Kapitel 7 - Zwischen Zinnkesseln und Schulbüchern

887 64 3
                                    

„Ah, und du musst wohl Aria Rosewood sein", sagte der Mann mit den langen weißblonden Haaren. „Draco hat mir einiges von dir erzählt." Ein kaltes Lächeln huschte über die schmalen Lippen des Mannes und verblasste sogleich, als er Arias Mutter von hinten aus dem Bücherladen hervortraten sah. Sie hatte einige Bücher unter ihrem Armen geklemmt und lief auf ihre Tochter zu, die vor dem blassen Mann und dessen Sohn Draco stand. „Ich hab die Bücher, mein Schatz", sie nahm Aria unter den einen Arm und drückte sie instinktiv fest an sich. Schnell ließ Arias Mutter die Bücher in ihren Zinnkessel gleiten und gab ihrer Tochter einen Kuss auf den Kopf. „Und Sie müssen wohl, Mrs. Rosewood sein?", hakte Lucius Malfoy nach und schaute herablassend an Arias Mutter runter. „Ja, die bin ich. Ich bin Cynthia Rosewood", die Muggelfrau streckte ihre zierliche Hand zu dem Mann aus, doch er machte keine Anstalten sie anzunehmen. Leicht betroffen von der abweisenden Begrüßung, strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. Aria hingegen musterte den Mann von oben bis unten. Die weißblonden Haare hatte Draco von ihm, genau so wie die eisgrauen Augen. „Schatz, gehst du schon mal mit Draco nach draußen?", sie tätschelte sanft die Schulter ihrer Tochter. „Ich muss noch was besprechen." Beleidigt zupfte Aria Draco am Ärmel, der gerade die alten Bücher in den Regalen betrachtete. „Komm Draco, wir sollen nach draußen", erklärte Aria ihm und zog ihn vor die Tür. Genervt verschränkte die Slytherin die Arme vor die Brust, den Zinnkessel hatte sie vor sich auf den Boden gestellt. „Hey, was ist das denn?", mit einem schnellen Griff sauste Dracos Hand in Richtung des Zinnkessels. Er hielt ein dunkles Buch aus Leder in der Hand und wedelte damit vor Arias Nase rum. Überrascht riss Aria ihm das Buch aus Hand „Gib das her!", zischte sie und blätterte darin rum. „Da steht ja gar nichts drin. So ein Mist!", fluchte Draco und sah enttäuscht aus. „Was soll da auch drin stehen? Wahrscheinlich hat meine Mutter es mir gekauft, so was wie ein Notizbuch, schätze ich", sie steckte das Buch wieder in ihren Zinnkessel zwischen den anderen Schulbüchern und kümmerte sich nicht weiter darum. „Was die wohl besprechen?", neugierig blickte Draco durch das Fensterglas und beobachtete seinen Vater und Cynthia Rosewood, wie sie sich unterhielten. Arias Mutter sah nervös aus und knetete ihre Hände vor ihrem Bauch. Aria zuckte nur mit den Schultern „Keine Ahnung", meinte sie zu Draco und wandte ihren Blick auf die Menschenmassen, die durch die Winkelgasse liefen.

Am nächsten Tag stand Aria am Gleis 9 ¾ und sie roch den altbekannten Geruch des Qualms, der aus der roten Dampflok hervorstieß. Sie rümpfte die Nase und stieg in den Zug ein. Hunderte von Schülern tummelten sich in den Gängen, auch die neuen Erstklässler. „Aria!", rief eine zarte Stimme ihr entgegen. Es war Daphne, die ihr fröhlich winkte und auf sie zukam. Sie schloss Aria in eine Umarmung und zog sie in ein Abteil, wo Pansy und Millicent bereits Platz genommen hatten. „Aria! Da bist du ja!", quietschte Pansy verrückt und grinste. Auf ihren Schoß lag eine schwarze Katze und schnurrte friedlich vor sich hin. „Hallo", brummte Aria. Sie setzte sich auf den Platz neben Daphne und kramte ein Buch aus ihrem Rucksack. Sie wollte nicht mit den anderen in ein Gespräch verwickelt werden. Das war ihr viel zu anstrengend, denn die meisten ihrer Freunde redeten über oberflächliche Dinge. Wenn es nicht ihre Freunde und Hausgenossen wären, würde Aria sie ein Haufen Dummköpfe nennen, so wie Snape damals. Niemand war so begabt, wie Aria in der Schule, weder in Verteidigung gegen die dunklen Künste noch in Arithmantik. Keiner konnte ihr die Stirn bieten, was sie ein Stück weit bedauerte, denn so hatte sie nie jemanden, der eine Konkurrenz darstellte. Sie seufzte und versuchte sich voll und ganz auf ihr Buch zu konzentrieren. Ihre Augen folgten den Wörtern und behutsam blätterte sie eine Seite weiter, wenn sie zu Ende gelesen hatte. Noch nicht mal dieses Mädchen namens Hermine hatte sie besiegen können damals im Unterricht, obwohl sie eine kluge Gryffindor war. Doch das war nicht das einzige, was ihr durch die Gedanken flog. Ihre Mutter hatte es mal wieder nicht geschafft, sie zu verabschieden. Nur einmal würde Aria sich wünschen, dass ihre Mutter ihr entgegen winkte, wenn der Zug sich auf den Weg nach Hogwarts machte. Doch die Muggelfrau musste arbeiten. Cynthia Rosewood hatte sich wenigstens etwas damit anfreunden können, dass ihre Tochter eine Hexe war, weswegen sie sie auch in die Winkelgasse begleitet hatte. Aria stieß einen Seufzer aus und klappte enttäuscht das Buch zu. Selbst das Lesen hielt sie von ihrem Gedankenkarussel nicht ab. Die anderen Slytherin waren ausgesprochen ruhig, weswegen Aria stirnrunzelnd in die Runde blickte. Auch Pansys Blick schnellte nach oben. „Du bist also fertig mit lesen? Gut", sagte sie und streichelte ihrer Katze sanft über den Rücken. „Wir müssen dich nämlich was fragen." Pansy hatte ihre Augen starr auf Aria gerichtet. Diese zog verwundert ihre Augenbrauen hoch: „Was gibt es?" Sie legte das Buch beiseite und hielt den Blickkontakt stand. Ihre Augen wurden schmäler und sie drückte ihre Lippen aufeinander. Was wollten sie jetzt von ihr? Als ob sie nicht schon genug Probleme hätte. Pansys Hand blieb nun auf den Rücken der Katze ruhen: „Uns wurde berichtet, dass deine Mutter ein Muggel sei." Darauf lief es also hinaus. Jetzt kam das Feindliche gegen die Muggelstämmigen zum ersten Mal zum Vorschein. Aria hatte schon länger auf den Moment gewartet und ihr Hirn fing an zu arbeiten. „Ja, das stimmt. Und was nun?", sie schloss ihre Augen, um sich auf Pansys Wörter, die jetzt folgen würden, zu konzentrieren. „Slytherin sind immer Reinblüter!", zischte Pansy streng. „Stellt das etwa ein Problem für dich da, Pansy? Ich dachte wir wären gemeinsame Kameraden des Hauses Slytherins, aber wenn dem nicht so ist, belehre mich eines Besseren. Soweit ich mich erinnern darf, bist nicht du diejenige, die die beste Schülerin in jeglichen Fächern ist", konterte Aria ohne zu zögern. Sie hatte kaum mit der Wimper geschlagen, da sprudelten die Wörter einfach aus ihr raus. Pansy schüttelte den Kopf, sie hatte die Wut und Drohung in Arias Stimme erkannt. „Aber, wenn ich dich noch etwas fragen darf?", erhob Pansy ihre hohe Stimme. „Liegt dir etwas auf den Herzen? Du wirkst bedrückt." Jetzt versuchte die Slytherinschülerin es auf die freundliche Tour. Schlau, aber nicht so schlau. „Ich danke dir für deine Fürsorge, Pansy, aber nein es ist nichts", Aria hatte genug von den Spielchen, die Pansy spielte. Sie war schlicht und weg einfach zu dumm, um eine wahre Slytherin der Tücke und List zu sein. Schmunzelnd kramte Aria ihr kleines Notizbuch aus dem Rucksack und blätterte noch einmal durch die Seiten. Sanft strich sie über den Einband des Buches und betrachtete es genauer. Sie stellte jedoch nichts Merkwürdiges fest und steckte es zurück in die Tasche. „Was war das?", neugierig folgten Pansys Augen dem kleinen Notizbuch. „Pansy, bist du jetzt schon so blind geworden, dass du noch nicht einmal ein einfaches Buch erkennen kannst?", Aria schüttelte ironisch den Kopf. Beleidigt zog Pansy eine Schnute und widmete die Aufmerksamkeit wieder ihrer Katze. Millicent hingegen gab ein leises Grunzen von sich, worauf Pansy ihr mit dem Ellenbogen in die Seite boxte. Doch das Notizbuch ließ Aria nicht locker. Was hatte es damit auf sich? 

Secrets - Who am I?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt