Kapitel 5 - Muggel sind einfallslos

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„Miss Rosewood", erklang eine dunkle Stimme hinter Aria. Sie drehte sich um und schaute in die rabenschwarzen Augen ihres Hauslehrers. Manche hatten Angst vor Professor Snape, Aria jedoch nicht. Sie respektierte ihn. Snape mochte sie und nicht nur weil sie eine Slytherin war. „Sie möchten bitte unverzüglich in Professor Dumbledores Büro auftauchen. Beeilen Sie sich", sagte er leise und schwang seinen schwarzen Umhang nach hinten. Mit großen Schritten lief er davon. Warum wollte Dumbledore mit ihr sprechen? Skeptisch wanderten ihre Augen hin und her. Dann lief sie langsam zu Professor Dumbledores Büro. Vorsichtig klopfte sie an die Tür und wippte mit ihren Füßen vor und zurück. Es dauerte eine Weile bis eine dumpfe Stimme ertönte: „Kommen Sie rein, Miss Rosewood." Aria drückte die schwere Tür auf und sah vor sich ihren Lehrer hinter einem Schreibtisch sitzen. Der Raum war groß und überall hingen Gemälde. Auf seinem Schreibtisch standen der sprechende Hut und so etwas Ähnliches wie eine Sanduhr, nur viel abstrakter. In vielen der Bücherregale standen alte Bücher, aber auch ein paar kleine Flaschen mit verschiedenen Flüssigkeiten fanden ihren Platz. Rechts stand eine Art Gerüst mit vielen kleinen, durchsichtigen Ampullen, die beschriftet waren. Inmitten des buntbestückten Raumes saß der Professor mit dem Bart und der Halbmondbrille. Er stand auf und machte eine flüssige Armbewegung „Setzen Sie sich doch bitte. Eine Tasse Tee?", fragte er und schnipste mit den Finger. Sofort kam eine Kanne mit Kamillentee angeflogen und zwei Tassen dazu. Sie platzierten sich auf den Schreibtisch und Aria schritt näher heran. „Sir, Sie wollten mich sprechen. Warum?", fragte Aria und setzte sich in den dick gepolsterten Sessel vor dem Schreibtisch. Sie saß dem Professor gegenüber und schaute nervös im Raum rum. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum der Professor sie hier herbestellt hatte. „Nun, Miss Rosewood, wie haben Sie sich in Slytherin eingelebt?", fragend hob er die Augenbrauen und schüttete den beiden eine Tasse Tee ein. Aria presste die Lippen aufeinander. Warum fragte er sie das? Hatte Harry ihm was verraten? „Sir, ich bin gerade mal drei Tage hier, aber bis jetzt fühle ich mich dort wohl. Wieso fragen Sie mich das?"

„Also gefällt es Ihnen dort?" ignorierte er ihre Frage und nahm einen Schluck vom Tee. Auch Aria nahm ihre Tasse in die Hand. Der Tee war noch heiß und wärmte ihre Hände. „Ja, aber wieso fragen Sie mich das? Hat Harry Ihnen was verraten?", hakte Aria nach. Der alte Professor lächelte behutsam: „Sie sind ausgesprochen schlau, es wundert mich, dass der sprechende Hut Sie nicht nach Ravenclaw geschickt hat." Ehrlich gesagt wusste Aria das auch nicht und sie hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt auch keine weiteren Gedanken darüber gemacht. „Nun, der sprechende Hut meinte, ich wolle allen meinen Ehrgeiz beweisen, was stimmt." Sie nippte an ihrem Tee. Das Gespräch verlief in eine Richtung, die Aria nicht deuten konnte. „Woher stammt diese entzückende Narbe an ihrem Handgelenk, Miss Rosewood?", fragte der Professor lächelnd. Aria zuckte mit den Schultern „Ich weiß es nicht, Sir. Meine Eltern meinten, ich hatte sie schon von Geburt an." Sie drückte sich weiter in den gepolsterten Sitz hinein und machte es sich gemütlich. „Immer wieder verblüffend diese Muggel", der Lehrer zwinkerte ihr geheimnisvoll zu und schüttete sich eine weitere Tasse Tee ein, als würde er davon ausgehen, dass das Gespräch noch länger dauerte. Verwirrt blickte Aria ihren Professor an: „Was meinen Sie damit?" Dumbledore straffte seine Schultern, damit er noch gerader saß „Nun, Muggel sind sehr einfallslos. So einfallslos, dass man es schon wieder kreativ nennen könnte", er lächelte Aria an, doch sie wurde nicht schlau aus seinen Worten. „Ich versteh immer noch nicht, warum ich hier bin, Sir", brach Aria hervor. Sie wollte Antworten und keine Wortspiele. „Vielleicht werden Sie das irgendwann. Wir werden mit Sicherheit das Vergnügen haben, noch des Öfteren miteinander Gespräche zuführen. Sie können gehen, Miss Rosewood", er lächelte wieder, doch Aria wurde wütend. „Ich will aber nicht gehen. Ich möchte wissen, warum ich hier sitze!", protestierte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Miss Rosewood, ich weiß Sie haben noch viele Fragen, aber sie werden sich von alleine beantworten, haben Sie Geduld." Er trank genüsslich seinen Tee aus. Aria knirschte mit den Zähnen. Ihre Kiefermuskeln spannten sich an. In Geduld war sie nie besonders begabt. „Sir, manche Fragen kann man nie beantworten. Zum Beispiel, warum der Hut gesagt, dass ich reinblütig bin, obwohl meine Eltern Muggel sind!", diskutierte Aria weiter. Der Professor hob eine seiner grauen Augenbrauen: „So ist dem so?" Erschrocken hielt Aria sich die Hände vor dem Mund. Hatte sie was Falsches gesagt? „Ja, das hat er gesagt", murmelte Aria verunsichert. „So, so", nuschelte Dumbledore. „Ich denke für heute ist unser Gespräch beendet. Und gewiss, Miss Rosewood, wird sich auch bald auf diese Frage eine Antwort finden." Mit diesen Worten schob Professor Dumbledore Aria vor die Tür.

Aria wurde aus dem Gespräch nicht schlau. Sie überlegte noch lange, was der Professor ihr damit sagen wollte. Doch immer wieder kam sie zur selben Frage zurück Warum bin ich reinblütig, wenn meine Eltern Muggel sind? Soweit Aria weiß können reinblütige Schüler nicht von Muggeln abstammen. Also wieso sie? Ihre Gedanken kreisten nur um diese Frage und sie findet einfach keine Antworten. Völlig vertieft in ihr Gedankenchaos lief Aria in den Gängen rum. „Oh Gott!", rief jemand plötzlich. Arias Blick wanderte umher, aber niemand war im Gang zu sehen. „Ich bin hier", sagte die Stimme und Arias schaute zu einem Gemälde hoch. Es war eine alte Dame zu sehen. Sie war etwas fülliger und ihre Haare hatte sie in einem lockeren Dutt hochgesteckt. „Hab ich Sie erschrocken? Tut mir Leid", Aria lächelte zaghaft und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nein, nicht doch!", lachte die Dame herzhaft. „Sie erinnern mich nur an jemanden." Aria runzelte die Stirn, so wie es oft tat, wenn sie nachdachte. „Sei leise, Margareta!", zischte ein alter, knochiger Zauberer aus einem Gemälde daneben. „Ach Gott'chen, jetzt hätte ich mich beinahe verplappert", die dicke Dame kicherte hinter vorgehaltener Hand. „Geh nur weiter, Kindchen, hier gibt es nichts zu sehen." Sie scheuchte Aria weg und gluckste leise. Aria war eingeschnappt, ballte ihre Hände zu Fäusten und stampfte wütend davon. Was wussten sie, was die Slytherin nicht wusste?

Was meint ihr, wollte Dumbledore Aria damit erklären, dass Muggel so einfallslos sind, dass man sie schon wieder kreativ nennen könnte? Habt ihr eine Idee, was der Professor meinte? Und an wen hat sich die alte Dame aus dem Gemälde erinnert, als sie Aria in den Gängen umherstreifen sah? 

Secrets - Who am I?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt