Kapitel 30 - Orphus Rosewood

559 40 6
                                    

Aria verstand die Welt nicht mehr. Mit wackligen Beinen stand sie vor dem angeblichen Massenmörder Sirius Black, seinem totgedachten, früheren Freund Peter Pettigrew und Professor Lupin. Sie alle sollten ihren Vater kennen. Nur woher? In Arias Kopf fing es an zu qualmen. Ihr wurde schwindelig und sie taumelte von dem linken auf den rechten Fuß. Mit ihren Fingern hielt sie sich konzentriert an die Schläfe. Was hatte ihr Vater mit der Zauberwelt zu tun? Er war ein Muggle, ein nicht magisches Wesen, was in der Mugglewelt lebte. Woher also kannte Sirius Black ihren Vater Orphus?

Benommen schüttelte die Slytherin den Kopf. Sie hatte das Gefühl alles um sie herum würde verschwinden, in ein tiefes Loch fallen. Sie verstand es nicht. „Du wirst es vielleicht nicht auf Anhieb begreifen, Aria.", erklärte Professor Lupin, der sich leicht zu ihr runtergebeugt hatte und behutsam an die Schultern packte. Seine goldbraunen Augen, die von einem stürmischen grau durchzogen wurden, funkelten sie mitleidend an. „Dein Vater Orphus Rosewood ist ein Zauberer.", sagte Remus Lupin sanft. Schockiert riss Aria ihre rabenschwarzen Augen auf. „Nein.", hauchte sie entsetzt gegen das Gesicht des Professors. „Das hätte er mir erzählt." Ihre Augen wurden glasig. Warme Tränen liefen ihr die glühendroten Wangen runter, die ihrem blassen Gesicht ein wenig Farbe verliehen. Enttäuscht schüttelte die Slytherin ihren Kopf. Sie glaubte Professor Lupin kein einziges Wort. Wie hätte ihr Vater ihr jahrelang seine magischen Kräfte vorenthalten können? Wieso hatte er ihr nichts erzählt? Wieso hatte er sie belogen? So viele Fragen bildeten sich in Arias Hirn zu einem riesigen Knoten zusammen. „Sie lügen!", schrie sie Lupin verzweifelt an, denn das schwarzhaarige Mädchen wollte es nicht wahrhaben. Ihr ganzes Leben lang wurde ihr vorenthalten, wer ihr Vater wirklich war. Ihre Stimme war lediglich nur ein klägliches Krächzen, was ihren rosafarbenen Lippen entfloss. „Es stimmt.", meldete sich Sirius Black zu Wort. „Orphus war ein Freund von uns. Er war ein Rumtreiber, genau wie wir." Entmutigt ließ der Gefangene aus Askaban die Schultern hängen und legte den Kopf schief. „Gott, wie lange ich ihn nicht mehr gesehen habe und jetzt steht seine Tochter vor mir.", schwelgte Sirius sehnsüchtig in Erinnerungen und blinzelte die Slytherin an. Dabei lachte er verlegen. Aria verstand es immer noch nicht. Sie hatte das Gefühl, alle Last der Welt läge nun auf ihren Schultern. Hektisch begann sie nach Luft zu schnappen. Die roten, weinerlichen Augen musterten Remus Lupin verwirrt an. „Ich muss hier raus.", wimmerte sie unter Tränen und schubste den Professor von sich. Mit großen Schritten rannte sie die morsche Holztreppe nach unten. Die Welt nahm sie nur noch verschwommen wahr.

Draußen peitschte ihr der eisige Wind um die Ohren. Sie vernahm Stimmen, die ihr vergebens versuchten hinterher zu rufen. Doch Aria blieb nicht stehen. Sie rannte weiter, ohne zu wissen wohin der Weg sie doch führte. Schluchzend wischte sie sich die Tränen mit der Hand weg. Das verweinte Gesicht tief im Schal vergraben. Aufgebracht stapfte sie weiter durch die Felder und Wiesen. Sie wusste nicht, wo ihr der Kopf stand, was sie denken sollte. Doch plötzlich ein harter Schlag in die Magengrube, der Aufprall nicht weniger schmerzhaft. Entsetzt blinzelte Aria durch ihre Augen. Die peitschende Weide. Der nächste Ast flog und schlug neben ihrem Kopf eine große Kerbe in den Erdboden. Hitze stieg ihr in den Kopf. Lauf! Raunte ihre eine Stimme im Inneren zu, doch tatsächlich bewegten sich ihre Gliedmaßen keinen Millimeter. „Pass auf!", schrie eine vertraute Stimme. Aria spürte nur noch, wie zwei Arme ihre Taille umschlungen und sie in Sicherheit gebracht wurde. Gleichgültig was um sie herum passierte, vergrub sie das Gesicht in die Hände und schluchzte. Die Slytherin vernahm eine warme Hand auf ihrem Knie und hob vorsichtig den Blick. Ihr Herz rutschte noch tiefer. Mit einer Gänsehaut betrachtete sie die sturmgrauen Augen, deren verschiedene Grautöne um die schwarze Pupille herum feine Wellen bildeten. „Draco.", hauchte sie und fiel dem weißblonden Jungen erleichtert um den Hals. „Es tut mir leid.", flüsterte sie in sein Ohr und sog den gewohnten Geruch nach frischem Moos und Regentagen ein, der sie umhüllte, wie ein Nebelkleid. „Was ist los? Hast du geweint?", fragte Draco und umfasste zärtlich Arias Handgelenke. Beschämt wandte die Slytherin den Kopf von Draco. „Nein, alles gut.", schniefte sie und kam sich dabei unglaublich verletzlich vor. Sie wollte es nicht sein. Sie wollte keine Schwäche zeigen. Schwäche zeigen bedeutete für sie noch nie etwas Gutes. „Lüg mich nicht an.", knurrte Draco mit einer liebevollen Betonung, trotzdem bestimmend und hob ihr Kinn mit zwei Fingern an, so dass sie in seine Augen schauen musste. „Hey, du kannst mir vertrauen.", die Sanftheit, die aus Dracos Mund floss war so ungewohnt für Aria. Es klang in ihren Ohren völlig falsch. Ihr knappes Lachen, was ihr entfuhr, verhallte wieder in der Stille der Nacht. „Danke.", brachte sie leise über ihre Lippen. Dracos Mundwinkel umspielte ein Schmunzeln.

Doch plötzlich hörte Aria ein nicht weit entferntes, schmerzhaftes Aufstöhnen. Es klang qualvoll. „Bei Merlin, nein.", murmelte Aria schockiert und brachte ihre Beine in Bewegung. Vollkommen perplex rannte Draco ihr hinterher.

„Bleibt zurück!", rief Sirius. „Ich regele das." Vor Augen aller Anwesenden verwandelte Remus Lupin sich unter kläglichen, klirrenden Gejaule in einen Werwolf. Die großen Krallenpranken hingen nun nach unten und bedrohlich knurrte er ihnen entgegen. Ohne mit der Wimper zu zucken nahm Sirius die Form seines Animagus an und biss sich im Nacken des Werwolfes fest, welcher stechend aufheulte. Doch der Werwolf setzte zum Gegenangriff an und schüttelte sich, so dass der Grimm gegen eine Felsmauer geschleudert wurde. Er jankte quälend auf. Rotes Blut befleckte sein nachtschwarzes Fell. „Tut doch was!", krächzte Hermine verzweifelt und schnell huschte Arias Blick zu der Gryffindor. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie ebenfalls alle hier waren. Wie konnte ihr das alles nur entgehen? Das Geschehen rauschte an ihr vorbei. Sie bekam gar nicht richtig mit, was passierte. Ihre Augen flackerten überfordert zwischen Sirius und Remus hin und her.

Ein Heulen ertönte. Neugierig stoppte Professor Lupin seine Aktionen und hielt die Werwolfschnauze hoch in die kalte Nachtluft. Noch mal. Ein weiterer Heuler. Dann rannte der Werwolf davon, direkt in den verbotenen Wald. Er ließ alles hinter sich zurück, auch seinen verletzten Freund Sirius. Dieser schleppte sich stöhnend davon. „Sirius!", riefen Aria und Harry gleichzeitig. Kurz trafen sich ihre Blicke irritiert, doch dies war nur ein Bruchteil einer Sekunde. Hastig rannten beide dem Gefangen von Askaban hinterher, unwissend, was gleich mit ihnen geschehen würde... 

Hallo meine Lieben! Ein weiteres Kapitel, was nach drei Tagen folgt und es gibt einiges zu verdauen... zumindest für unsere Slytherin. Die hat nämlich gerade erfahren, dass ihr Vater, Orphus Rosewood, ein Zauberer ist. Demnach zu Folge, ist Aria gar kein "Schlammblut", sondern hat tatsächlich magische Wurzeln. Sie muss das erst mal verkraften, dass ihr Vater ihr das jahrelang vorenthalten hat, denn sie dachte immer, dass sie von Muggeln abstammte. Denkt ihr, es wird zum klärenden Gespräch mit ihren Eltern kommen oder verbergen sich noch weitere Geheimnisse hinter dem Namen "Aria Rosewood"? 

Und was meint ihr, wird jetzt mit Harry und Aria geschehen? 

Secrets - Who am I?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt