56- Erik ist los

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Kim pov

Ich gähnte laut und drehte mich zu Maxi um, der allerdings nicht neben mir lag. Und ich lag auch nicht mehr im Doppelbett, sondern in einem Einzelbett. Der Container um mich herum war nicht mehr da, stattdessen lag ich wieder in meinem Zimmer und erst da fiel mir wieder ein, dass der Dreh vorbei war und der Ernst des Lebens erneut bevorstand. Deprimiert stand ich auf, bis mir wieder einfiel, dass heute Training war. Ich holte meine Sporttasche aus dem Schrank und suchte mir Sportklamotten (Outfit oben links) aus dem Schrank. Auch für den Weg zum Teufelstopf und zurück brauchte ich natürlich etwas zum Anziehen (Outfit oben rechts). Ich joggte ins Bad, zog mich um und machte meine Haare zu einem Pferdeschwanz. Dann ging ich wieder aus aus dem Bad und lief die Treppe runter in die Küche. Ich nahm mir einen Apfel und eine Wasserflasche und rannte wieder in mein Zimmer, wo ich alles einpackte. Dann schrieb ich Mama und Erik einen Zettel, auf dem stand, dass ich beim Training war. Ich verließ das Haus und entdeckte Markus auf der anderen Straßenseite. "Markus!", rief ich lachend und er kam zu mir und umarmte mich. Wir holten beide unsere Motorräder und fuhren zusammen zum Teufelstopf, wo die anderen schon alle warteten. Die Gesichter passten allerdings nicht dazu, dass uns ein. tolles Training bevorstand. "Was ist los?", fragte ich, nachdem ich meine Maschine abgestellt hatte. "Erik ist los", knurrte Maxi und küsste mich kurz. "Hä?", mischte sich jetzt auch Markus ein und Leon drückte uns einen Brief gegen die Brust. Ich ergriff den Zettel und las den Text. "Das darf ja wohl nicht wahr sein!", rief ich wütend aus und gab Markus den Zettel. "Das kann er doch nicht wirklich machen, oder Willi?", fragte Joschka, aber Willi schaute nur traurig auf den Boden und antwortete: "Doch. Es wurde nie geklärt wem der Teufelstopf eigentlich gehört und mir leider nicht. Wegen ungeklärter Besitzverhältnisse hat die Stadt Grünwald den Platz zum Verkauf angeboten und Erik Richter hat zugeschlagen. Der Teufelstopf gehört jetzt ihm und ich muss räumen. Tut mir Leid, Jungs." "Kann man da gar nichts machen?", fragte Markus. "Es müsste ein Dokument auftauchen, wo drinsteht wem der Bolzplatz gehört. Eine Besitzurkunde. Oder Erik müsste sterben und dann würde der Teufelstopf wieder zum Verkauf freigestellt werden. Aber ich könnte das niemals bezahlen." "Also müssen wir eine Besitzurkunde finden. Gibt es sowas für den Platz überhaupt?", fragte ich. "Eigentlich müsste es so ein Zertifikat geben, aber keiner weiß wo. Seit unsere alte Mannschaft sich aufgelöst hat, ist der Besitz ungeklärt. Davor hat er einem Gerald Winter gehört." "Winter?", fragte ich verwundert und Willi nickte. "Hatte er irgendwelche Nachfahren?", erkundigte sich Leon. "Er hat geheiratet und den Nachnamen seiner Frau angenommen. Mehr weiß ich nicht." "Also bringt uns der Name auch nicht weiter. Außer wir finden jemanden, der diesen Gerald kannte", stellte Raban fest. "Mein Opa kannte viele Leute hier in Grünwald, weil er mal Bürgermeister war. Vielleicht kann der sich erinnern!", schlug Markus vor. "Dann lasst uns zu ihm fahren. Erik fängt bestimmt bald an seine Pläne für den Teufelstopf umzusetzen und wenn wir ihn nicht daran hindern können-" Ich sprach es nicht aus, aber jeder wusste, dass das das Ende des Teufelstopfes bedeuten würde. Wir ließen unsere Sportsachen bei Willi und fuhren los. Markus' Opa wohnte etwas außerhalb von Grünwald und wir fanden ihn in seinem Garten. "Hallo Opa", sagte Markus grinsend. "Ach, mein Enkelsohn lässt sich also auch mal wieder blicken. Hat es dir dein Vater etwa erlaubt?" Wir schauten verwirrt zu Markus, der uns erklärte: "Mein Vater hasst meinen Opa und hat mir vor Jahren verboten, ihn zu besuchen. Ich habe mich einmal her geschlichen, aber mein Vater hat mir eine Kamera angeklebt und mich somit erwischt. Danach war ich nie wieder hier. Opa, wir brauchen deine Hilfe." "Was kann ich für euch tun?" "Der Teufelstopf, also ich meine der Bolzplatz, der hat früher einem gewissen Gerald Winter gehört. Kanntest du den?" "Gerald Winter. Gerald Winter. Natürlich, Gerald Winter. Ja, ich kannte ihn. War ein guter Mann, hat aber auch gerne den Rebellen gemacht. Und er hat Rätsel geliebt." "Weißt du, was mit ihm passiert ist?", fragte ich gespannt. "Er hat die Fußballmannschaft trainiert bis sie sich aufgelöst hat. Danach hat er den Bolzplatz stark vernachlässigt und hat sich mit anderen Dingen beschäftigt. Irgendwann hat er geheiratet und einen Sohn bekommen. Die Anzeige war damals groß in der Zeitung. Ganz stolz waren die beiden auf ihren Kleinen. Lorenz hieß er glaube ich. Es war sehr ruhig um ihn und das letzte was ich von ihm hörte war, dass er starb. Die Frau ist dann mit dem Sohn weggezogen." "Und wo sind sie hin gezogen?", fragte Joschka. "Nach Hamburg. Dann habe ich nie wieder etwas von der Familie gehört." "Danke Opa, damit hast du uns echt geholfen. Ich komme dich auf jeden Fall nochmal besuchen", grinste Markus und wir verließen das schöne Haus mit dem großen Garten. "Wie sollen wir denn bitte nach Hamburg kommen?", fragte Raban.  "Ben kommt aus Hamburg. Er hat da vorher gewohnt. Und wir ganz ganz früher auch mal!", rief ich. "Also fahren wir zu Ben!", sagte Leon und wir düsten los. Ich kannte den Weg und wir hatten schnell zum Haus meines Bruders gefunden. Ich stieg von meinem Motorrad und klingelte Sturm. Es dauerte nicht lange bis Ben öffnete. "Was ist los?", fragte er verwirrt. "Erklären wir dir drinnen, na los!" Wir drängelten uns alle ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch. "Ich wusste von Anfang an, dass Erik ein hühnerkratzkotzender Oberstinkmistkerl ist!"",sagte ich wütend. "Was ist passiert?", fragte Ben alarmiert. Diese Ausdrücke war er von mir nicht gewohnt und das ließ ihn jetzt endlich richtig wach werden. "Es ist nicht klar, wem der Teufelstopf, also unser Fußballplatz, gehört und deshalb hat die Stadt Grünwald ihn zum Verkauf freigegeben. Und Erik Richter hat zugeschnappt. Entweder ist er nur mit Kims Mutter zusammen, um alles mögliche über das Grundstück herauszufinden oder er hat es entdeckt, als er mit ihr bei unserem Spiel zugeschaut hat. Tja, und wenn wir keine Besitzurkunde oder sowas finden, dann kann er mit dem Teufelstopf alles machen, was er will", erklärte Leon. "Und wofür genau braucht ihr dann mich?", fragte Ben unsicher. "Zum einen bist du mein Bruder und damit fast ein Wilder Kerl und wir haben schon etwas in Erfahrung gebracht. Der Mann, dem der Teufelstopf gehört hat, ist gestorben und seine Frau und sein Sohn sind nach Hamburg gezogen. Ich kann mich an meine Zeit in Hamburg natürlich so gut wie gar nicht erinnern, aber du vielleicht", erklärte ich. "Wie hieß der Mann denn?", fragte Ben. "Gerald Winter. Ach Kacke, wir haben nicht nach dem Nachnamen seiner Frau gefragt. Den hat er nämlich angenommen!", rief Vanessa. "Aber das kann man bestimmt irgendwie herausfinden. Kommt mit!", sagte Ben und wir gingen in sein Zimmer, das erstaunlich ordentlich war. Mein Bruder setzte sich an seinen Computer und tippte darauf herum. "Das ist es!", rief er plötzlich und wir stellten uns alle hinter ihn. "Das ist aus der Zeitung von Grünwald. Schon ein paar Jahre her, aber es steht trotzdem im Internet. "Hochzeit von Gerald Winter und Sofia Steier.""Bist du dir sicher, dass da Steier steht?"", fragte ich irritiert. "Ja, hier." "Das muss ein Zufall sein. Das ist ja mein Nachname!", sagte ich kopfschüttelnd und Joschka schaute mich überrascht an. Ben wandte sich wieder dem Computer zu. "Hier steht noch, wo und wann und wie sie geheiratet haben blablablablabla und dann noch: Wir freuen uns auf die Geburt unseres ersten Kindes." "Okay, kannst du was mit dem Nachnamen in Hamburg anfangen?", fragte Raban. Ben tippte wieder auf der Tastatur herum und hatte sekundenspäter eine neue Seite geöffnet. "Lorenz Steier-"" "Unser Vater", unterbrach ich Ben und er schaute fragend zu mir, dann würden seine Augen größer. Er wusste, was ich gerade dachte und sprach es aus. "Gerald Winter war der Vater unseres Vaters. Unser Großvater."

Wörter: 1326

Die Wilden Kerle und die StilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt