13- Du bist echt ein Traumtyp, aber leider schon mein bester Freund

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Kim pov

Es war bereits eine Stunde vergangen seit ich den Brief bei Markus eingeworfen hatte. "Vielleicht hat er ihn mir wieder zurückgebracht", fuhr es mir durch den Kopf. Ich lief raus zum Briefkasten und entdeckte tatsächlich meinen Brief. Enttäuscht holte ich ihn raus und wollte das Papier schon in die Tonne werfen, als mir auffiel, dass da nicht Markus' sondern mein Name draufstand. Ich steckte den Zettel in meine Jackentasche und ging zurück in mein Zimmer. Ich kuschelte mich auf meine Fensterbank (ich liebe Kims Fensterbank, falls das irgendjemand noch nicht gemerkt hat) und faltete den Brief auseinander. Mein Lächeln wuchs mit jedem Wort mehr und am Ende liefen die Freudentränen meine Wangen hinunter. Ich konnte nicht warten, bis er meinen Brief gelesen hatte. Wie vom Stachelschwein gestochen sprang ich auf und stürmte die Treppen runter. Ich ließ mir keine Zeit, um die Haustür hinter mir zu schließen. Ich musste nichtmal in Markus' Garten, da rannte er mir schon entgegen. In seinen Augen glitzerten ebenfalls Tränen und im nächsten Moment lagen wir uns endlich wieder in den Armen. Ich schluchzte und mein bester Freund strich mir nur beruhigend über den Rücken. "Ich hab dich so vermisst." "Ich weiß, ich dich auch." "Dein Brief war so toll. Du bist echt ein Traumtyp aber leider schon mein bester Freund", lächelte ich. "Damit kann ich leben", grinste Markus. Er umarmte mich nochmal, dann brach er in schallendes Gelächter aus. Ich sah ihn fragend an, aber er deutete nur auf meine Füße. Ich folgte seinem Finger und musste ebenfalls lachen. Ich trug meine Kuschelsocken, die blau- weiß- gestreiften und am oberen Ende der Strümpfe war ein Schneemannkopf mit Mütze und Schal und Karottennase dran (Das sind übrigens meine, die ich auch gerade anhab ;-)). "Lass uns zu dir gehen, ich vermisse deine Fensterbank." Markus schloss schnell seine Haustür, dann gingen wir rüber zu mir. Meine Mutter schmunzelte als sie sah, wie wir die Treppe hochliefen. Ich schloss meine Zimmertür ab, stellte Markus in die Mitte, rief: "Jetzt tanzen wir uns frei!" und dann schaltete ich auf höchster Lautstärke Traffic Lights an (das höre ich auch gerade, deswegen komme ich drauf). Markus zeigte keine Scham und so tanzten wir uns die Seele aus dem Leib. "Dafür liebe ich dich!", schrie ich über die Musik hinweg und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Als das Lied zu Ende war, lagen mein bester Freund und ich lachend auf dem Boden und ich musste an mein erstes Spiel mit den Wilden Kerlen denken. Maxi war gefault worden und im nächsten Moment stand ich auf dem Spielfeld und schoss das Siegtor. Danach hatten Markus und ich stundenlang lachend auf dem Rasen gelegen. Mir fielen all unsere schönen Momente ein. Markus schien auch gerade in Gedanken. Und so lagen wir jetzt schweigend mit verschränkten Händen auf dem Boden und dachten an die schönsten Momente unseres Lebens. Irgendwann stand ich auf, lief zu meiner Stereoanlage und schaltete auf das nächste Lied. "What if all the ships were down an you feel you hit the ground, and the truth is to be found", ertönte es durch die Lautsprecher. Ich zog Markus hoch und wir stellten uns gemeinsam auf mein Bett. Wir warteten und als dann zum ersten Mal der Refrain einsetzte, sprangen wir einfach runter. Sollte ich erwähnen, dass ich ein etwas höheres Bett hatte? Wir flogen sekundenlang durch die Luft und es fühlte sich einfach nur frei an. Wir waren frei und so wild wie nie.

Ich hörte erst nach einigen Minuten, dass meine Mutter an die Tür klopfte. "Kim, die Nachbarn haben sich gerade über die laute Musik beschwert!" Ich hörte, dass sie grinste und fing einfach an zu lachen. Markus war erst etwas erstaunt, fiel dann aber mit ein und wir lachten so lange, bis wir Bauchschmerzen hatten. Ich öffnete meine Tür und erwartete eine wütende Mum, doch dem war nicht so. Meine Mutter stand lächelnd, aber mit Tränen in den Augen da. Sie umarmte mich und flüsterte mir einen Satz ins Ohr, der auch mir Tränen brachte. "Dein Vater würde das jetzt auch tun." Ich nickte nur, denn der Kloß in meinem Hals war zu groß. Die Geschichte mit meinem Vater war etwas anderes, etwas, das ich nicht einmal Markus erzählt hatte. Es rief alte Gefühle wieder hoch. Jeden Tag überlegte ich, ob ich Markus davon erzählen sollte. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, fragte sie in diesem Moment: "Weiß er es?" Ich schüttelte leicht den Kopf. "Ich glaube jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür." Diesmal bekam ich ein Nicken von mir. Ich gab meiner Mutter einen Kuss, dann ging ich zurück in mein Zimmer und setzte mich mit Markus auf meine Fensterbank. Wir schwiegen und ich wusste genau, dass Markus darauf wartete, dass ich anfing zu reden. Aber wie fing man so eine Geschichte an? "Versuch es einfach", flüsterte mir mein bester Freund ins Ohr. Ich atmete einmal tief durch, dann begann ich ihm von meinem täglichen Albtraum zu erzählen. "Ich war noch sehr klein. Ich habe meinen Vater geliebt und er hat jedes Wochenende etwas schönes mit mir gemacht. Eines Tages war er nicht da, aber das wusste ich nicht. Ich bin in sein Arbeitszimmer gegangen und hab ihn gesucht. Auch in den Schubladen. Ich war gerade in dem Alter wo man sich alles in den Mund steckt. Und als ich auf dem Schreibtisch dieses weiße Häufchen gesehen habe war es wohl zu verlockend. Ich habe es natürlich sofort gegessen. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass es Drogen waren? Eine halbe Stunde später war ich im Krankenwagen auf dem Weg ins Krankenhaus. Ich kann mich nicht mehr so daran erinnern, aber Mama hat in der Zeit viel geweint. Als ich aus dem Krankenhaus raus war, hat mein Vater versprochen aufzuhören. Meine Mutter und ich waren so naiv und haben ihm geglaubt. Zwei Jahre später ist er in meinen Armen gestorben. Er hatte mal wieder Drogen genommen und einen Autounfall verursacht. Wir waren gegen einen Baum gefahren und er war schwer verletzt. Er hat mir nur noch gesagt, dass es ihm Leid tut und dass er mich liebt. Dann war er weg." Die Tränen liefen meine Wangen hinunter und Markus nahm mich fest in den Arm. "Ich habe ihn geliebt und ich bin nur schwer darüber hinweggekommen. Aber ich habe es geschafft und natürlich denke ich noch oft an ihn, doch oh hab es geschafft." "Darauf können du und deine Mutter wirklich stolz sein. Du bist ganz toll und mutig und wild." Ich kuschelte mich in die Brust des Dunkelblonden und meine vom Weinen beschwerten Augen fielen langsam zu. Ich spürte nur noch, wie Markus mich in mein Bett und sich dann zu mir legte. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein und dankte im Stillen Willi für seine Genialität.

Wörter: 1166

Tja, jetzt kennt Markus die Geschichte vom Tod ihres Vaters. Ob das so gut ist? Ihr werdet es sehen. Oh Mann das klingt furchtbar. Schaut doch mal bei Fresspeps vorbei, sie hat auch eine coole DWK Geschichte :)

Die Wilden Kerle und die StilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt