Kapitel 61 - Geheimnisse

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Aria hatte sich zurückgezogen und so saß sie am späten Nachmittag etwas abseits von Hogwarts auf einer aus Stein gebauten Bank und blätterte grübelnd in den älteren Exemplaren der letzten Zauberzeitungen rum. Auch einige Lexika und Bücher mit Stammbäumen lagen ausgebreitet neben ihr und so wirkte es beinahe als würde das zierliche Mädchen gänzlich in dem Berg aus Büchern untergehen.

Die Sonne lugte noch ein wenig hinter den vereinzelten Wolken am Himmel hindurch und kitzelte Arias Nacken, auf welchem sich bereits einige Schweißperlen gesammelt hatten. Es war nicht wegen der Sonne, sondern vielmehr wegen ihrer interessanten Entdeckungen, dass Aria der Schweiß im Nacken klebte. Hastig blätterte sie eine Seite weiter und zog ihre Augenbrauen nachdenklich zusammen. Wenn das, was in den Zeitungen stand auch nur ein kleines Fünkchen Wahrheit in sich trug, dann hätte Aria sich ohrfeigen können dafür, dass sie so unaufmerksam in den letzten Tagen, ja gar Wochen war. Sie war einfach wütend auf sich selber, dass ihr so viele wichtige Informationen durch die Finger gerutscht sind. Aria wischte sich mit den Händen verzweifelt über das Gesicht, als ihr klar wurde, dass in der Zauberwelt einiges nicht stimmte und es kribbelte sie in den Fingern herauszufinden, was es war. Wie konnte es ihr nicht aufgefallen sein, dass sich das Dunkle Mal bereits einige Male am Himmel empor gestreckt hatte? Und wie konnte es ihr entgehen, dass Crouch bei der letzten Turnieraufgabe gar nicht erschienen ist, obwohl sein Hauself ihm den Platz frei gehalten hatte?

Aria ballte die Hände zu Fäusten. Sie musste herausfinden, was dahinter steckte und sie musste mit jemanden darüber reden und sie wusste auch schon genau, wer dieser jemand war.

***

Mit schnellen Schritten lief Aria den schmalen mit Kies bedeckten Weg zwischen den hohen Birken und Eichenbäumen entlang. Sie hatte im ganzen Schloss nach Harry gesucht, doch der junge Potter war nicht aufzufinden. Schließlich hatte Aria widerwillig Ronald Weasley um Hilfe gebeten und ihn gefragt, ob er denn wüsste, wo Harry sich rumtreiben würde. Erst hatte er sie ganz skeptisch von oben bis unten beäugt und auch nachdem Aria ihm erzählte, wie dringend es war, dass sie mit Harry redete, wich die Skepsis nicht aus seinen Augen. Doch Ron gab ihr einen ganz entscheidenden Tipp: Wenn Harry nachdenken musste, war er wohl oft um den schwarzen See spazieren.

Der Kies knarzte unter Arias Füßen, denn sie war in Eile. Es würde nur noch eine halbe Stunde dauern bis die Sonne gänzlich hinter dem weiten Horizont verschwinden würde und Aria zurück ins Schloss kehren müsste.
Doch so schnell wollte die Slytherin nicht aufgeben. Harry musste hier irgendwo stecken. Sie musste mit ihm reden! Er war ihre einzige Hoffnung mehr über die Geschehnisse in Hogwarts und in der Zauberwelt zu erfahren, denn komischerweise erkannte Aria, dass Harry und sie ungewollt immer wieder in gewisse Probleme einfach ohne einen erklärlichen Grund reingezogen wurden. Das beste Beispiel dafür war mal wieder das Trimagische Turnier. Aria ärgerte sich heute noch enorm darüber, dass sie noch nicht in Erfahrung bringen konnte, wer so dreist gewesen war und ihren Namen einfach in den Feuerkelch geworfen hatte.

Der lauwarme Frühlingswind brauste durch Arias schwarze Haare, als sie urplötzlich ein Geräusch vernahm, was wie Wasserplätschern klang. Die Slytherin schaute sich um, aber konnte nichts genau erkennen. Soviel war klar, dass es aus der Richtung des Sees kommen musste, also lief sie einige Schritte in Richtung des Sees. Da war es wieder! So ein leises Plätschern.

Aria schob mit ihren Händen die herabhängenden, grünen Äste der Trauerweide beiseite, um durch diese hindurch zu schreiten, damit sie ans Ufer des schwarzen Sees gelangen konnte. Und tatsächlich erkannte sie eine dunkle Silhouette durch das dichte Blätterwerk der alten Weide. Aria erkannte, dass es ein Junge war und so hoffte sie, als sie leise ihre Stimme erhob, dass es Harry war: „Harry?"

Secrets - Who am I?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt