61- Ich weiß da was ganz tolles anderes

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Kim pov

"Hey", begrüßte Vanessa mich und schloss mich in ihre Arme. Ich erwiderte die Umarmung und schaute dabei in die Gesichter der anderen. Im Moment war unsere Stimmung am absoluten Tiefpunkt. Die Bagger zerstörten den Teufelstopf und es gab keine Spur, durch die wir die anderen Fußbälle finden würden. Ich umarmte Markus und Ben und küsste Maxi, dann setzte ich mich auf seinen Schoß. "Es gibt gute Neuigkeiten", begann Willi und sofort schauten wir alle hellwach zu ihm. "Wir haben einen weiteren Fußball gefunden. Hadschi hat Kontakt zu einem der alten Spieler aufnehmen können, Felix. Er hat seinen Ball bei einem Spiel an seinen Freund verloren. Der Freund hieß Ed." "Und was bringt uns das jetzt?", fragte Markus seufzend. "Ganz einfach Markus, dieser Ed heißt eigentlich Eduard und ist ein alter Freund deines Großvaters." Wir schauten alle mit großen Augen zu Willi, der jetzt in seiner Hosentasche kramte und einen kleinen Fußball hervorzog. Sofort riss ich ihm das kleine Ding aus der Hand und schaute es mir ganz genau an. Bis jetzt wussten wir nämlich noch nicht, wofür die Bälle gut waren. Ich kniff die Augen zusammen und schaute mir jedes noch so kleine Detail an. Plötzlich riss ich überrascht die Augen auf. "Hier steht eine Nummer!" Sofort standen die anderen Wilden Kerle um mich herum und ich zeigte ihnen die kleine Zahl. "Eine 1. Und was bringt die uns jetzt?", fragte Leon. "Das weiß ich auch noch nicht, aber auf den anderen Bällen stehen bestimmt auch Zahlen", antwortete ich. Hadschi öffnete seinen Koffer und holte eine Schachtel heraus. Er gab sie mir und ich öffnete sie. Zum Vorschein kamen die anderen Fußbälle und den Namen der dazugehörigen Person. Ich nahm den Ball von Willi und die anderen nahmen sich auch Bälle. Wieder schaute ich mir den ganzen Fußball an und fand tatsächlich wieder etwas. "Auf Willis Fußball ist eine 4!", rief ich den anderen zu. "Und auf diesem ist eine 8. Das war der von Matze!", teilte Ben mit. "Auf dem von Hadschi ist eine 5!", sagte Marlon und Markus sagte: "Auf dem von Micha ist eine 3!" Wir legten die kleinen Fußbälle zurück. "Was sollen diese ganzen Zahlen bedeuten?", fragte Nerv. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung. Vielleicht ist es irgendein Code. Wenn man für die Zahlen den passenden Buchstaben aus dem Alphabet einsetzen würde, hätten wir die Buchstaben A, D, H, E und C und zwei Buchstaben fehlen noch, aber da kommt kein ordentliches Wort heraus. Irgendwie gehören die Zahlen jedenfalls zusammen und es gibt bestimmt noch tausend andere Möglichkeiten, wie man Zahlen und Wörter miteinander in Verbindung bringen kann." "Ich habe sehr viel Literatur in meiner Werkstatt, vielleicht kann euch davon etwas behilflich werden", sagte Hadschi. "Dann werden wir in den nächsten Tagen wohl Bücher lesen. Viele Bücher", seufzte Klette. "Aber es ist unsere einzige Chance. Und wir müssen unbedingt noch an die anderen zwei Fußbälle kommen", seufzte ich. "Also, jeder nimmt ein Buch mit nach Hause und schreibt sich mögliche Sachen raus. Wir treffen uns morgen wieder und tragen die Ergebnisse zusammen", bestimmte Leon und wir nickten alle. Er war der Anführer, er bestimmte was gemacht wurde. Wir standen alle auf und gingen in die Garage. Hadschi drückte jedem von uns ein dickes Buch in die Hand und ich wurde von dem Gewicht fast in die Knie gezwungen. Ich schleppte das Buch zu meinem Motorrad und verstaute es, dann schwang ich mein rechtes Bein darüber und setzte mich. "Willst du mit zu mir kommen? Wir hatten lange keine Zeit mehr für uns?", fragte ich Maxi und er nickte lächelnd. Wir verabschiedeten uns von den anderen und fuhren zu mir. "Mama, ich bin wieder da und habe Maxi dabei!", rief ich laut als ich die Haustür aufschloss. Meine Mutter kam aus dem Wohnzimmer und lächelte uns freundlich an. "Hallo Maxi, schön dass du mal wieder da bist. Ich habe gekocht, wollt ihr erst was essen?" Ich nickte und Maxi und ich gingen in die Küche. Meine Mutter hatte schon gegessen, deshalb nahm ich einfach die Schüssel mit dem Essen hoch auf mein Zimmer und Maxi nahm noch Teller und Besteck mit. In meinem Zimmer setzten wir uns auf den Boden und jeder nahm sich etwas. "Das ist echt lecker", sagte Maxi nach den ersten Bissen und ich nickte. Nach dem Essen setzten wir uns auf meine Fensterbank. Wir saßen uns gegenüber und jeder hatte sein Buch auf dem Schoß. "Das ist echt krass. Die haben die kompliziertesten Methoden gehabt, um Buchstaben durch Zahlen zu ersetzen. Wie sollen wir denn da eine Richtige aussuchen?", fragte Maxi verzweifelt. "Ich habe keine Ahnung, aber es ist besser als gar nichts tun. Und eine Spur zu den zwei fehlenden Fußbällen haben wir auch nicht." "Wenn wir wenigstens die Nachnamen hätten, heutzutage sind Bernd und Tim keine seltenen Namen. Aber die Jungs in der alten Mannschaft kannten sich alle nur beim Vornamen." "Maxi, du hast mich gerade auf eine Idee gebracht!", rief ich aufgeregt und sprang von der Fensterbank. Ich riss die oberste Schublade von meinem Schreibtisch auf und wühlte darin herum bis ich triumphierend einen abgegriffenen Zettel herauszog. "Was ist das?", fragte mein Freund skeptisch. "Das sind Namen, Adressen und Telefonnummern von meiner alten Fußballmannschaft. Unser Torwart hieß Tim und wenn ich mich nicht irre, dann hießen auch sein Vater, sein Großvater und sein Urgroßvater so. Es mag etwas verrückt klingen, aber vielleicht war ja einer davon in der Mannschaft hier." "Das klingt echt verrückt, aber alles was im Moment passiert ist verrückt, also versuch es." Ich griff nach meinem Handy und wählte die Nummer vom Zettel. Es tutete ein paar Mal, dann meldete sich mein alter Kumpel.

(K - Kim / T - Tim)

T: Ja?

K: Tim? Ich bins, Kim.

T: Wow, dass du dich meldest hätte ich nicht gedacht. Danke übrigens für den Fußball mit den ganzen Unterschriften. Wir spielen jetzt damit und das geht echt super.

K: Das freut mich, aber deshalb rufe ich nicht an. Du hast doch immer gesagt, dass du Tim der IV. bist, stimmts?

T: Ja, wieso?

K: Ich kann dir das jetzt nicht alles erklären, aber hat einer deiner Vorgänger mal in Grünwald gelebt?

T: Keine Ahnung, schon möglich. Wieso fragst du?

K: Wie gesagt, zu lang zum Erklären. Auf jeden Fall suchen wir nach etwa handgroßen Fußbällen, auf denen Zahlen stehen. Hast du so einen schonmal gesehen?

T: Ich habe einen kleinen Fußball, auf dem eine 1 steht. Mein Vater hat den Ball damals von seinem Vater bekommen und mein Vater hat den Fußball dann mir geschenkt, weil ich ja die Nummer 1 auf dem Trikot habe. Wieso sammelt ihr die?

K: Das muss ich dir erklären wenn ich mal mehr Zeit habe, aber könntest du dich vielleicht von dem Fußball trennen und ihn mir schicken? Das wäre sehr wichtig. Du bekommst ihn auch irgendwann wieder.

T: Kein Problem. Das mit der 1 hat sich ja jetzt sowieso erledigt.

K: Was?! Wieso?

T: Pit soll irgendwas verbrochen haben und jetzt haben sie ihn in U-Haft gesteckt und es hat sich kein Ersatztrainer gefunden und wir haben auch keinen Ersatz für Lukas gefunden.

K: Das tut mir Leid.

T: Muss es nicht, ist ja nicht deine Schuld. Ich schicke den Fußball noch heute mit der Post, okay? Dann ist er in spätestens zwei Tagen bei dir.

K: Danke Tim, du bist einfach der Beste!

T: Sagt die Beste, na ja, bis dann!

K: Bis dann und nochmal danke!

Ich drehte mich zu Maxi. "Er hat den Fußball!", kreischte ich. "Was?!", kam die geschockte Antwort. "Tim hat einen Fußball mit einer 1 drauf und wenn wir Glück haben und das hoffe ich gerade mehr als alles andere, dann ist es der Ball von Tims Großvater, dem Tim, der in der alten Mannschaft von Willi war. Maxi, kannst du das glauben? Wir können den Teufelstopf vielleicht doch noch retten!" Ich fiel meinem Freund um den Hals und wir sprangen lachend in meinem Zimmer herum. Ein Außenstehender hätte uns auf jeden Fall für verrückt gehalten und in die Psychatrie geschickt. Als wir uns voneinander lösten nahm ich sofort mein Handy und schrieb den anderen Wilden Kerlen, dass wir möglicherweise noch einen Fußball gefunden hatten. Sofort kamen tausend Nachrichten, in denen ich gefragt wurde wie ich das geschafft hatte, aber ich antwortete nur, dass ich es ihnen morgen erklären würde, wenn wir uns bei Hadschi trafen. "Jetzt lass mal die Bücher weglegen und was anderes machen!", schlug ich Maxi vor, der mich jetzt angrinste. "Ich weiß da was ganz tolles anderes." Und bevor ich mich versah lagen wir knutschend auf dem Bett. Wie sehr ich seine weichen Lippen doch vermisst hatte.


Wörter: 1440

Die Wilden Kerle und die StilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt