Epilog

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Kim pov

"Na los, er muss noch springen wenn es dunkel ist!", sagte Leon leise, aber trotzdem drängend. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und schloss mich der Gruppe an. Jetzt fehlte nur noch einer, der Wichtigste. Wir hatten extra die Räder gewählt, damit man uns nicht hörte. Die Fahrt war nicht sehr lang, dann sprang ich ab und lief in den Garten des hellgrünen Hauses. Ich kletterte auf einen großen Baum und warf von dort ein paar Ästchen gegen sein Zimmerfenster. Es dauerte etwas, aber dann wurde hinter der Glasscheibe Licht angemacht und das Fenster geöffnet. Verwirrt schaute er mich an. "Na los, komm mit!", flüsterte ich grinsend. Auch wenn er nicht wusste, was ich von ihm wollte, stand er kurze Zeit später bei mir und den Wilden Kerlen. "Hier, wir haben dir ein Fahrrad mitgenommen. Fällt weniger auf und ist nicht so laut", sagte Leon. Wir waren jetzt endlich vollständig und mein Herz pochte aufgeregt in meiner Brust. Unsere nächtliche Fahrt ging weiter und dann waren wir endlich da. Erinnerungen breiteten sich in meinem Kopf aus, denn ich hatte das alles schon hinter mir. Wir stiegen von den Rädern und liefen nach vorne, bis wir direkt am Abgrund standen. "Das ist die Mutprobe. Wenn du bestehst, bist du ein Wilder Kerl", erklärte Leon, "Traust du dir das zu?" Ein entschlossenes Nicken war die Antwort. "Auf drei", sagte ich und zählte laut, "Eins, zwei, drei!" Wir sprangen und ich befand mich mehrere Sekunden im freien Fall. Dann durchbrach ich die Wasseroberfläche und um mich herum war alles ruhig und dunkel. Ich stieß mich mit den Füßen vom Boden ab und kam kurze Zeit später wieder über Wasser. Die anderen Wilden Kerle jubelten bereits und ich schloss mich an. Wir verließen den See, trockneten uns etwas ab und fuhren dann nach Camelot. Der Weg zur uneinnehmbaren Festung war nicht weit und dort angekommen schmissen wir unsere Fahrräder einfach auf den Boden und kletterten hoch. Im Inneren leuchteten Kerzen und die vielen Tierschädel, die Camelot schmückten, ließen das Kerzenlicht gespenstische Schatten werfen. Wir stellten uns alle um einen Holztisch herum und Leon zog einen Zettel hervor. "Das ist dein Vertrag. Du musst ihn mit Blut unterschreiben." Er reichte sein Taschenmesser hinterher. "Wer die Wilden Kerle verlässt, ist ein mieser Verräter und wird dafür mit dem schwarzen Punkt und somit mit dem Verstoß des Teams bestraft." Ich schaute ihn an. Den Vertrag in der einen Hand, das Messer in der anderen. Er legte den Vertrag auf den Tisch und nahm das Messer in die rechte Hand. Ich hörte seinen lauten Atem, dann schnitt er sich in den Daumen. Aus vielen kleinen Blutstropfen wurde ein gerade Linie, die sich langsam über die gesamte Fingerkuppe verteilte. Er drückte seinen Daumen auf den Vertrag und wir brachen in wildes Jubeln aus. Leon sah zu mir, dann zu ihm. Er hielt dem neuen Wilden Kerl die Hand zum Einschlagen hin. "Hey Ben, alles ist gut" und Ben schlug ein und antwortete: "Solange du wild bist!" Ich umarmte meinen Bruder und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Jetzt bist du einer von uns", nuschelte ich in seine Halsbeuge. Wir verabschiedeten uns für diese Nacht voneinander und jeder fuhr nach Hause. Markus und ich fuhren natürlich zusammen, da wir uns ja direkt gegenüber wohnten. Auf der Mitte der Straße blieben wir stehen. "Ich kann es kaum glauben. Ben ist ein Wilder Kerl", brachte ich hervor. "Er hat es sich mehr als verdient. Er hat den Teufelstopf gerettet. Er hat gekämpft." "Für alles was ihm wichtig ist und was ihm etwas bedeutet", antwortete ich schmunzelnd. Ich umarmte Markus und jeder ging in sein Haus. In meinem Zimmer zog ich mich um und legte mich dann in mein Bett. Ich schloss meine Augen und schlief, mit den Gedanken bei den Wilden Kerlen, ein. Und dann wurde es still in Grünwald.

Die Wilden Kerle und die StilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt