Am nächsten Tag, nach dem Mittagessen, verabredeten sich Aria und Draco in der Schulbibliothek, um weitere Nachforschungen für ihren Wolfsbanntrank anzustellen. Sie hatten schon einige Zutaten beisammen, trotzdem fehlten ihnen immer noch der Flubberwurmschleim und die Blutegel. Die beiden Slytherin hatten es sich an einen der Bibliothekstische gemütlich gemacht und hatten ihren Arbeitsplatz mit reichlich Pergament und Lexika besetzt. Da es bereits Mittwoch war und sie Freitag wieder gemeinsam Zaubertränke bei Professor Snape hatten, mussten sie sich ein wenig beeilen. Denn am Freitag sollten alle Kleingruppen anfangen ihren zugeordneten Zaubertrank zu brauen.
Nachdenklich rieb Aria sich das Kinn, während sie wieder dieselbe eine Zeile ihres Buches las, da ihre Gedanken immer wieder abschweiften. Sie konnte sich heute einfach nicht konzentrieren, weil sie an den gestrigen Abend und an die innige Umarmung mit Draco dachte. Seufzend schaute sie auf und musterte ihren Gegenüber. Der Slytherin stützte sein Kinn auf die Hände ab und war vertieft in eines der Lexika. Zwischendurch runzelte er die Stirn, wenn er einen Satz nicht ganz verstand und murmelte die Wörter dann nach. Doch, wenn er den Satzzusammenhang erst einmal begriff, erkannte Aria ein stolzes Funkeln in seinen grauen Augen, weswegen sie einen leisen Lacher ausstieß. Mit einem verwirrten Blick hob der junge Malfoy seinen Kopf, wobei ihn ein paar blonde Haarsträhnen ins Gesicht fielen. Der neue Haarschnitt stand ihm wirklich gut, dachte Aria. „Was gibt es da zu lachen?", knurrte er und setzte einen strengen Blick auf.
Ein amüsierendes Lächeln glitt über Arias Lippen: „Du schaust so konzentriert aus. Sieht irgendwie süß aus." Bei Merlins Bart, hatte Aria gerade süß gesagt? Was war denn nur los mit ihr? Hatte man ihr Hirn etwa weich gezaubert?
Kaum waren die Wörter über Arias Zunge gewandert, bereute sie sie wieder. Denn auch Dracos Kopf lief hochrot an und er riss die Augen weit auf, ehe er die Augenbrauen zornig zusammen schob. „Ein Malfoy ist nicht süß", brummte er erbost und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Lexikon. Doch man konnte ihm deutlich ansehen, wie ihm Arias Wörter durch den Kopf flogen und er sich keineswegs mehr auf irgendwelche Zaubertränke konzentrieren konnte.
Aria versuchte derweil das Thema zu wechseln, denn Draco als süß zu bezeichnen war nun wirklich nicht ihre Absicht gewesen. „Blutegel findet man übrigens am schwarzen See. Sollen wir nach dem Abendessen dort mal vorbeischauen?", fragend hob Aria eine Augenbraue und beobachtete Dracos Reaktion. Er versuchte krampfhaft eine gleichgültige Maske zu bewahren, doch Aria durchschaute, dass er keineswegs Desinteresse an diesem Vorschlag zeigte. „Vielleicht hab ich ja heute Abend schon was vor?", fragte er spielerisch mit einer leichten Überheblichkeit in seiner Stimme, während er nicht einmal aufschaute. Nun zog Aria beide Augenbrauen nach oben und verschränkte die Arme vor der Brust: „Ist dem so?"
Jetzt hob Draco doch seinen Blick und starrte die Slytherin eindringlich an: „Ja, vielleicht ist dem so." Er presste die Lippen aufeinander und war sichtlich nervöser geworden. Aria begann zu lächeln und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Mit einer gespielten Leichtigkeit hielt die Slytherin dem Blickkontakt stand. „Wenn das so ist", begann Aria zu sprechen, „dann sollten wir Professor Snape vielleicht mitteilen, dass unser Trank nicht gebraut werden kann, weil unser feiner Herr anderen Interessen nachgehen wollte, oder nicht? Ich dachte wirklich du wärst ehrgeiziger. Schade, Draco." Seufzend klappte das schwarzhaarige Mädchen ihr Buch zu und schmunzelte innerlich. Denn sie wusste, dass sie Dracos wunden Punkt getroffen hatte. Nie würde er sich sagen lassen, dass er nicht ambitioniert genug dafür wäre, etwas durchzuziehen und schon gar nicht ein so einfaches Projekt. Er knallte seine flache Hand auf den Tisch, wodurch das kleine Tintenfässchen ins Wanken geriet: „Nein, wir ziehen das durch. Du willst dich heute Abend am schwarzen See treffen? Schön, dann sehen wir uns dort." Schnaufend wandte er sein Gesicht von ihr und starrte mit zorniger Mimik aus dem hohen Fenster der Bibliothek. „Draco", säuselte Aria und legte ihre Hand einfühlsam auf Dracos, um über seinen Handrücken zu streicheln. „Sei nicht so streng mit mir, du weißt, ich kitzele gerne den letzten Nerv aus meinen Mitmenschen. Bitte sei nachsichtig, mein Lieber."
Arias Fingerkuppen formten kleine Kreise auf Dracos Handrücken und unter ihren Worten begann Dracos eiserner Gesichtsausdruck zu schmelzen. Seine Gesichtszüge wurden sanfter und er schaute Aria intensiv mit seinen sturmgrauen Augen an. „Es ist in Ordnung", entgegnete Draco mit gebrochener Stimme, denn er musste über Arias Worte nachdenken. Es stimmte, sie musste immer den letzten, kleinsten Rest, der übrig geblieben war aus den anderen herauskitzeln.Plötzlich wurde die Tür zur Bibliothek aufgerissen und Hermine und ihr bester Freund Harry traten ein. Lachend marschierten sie durch die Gänge der Bibliothek, nur um sich kichernd und glucksend einen Gang weiter, als Aria und Draco, auf die Sessel fallen zu lassen.
Genervt entglitt Aria ein tiefer Seufzer und auch Dracos Augen blitzten kalt auf, als der die beiden Gryffindors gesichtet hatte. „Lass uns einfach weiter machen, ja?", flüsterte Draco unruhig und rieb sich die Schläfe. Zwanghaft versuchten die beiden Slytherin ihre Recherche voranzutreiben, doch als Hermines Lippen ein weiterer, lauter Lacher entglitt, drohte Arias Geduld endgültig zu kippen. Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten.
„Es langt!", blaffte sie aufgebracht und knallte eine Faust auf den Tisch. „Mit diesem Schlammblut muss ich eh noch ein ernstes Wörtchen reden!" Fauchend erhob Aria sich von ihrem Platz und stapfte erbost in den nächsten Gang, gefolgt von Draco, der ihr panisch hinterher sah. Arias Gedankenwelt wurde von blanker Wut beherrscht und gesteuert. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass ihr das Wort Schlammblut über die Lippen gehuscht war.
„Hermine Granger!", zischte die Slytherin und verschränkte die Arme vor der Brust. Ungeduldig tippelte sie mit ihrem rechten Fuß auf und ab und hob fragend die Augenbraue, da sie auf Hermines Reaktion wartete.
Diese hatte Arias Anwesenheit erst gar nicht bemerkt, doch als sie nun mit wütend, funkelnden, dunklen Augen herablassend auf die Gryffindor blickte, gefror Hermines Lachen. Stumm senkte diese ihren Blick und strich sich nervös über ihren Rock. „Was willst du?", fragte Harry, da das braunhaarige Mädchen auf Arias Ansprache nicht reagierte.
„Ich muss mit der lieben Hermine noch ein Hühnchen rupfen", antwortete die Slytherin und stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab, um sich zu Hermine rüber zu beugen. „Eins weiß ich Granger, wir beide werden keine Freunde mehr. Wenn du versuchen kannst, dich in Zukunft zurück zu halten, könnte ich mich dazu durchringen auch dich in Frieden leben zu lassen. Sollte das nicht der Fall sein:", flüsterte Aria bedrohlich, beugte sich noch ein Stückchen weiter zu der Gryffindor runter, die Nasenspitzen nur wenige Zentimeter entfernt. „Und du solltest noch ein einziges Mal jemanden aus meinem Haus auch nur ein Haar krümmen, sei es physisch oder psychisch. Dann schwöre ich dir, bei Salazar Slytherin, dein dreckiges Lachen wird dir vergehen und du wünschtest dir, dass deine dumme Mugglemutter dich nie geboren hätte!" Mit einer flüssigen Bewegung erhob sich Aria aus der Position. Draco stand dicht hinter hier und verzog keine Miene, lediglich ein süffisantes Lächeln schmückte seine Lippen. Doch Hermine wurde ganz blass um die Nase und schluckte den Kloß, der sich gerade in ihrem Hals gebildet hatte, hinunter. Genauso versuchte sie krampfhaft ihre Tränen zurückzuhalten, die sich in ihren Augen gesammelt hatten. „Verzieh dich einfach, Rosewood!", keifte Harry und stellte sich schützend vor Hermine, die gerade schluchzend zusammenbrach.
Draco war der Abstand zwischen Aria und Harry nicht genug, weswegen er sich ebenfalls sicherheitshalber vor die Slytherin stellte. „Komm ihr nicht zu nahe, Potter", zischte Draco ihm zu und verzog angeekelt das Gesicht. Fordernd zupfte Aria ihrem Hausgenossen am Ärmel: „Lass uns gehen, Draco. Ich habe alles gesagt." Der Malfoyerbe nickte und nahm Arias Hand. Doch bevor sie stolz davon schritten, drehte Aria noch einmal ihren Kopf über die Schulter: „Denk an meine Worte, Hermine."
Bei Merlins Bart... das war mal eine Ansage von Aria, oder? Unsere Slytherin zeigt hier sehr viel Loyalität gegenüber ihrem Haus und ihrer Freunde, wie findet ihr das, angesichts der Tatsache, dass sie das auf eine nicht gerade nette Art und Weise getan hat?
Und meint ihr Hermine wird sich noch einen Ausrutscher leisten oder hat sie aus der Sache gelernt?
Letztes Kapitel kam ein Kommentar von der lieben @WolfDYume und ich wollte eine Umfrage zu einem Shipnamen für Aria und Draco starten. Welchen würdet ihr nehmen? (Ich persönlich finde ja Draria gut, aber ich richte mich da ganz nach euch!) Oder shippt ihr irgendwie Harry und Aria? Falls ja, ist dafür natürlich auch Platz in den Kommentaren.
Tut mir leid, dass das Update erst heute rauskommt, obwohl ich es gestern hochladen wollte, aber ich war (mal wieder) im Klausurenstress, da ich heute Deutsch geschrieben habe :-/
Ich hoffe trotzdem, dass euch das Kapitel gefallen hat.
Nächstes Update findet voraussichtlich in 3 Tagen statt.
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Secrets - Who am I?
Fanfiction[Harry-Potter-Fanfiktion] Bis zu ihrem elften Geburtstag lag Aria fest in dem Glauben, sie sei ein normales Mädchen. Doch das änderte sich schlagartig, als sie ihren Hogwartsbrief in den Händen hielt. Aria war eine Hexe und ging fortan zur Schule fü...