gingen zurück zur Lichtung. Die meisten anderen saßen irgendwo auf der Wiese und kuschelten. Maxi und ich holten uns aus dem Wohnwagen mit dem Essen eine Schüssel mit Erdbeeren und dann setzten wir uns, weit entfernt von allen anderen, auch auf die Wiese. Bei allen Erdbeeren war schon das Grüne oben entfernt und ich nahm eine und hielt sie Maxi vor den Mund. Er wollte gerade reinbeißen, da zog ich die Erdbeere weg und steckte sie mir selbst in den Mund. Maxi und ich mussten lachen. Ich nahm noch eine Erdbeere und hielt sie Maxi vor den Mund und diesmal zog ich meine Hand nicht weg. Grinsend schluckte Maxi die Erdbeere herunter und küsste mich. So machten wir weiter bis die Schüssel leer war. Dann legte ich mich hin und mein Kopf lag auf Maxis Schoß. Mein Freund strich mir gedankenverloren die Haare aus dem Gesicht. "Worüber denkst du nach?", fragte ich und schloss die Augen, weil die Sonne mich blendete. "Was für ein Glück ich mit dir habe und ob ich dich einfach heiraten soll, damit wir für immer zusammenbleiben." "Heiraten klingt gut, aber noch nicht jetzt, wir sind noch ein bisschen zu jung, meinst du nicht?" Maxi nickte und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Willst du später mal Kinder?", fragte Maxi plötzlich. "Keine Ahnung. Früher dachte ich, dass ich niemals Mutter werden will, aber ein kleiner Fußballer oder ein kleine Fußballerin wäre schon ganz süß. Oder beides. Aber so richtig habe ich da noch nie drüber nachgedacht. Und du?" "Bei mir ist es genauso. Vielleicht, aber so richtig überlegt habe ich es mir noch nicht. Ich weiß nicht, ob ich sowas könnte. Ein Vater sein." "Du wärst ein perfekter Vater, da bin ich mir sicher." Wir küssten uns wieder und ich musste grinsen. Maxi war einfach zu süß. Er war perfekt, das stellte ich in solchen Momenten wieder fest. Wir lösten uns voneinander und kuschelten weiter. Ich genoss jede Sekunde mit Maxi und stellte immer wieder fest, wie perfekt er war. Als er vorhin vom Heiraten gesprochen hatte, war ich nachdenklich geworden. Es gab für mich keinen besseren als Maxi und es würde auch niemals einen besseren geben, also warum nicht heiraten? Auf der anderen Seiten waren wir noch zu jung, um solche Entscheidungen zu treffen. Wer wild geboren wurde wurde schneller selbstständig und stand für das ein, woran er glaubte. Die Wilden Kerle waren alle so geboren und Leon hatte mehrmals betont, dass es bei mir genauso war. Trotzdem mussten Entscheidungen wie Heiraten gründlich durchdacht und überlegt werden. Ich schüttelte leicht den Kopf. Ich wollte nicht an die Zukunft denken, sondern an das hier und jetzt mit meinem wunderbaren Freund. "Woran denkst du gerade?", fragte Maxi schmunzelnd. "Das mein Leben im Moment eigentlich perfekt ist. Ich habe dich, Markus und Ben und die Wilden Kerle. Wir drehen alle zusammen einen Film. Wir erleben einen richtig wilden Sommer. Mehr brauche ich nicht. Das einzige was noch nicht perfekt ist, ist die Sache mit Erik und meiner Mutter. Aber daran will ich jetzt nicht denken." "Kann ich verstehen. Glaubst du die Wilden Kerle wird es für immer geben?" "Ich bin mir nicht sicher. Spätestens wenn die Schule fertig ist, werden wir alle getrennte Wege gehen. Und die Wahrscheinlichketi, dass wir Nachfolger finden werden, ist eher gering. Aber es wäre natürlich toll, wenn wir für immer Freunde bleiben würden." "Ich habe Angst, dass wir uns alle aus den Augen verlieren. Die Wilden Kerle sind alles für mich." "Ich weiß. Und ich wünsche mir für dich, dass wir uns niemals auseinanderleben werden, aber wir müssen auch der Realität ins Auge sehen." Maxi seufzte und ich gab ihm einen Kuss, der ihm ein trauriges Lächeln auf die Lippen zauberte. "Lass uns nicht über die Zukunft nachdenken, sondern hier und jetzt leben", sagte ich und mein Freund nickte.


Lerne aus der Vergangenheit,

Träume von der Zukunft,

Aber lebe hier und jetzt!


Wörter: 2258



Irgendwie werden die Kapitel in letzter Zeit so philosophisch...

Die Wilden Kerle und die StilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt