Kapitel 1 - Der sprechende Hut

1.3K 74 0
                                    

Der Zug bremste und blieb mit einem Ruck stehen. „Wir sind da!", schrien Ron und Harry aufgeregt. Sie hüpften auf und ab, während Aria immer noch, wie benommen dort stand und gar nicht begriff, was soeben passierte. „Komm schon", nörgelte Ron und zog Aria ungeduldig am Ärmel rum.  Ihr war schwindelig und sie hielt sich bei Harry am Arm fest, um nicht zu fallen. „Alles in Ordnung?", fragte Harry sie besorgt. „Alles gut, bin nur aufgeregt", murmelte Aria und zog ihren Koffer aus dem Abteil. Harry, Ron und Aria quetschten sich durch die engen Abteile und kämpften sich durch bis nach draußen. Die Abendsonne schien hoch über der dunkelgrüne Waldlandschaft und schimmerte in schönen Rot- und Orangetönen. Draußen an der frischen Luft, machte Aria einen großen Atemzug. Viele Schüler rannten wirr an ihr vorbei und wussten scheinbar nicht, wo es lang geht. Plötzlich hörte sie eine bekannte Stimme rufen: „1. Klässler, hierüber zu mir!" Aria strahlte über beide Ohren, als sie den bärtigen Mann wieder erkannte. Er hielt eine Laterne über die Köpfe der Schüler. „Hagrid!", rief sie aufgeregt und lief eilig auf den Riesen zu. „Aria!", entgegnete dieser genau so fröhlich, als er sie sah. „Hattest du eine gute Fahrt? Schön", beantwortete er seine eigene Frage und nahm das kleine Mädchen in den Arm. Erleichtert drückte Aria ihr Gesicht in den dicken Biberfellmantel von Hagrid. „Harry", sagte der Riese glücklich, als er den schwarzhaarigen Junge mit der Rundbrille entdeckte. Überrascht ließ Aria von Hagrid und betrachtete Harry „Du kennst Hagrid?", fragte sie ihn und legte den Kopf etwas schief. „1. Klässler zu mir!", brüllte der Bärtige über ihre Ohren hinweg. „Na klar, Hagrid hat mich von den Dursley's befreit!", grinste Harry. Hastig sammelten sich alle 1. Klässler bei Hagrid, der ein Zeichen für den Aufmarsch gab. Die Schüler dackelten ihm hinterher über große Berge und verschlungene Wege bis hin zu einem riesigen, schwarzen See. Mittlerweile stand der Mond hoch am Himmel und leuchtete. „Ist das Hogwarts?", flüsterte Aria Harry zu, welche hellauf begeistert von dem Anblick war. Sie sah ein gigantisches Schloss, was sich über einen hohen Berg erstreckte. Hunderte von Fenstern strahlten ihr entgegen und das Licht des Mondes legte sich wie ein wunderschöner Schleier über das Schloss. „Zu viert in ein Boot, bitte!", rief der Riese ihnen zu, welcher sich alleine in ein Boot setzte. Aufgeregt nahmen die Schüler in den Booten Platz und auf einmal fuhren sie von alleine los. Aria war jetzt schon hin und weg von der Zauberei. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie Hagrid vor einigen Wochen vor ihrer Tür stand und erklärte, dass sie eine Hexe war und von nun an in Hogwarts zur Schule gehen würde. Ihre seltsamen Eltern hießen das nicht für gut und wollten Hagrid davon abhalten Aria mitzunehmen. Sie hatten sogar all ihre empfangenen Hogwartsbriefe versteckt, um zu verhindert, dass Aria dort zur Schule gehen würde. Doch sie durfte alleine entscheiden und ihre Wahl traf Hogwarts. Stumm lächelte sie in sich hinein und hörte den aufgeregten, piepsigen Stimmen der anderen Kinder zu. „Aussteigen!", brüllte Hagrid laut und die Schüler folgten seinen Anweisungen. Sie griffen nach ihrem Gepäck und schlurften damit über das Gelände bis in den Eingangsbereich der Schule. Oben auf dem Treppenabsatz stand eine ältere Frau mit schmalen Lippen und einen komischen Hut. Sie hatte ihre Haare in einen Dutt zusammen geknotet und blickte mit strengem Blick auf die Schüler herab. Aria blieb stehen, wie die anderen Schüler. „Guten Abend.", begrüßte die Dame im langen Gewand ihre Zuhörer, „Willkommen in Hogwarts, der Schule für Hexerei- und Zauberei. Ich bin Professor MgGonagall. Sie werden sich bitte in zweier Reihen aufstellen und mir gleich in den großen Essenssaal folgen." Professor McGonagall stand vor einer riesigen Eichentür, die den Eingangsbereich kennzeichnete und schlüpfte durch diese hindurch. Sie wollte gleich wieder kommen und die Schüler abholen, wenn alles bereit war. Aufgeregt schweifte Arias Blick über die Gemäuer der Schule. An den Wänden hingen Fackeln, die dem großen, kalten Flur eine warme Atmosphäre gaben. Plötzlich trat ein blasser Junge zwei Treppen höher. „Stimmt es?", fragte er „Harry Potter ist an unserer Schule?" Er schaute rüber und stand nun gegenüber von Harry. „Ja", antwortete Harry. Aria betrachtete die zwei großen Jungen, die hinter dem weißblonden Jungen standen. Sie sahen aus, wie seine Leibwächter. „Oh, das ist Crabbe und das ist Goyle", bemerkte der blasse Junge, als er Harrys Blick folgte „Und mein Name ist Malfoy. Draco Malfoy." Ron gab ein leises Glucksen von sich, worauf Draco Malfoy ihn ansah. „Meinst wohl, mein Name ist komisch, was? Wer du bist, muss man ja nicht erst fragen. Mein Vater hat mir gesagt, alle Weasleys haben rotes Haar, Sommersprossen und mehr Kinder, als sie sich leisten können.", höhnte Draco Malfoy „Und wer bist du?", fragte er und starrte Aria an. Diese machte große Augen und klappte den Mund auf. Sie hat nicht damit gerechnet, dass er sie bemerkt. „Ich bin Aria Rosewood", sagte sie stolz und straffte ihre Schultern, damit sie selbstbewusster wirkte. Sie wollte dem Jungen keine Schwäche zeigen, so fies wie er war, wollte sie nicht sein Opfer sein. „Ihr werdet bald feststellen, dass einige Zaubererfamilien viel besser sind als andere, Potter und Rosewood. Und ihr werdet euch doch sicher nicht mit der falschen Sorte abgeben. Ich könnte euch behilflich sein", er streckte die Hand aus, doch Harry machte keine Anstalten, diese anzunehmen. Aria hingegen zögerte und überließ Harry das Wort. „Ich denke, ich kann sehr gut entscheiden, wer zur falschen Sorte gehört", sagte dieser kühl. Draco Malfoys Blick wanderte zu Aria: „Was ist mit dir?" Doch ehe Aria ihm eine Antwort geben konnte, rief eine frauliche Stimme dazwischen: „Auf geht es, meine Lieben." Schnell tummelten sich die 1. Klässler in zweier Reihen hinter Professor McGonagall. Nervosität stieg in Aria hoch und in ihrem Hals formte sich ein trockener Kloß. Sie stand neben einem Mädchen mit braunen, wuscheligen Haaren und einer leichten Stupsnase. Doch das Mädchen würdigte Aria keines Blickes. Professor McGonagall stieß die Tür zum Speisesaal auf und stolzierte mit ihren Stöckelschuhen durch den langen Gang. Sie lief vorbei an vier langen, alten Holztischen, woran hunderte von Schüler saßen. In ihrer Hand umfasste sie eine Pergamentrolle. Aria wusste nicht, wo sie zu erst hinschauen sollte, doch ihr Blick schweifte zur Decke. Was sie sah, verschlug ihr die Sprache „Wow", staunte sie. Denn tausende von Kerzen leuchteten und hingen über ihre Köpfe. Es war ein überwältigender Anblick. „Die Decke ist mit einem Zauber versehen und je nach Anlass anders geschmückt.", erzählte das Mädchen links neben ihr. Aria musterte sie von der Seite. „Woher weißt du das?", fragte sie das braunhaarige Mädchen verwirrt. „Hab ich nachgelesen in die Geschichte Hogwarts'. Ich heiße übrigens Hermine Granger. Ich lese unheimlich gerne, musst du wissen." Und sie erzählte anscheinend auch unheimlich gerne über sich selber. Genervt rollte Aria mit den Augen und lief zügig weiter, damit sie den Anschluss an die Gruppe nicht verlor. Ihr kam es gar nicht in den Sinn, sich jetzt vorzustellen. Viel zu beschäftigt war sie mit dem Gedanken, was sie nun erwarten würde. „Stellt euch hier vorne hin, genau hier", Professor McGonagall deutete mit dem Zeigefinger dahin, wo sich die Schüler aufstellen sollten. Aria stellte sich auf Zehenspitzen, um etwas zu sehen. Sie war eine der kleinsten aus ihrem Jahrgang. Sie erspähte eine Tischreihe mit Lehrern, die sich im Flüsterton unterhielten. Dort saß ein Lehrer mit langen, weißgrauem Bart und einer Halbmondbrille auf der Nase. Lustig dachte Aria sich, wie meine Narbe. Ein anderer hatte schwarze, zerzauste Haare und eine große Hakennase und dort saß noch einer, der einen großen Turban auf den Kopf hatte. Vorne stand ein vierbeiniger Stuhl und auf ihn lag ein alter, schmutziger Spitzhut. Alle Blicken waren auf den Hut gerichtet und plötzlich fing dieser an zu wackeln. Ein Riss nahe der Krempe tat sich auf und der Hut begann zu singen:

Ihr denkt, ich bin ein alter Hut,

Mein Aussehen ist auch gar nicht gut.

Dafür bin ich der schlauste aller Hüte,

ist's nicht war, so fress ich mich, du meine Güte!

Alle Zylinder und schicken Kappen

Sind gegen mich doch nur Jammerlappen!

Ich weiß in Hogwarts am besten Bescheid

Und bin für jeden Schädel bereit.

Setzt mich nur auf, ich sag euch genau,

wohin ihr gehört – denn ich bin schlau.

Vielleicht seid ihr Gryffindors, sagt euer alter Hut,

denn dort regieren, wie man weiß, Tapferkeit und Mut.

In Hufflepuff dagegen ist man gerecht und treu,

man hilft dem anderen, wo man kann, und hat vor Arbeit

keine Scheu.

Bist du Geschwind im Denken, gelehrsam auch und weise,

dann machst du dich nach Ravenclaw, so wett ich, auf die

Reise.

In Slytherin weiß man noch List und Tücke zu verbinden,

doch dafür wirst du hier noch echte Freunde finden.

Nun los, setzt mich auf, nur Mut,

habt Vertrauen zum Sprechenden Hut!

Als der Hut sein Lied beendet hatte, brach in der Halle ein tobender Applaus aus. Er verneigte sich vor jedem der vier Tische und verstummte dann. Professor McGonagall trat vor und hielt noch immer die Pergamentrolle mit festem Griff in der Hand „Wenn ich euch aufrufe, kommt ihr nach vorne und ich setze euch den sprechenden Hut auf. Er wird euch in eines der vier Häuser einweisen. Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw oder Slytherin." Sie rollte die Pergamentrolle aus und las den ersten Namen vor: „Abott, Hannah!" Ein Mädchen mit rotem Gesicht und blonden Zöpfen stolperte nach vorne. Sie setzte den Hut auf und ließ sich auf den Stuhl nieder. „HUFFLEPUFF!", rief der Hut. Der Tisch zur rechten jubelte und klatsche, als Hannah sich bei den Hufflepuffs niederließ. „Boot, Terry!", sagte Professor McGonagall.

Der Junge setzte sich auf den Stuhl und der Hut rief: „RAVENCLAW!" Nun applaudierte der zweite Tisch von links. „Granger, Hermine!" Eilig lief Hermine auf den Stuhl zu und setzte sich den Hut begierig auf den Kopf. „GRYFFINDOR!", schrie der Hut und wieder folgte tobender Applaus. Aria hingegen wurde immer nervöser. In welches Haus würde sie wohl kommen? Es folgten noch viele weitere Schüler, die in eines der Häuser eingeteilt wurden. Harry und Ron kamen ebenfalls nach Gryffindor. Nun stand Aria noch mit wenigen anderen Schüler vor Professor McGonagall und warteten auf ihre Einteilung. Nervös leckte sie sich über ihre Lippen und ihre Augen konnten sich nicht auf einen Punkt fixieren. „Malfoy, Draco!" Der blasse Junge von vorhin ging auf den Stuhl zu, setzte sich hin und kaum hatte der Hut seinen Kopf berührt, rief dieser auch schon: „SLYTHERIN!" Zurecht kam es Aria in Gedanken und ihre Augen formten sich zu kleinen Schlitzen. „Rosewood, Aria!" Sie wurde vollkommen aus ihren Gedanken gerissen und stolperte nach vorne zum Hut. Sie merkte, wie die Blicke der anderen Schüler ihr folgten. Langsam ließ sie sich auf dem Stuhl nieder und bekam von Professor MgGonagall den Hut aufgesetzt. Die Menschenmasse vor ihren Augen verschwand, da der Hut ihr über den Kopf rutschte. Arias Herzschlag wurde unregelmäßiger und ihr Puls stieg an. Plötzlich hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf ertönen.

Secrets - Who am I?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt