Kapitel 59 - Die Wände haben Ohren

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Die letzten Schüler verschwanden mit neugierigen Blicken durch die Klassenzimmertür, während sie sich tuschelnd die Hände vor ihre Münder hielten. Aria seufzte tief. Es war doch kein Wunder, dass Hogwarts ein Ort war, an dem Intrigen gesponnen und Hass geschürt wurde, wenn selbst die Schüler der eigenen Häuser sich bekriegten. Reichte es nicht schon aus, dass ein ewig währender Kampf zwischen den einzelnen Häusern statt fand? Mussten sich die Schülerinnen und Schüler das Leben selber noch schwerer machen durch Tuscheln, Gerüchte verbreiten und sich gegenseitig zu bekämpfen?

Aria schüttelte den Kopf. Professor Moody derweil rückte zwei Hocker so nebeneinander, dass die Slytherin sich unwillig vor diesen irren Ex-Auror setzen musste. Moody hatte ihr zwar sehr bei den letzten beiden Aufgaben geholfen, doch dieses ungute Gefühl in ihrer Bauchgegend wollte nicht verschwinden. Irgendwas an diesem Lehrer war so faul, dass es schon nach verfaulten Flubberwurmschleim stank und dieser bissige Geruch wollte einfach nicht aus Arias Nase weichen.

„Ich nehme an, Sie können sich denken, warum ich mit Ihnen sprechen möchte?", murrte Moody mit störrischen Unterton in der Stimme. Er ließ sich auf den Hocker fallen, der unter seinen massiven Gewicht knackste und fast zu zerbrechen drohte. Moody schien das nicht aufzufallen und so stemmte er seinen ganzen fülligen Körper auf dieses kleine Holzhöckerchen.

„Ich denke, um über die letzte Aufgabe des Trimagischen Turniers zu sprechen?", fragte Aria, ließ ihre Schultasche von der Schulter gleiten, welche mit einen leisen Plumpsen neben ihr auf den Boden aufkam.

„Sehr richtig, Rosewood", sagte Professoor Moody, während er begann in seiner Seitentasche des schweren Ledermantels zu kramen bis er schließlich mit seinen plumpen Fingern einen Flachmann hervor zog.

„Und was genau haben Sie vor mit mir zu besprechen? Ich möchte wirklich nicht unhöflich wirken, aber ich habe noch einen Berg an Hausaufgaben auf, also wenn wir das ganze Verfahren etwas schnell herbei führen könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar!", knurrte Aria und spielte ungeduldig mit einem Faden, der sich aus der Naht ihres Pullovers gelöst hatte.

Das Auge von Professor Moody sauste umher ehe er antwortete: „Ich wollte Ihnen lediglich Tipps geben, aber wenn sie nicht wollen ..." Der gespielt beleidigte Ton in Moodys Stimme erinnerte Aria ein wenig an ein schmollendes Kind und augenblicklich musste sie lachen. Weil dieser große, vernarbte Mann wie ein trauriges Kleinkind wirkte.

Und dennoch. Arias Interesse hat er geweckt. Was auch immer er ihr für Tipps geben wollte, sie würde sie dankbar annehmen!

„Tipps?", fragte Aria neugierig und schaute Professor Moody ins Gesicht, als sie den Faden ihres Pullovers abriss.„Nun ja", murmelte der Professor, „Ich darf Ihnen natürlich nicht zu viel verraten, aber eines kann ich Ihnen sagen, Rosewood: Die letzte Aufgabe wird kein Zuckerschlecken. Sie wird schlimmer und gefährlicher, als die Aufgaben zuvor und Sie sollten darauf vorbereitet sein, was auf Sie zukommt, denn diesmal handelt es sich nicht um Meermenschen oder Drachen. Nein! Diesmal ist es was viel Grauenvolleres." Moody hielt kurz inne, um einen Schluck aus dem Flachmann zu nehmen, um danach unbeirrt weiter fortzufahren: „Es geht um dunkle Magie."

Und bei diesen Worten blitzten Arias Augen unwillkürlich auf. Ganz unbewusst und doch vollkommen sicher, leuchteten ihre Augen in einem begierigen Glanz. Es kribbelte sie in den Fingerspitzen mehr zu erfahren. Mehr über diese dunkle Magie, mehr über das, was auf sie zukommt. Woher dieses Interesse für diesen verbotenen Bereich kam, wusste nicht einmal Aria selbst, aber sie konnte nicht anders als mit wissbegierigem Eifer die nächsten Bücher über schwarze Magie lesen zu wollen. Aber natürlich waren die in der verbotenen Abteilung. Wo auch sonst? Schwarze Magie war absolut verboten.

Das Leuchten in ihren Augen blieb nicht unbemerkt, denn auf den vernarbten Lippen des Professors zeichnete sich plötzlich ein unheimliches Lächeln ab. So unheimlich, dass es selbst Aria ein wenig schauderte.

„Ich sehe Ihr Interesse, Miss und auch so sehr ich Ihnen alles über die dunkle Materie der Magie erzählen möchte, fürchte ich, dass dies nicht unbemerkt bleiben würde", murmelte Moody.

Plötzlich hörte Aria etwas auf den Boden fallen. Es klirrte und war so laut und unüberhörbar gewesen, dass sie erschrocken zusammen zuckte in diesem Moment, als das Geräusch Moodys Redefluss unterbrach. Auch Moody wirbelte wie von der Tarantel gestochen herum, während sein komisches Auge hin und her rollte. Arias Blick derweil schweifte hinüber in die hinterste Ecke des Klassenzimmers über den alten Holztisch auf dem verschiedene gläserne Behälter standen. Und da fiel ihr auf, dass einer der Behälter in Scherben zersprungen verstreut auf dem Boden lag.

„Wir sollten das Gespräch verschieben! Die Wände haben Ohren!", sagte Moody so leise wie möglich und das nervöse Kratzen in seiner Stimme konnte Aria nur zu deutlich hören. Hastig sammelte er seine Unterrichtsmaterialien zusammen, stopfte sie in die großen Manteltaschen und hinkte auch schon zur Klassentür. Das alles geschah so schnell, dass die Slytherin gar nicht begriff, wie schnell das alles ging und sie immer noch verdutzt dreinblickend auf dem kleinen Holzhöckerchen saß und Löcher in die Luft starrte.

„Kommen Sie?", die Ungeduld schwang in seiner Stimme mit und auffordernd starrte er zu Aria rüber. Es klang fast wie eine Drohung und rüttelte die Slytherin augenblicklich wach.

„Äh - ja, ja klar", murmelte Aria nur, griff nach den Henkel ihrer Schultasche und rauschte auch schon vorbei an Moody durch die Tür hindurch.

Hastig rannte sie um die nächste Ecke des Ganges, um so schnell wie möglich dieser merkwürdigen Situation zu entfliehen. Das nervöse Pochen in ihrer Brust bemerkte sie erst jetzt und plötzlich fragte Aria sich, ob sie nicht lieber Professor Moody aus dem Weg gehen sollte. Ob ihm nur Probleme hinterher jagten? Schließlich war er ein Ex-Auror und das nicht umsonst, oder?

Blut rauschte durch ihre Ohren und übertönten alles um sie herum. Hatte sie wer belauscht? Und wenn ja, wer war es und warum? Was erhoffte sich dieser jemand zu hören? Vielleicht etwas, was Moody in Schwierigkeiten bringen konnte?

Sie wusste doch, dass etwas faul war und ihr ungutes Gefühl hatte sie auch noch nie enttäuscht. Da stimmte doch irgendwas gewaltig nicht mit diesem Professor! Vielleicht sollte sie einmal zu Professor Dumbledore gehen?

Ja, vielleicht würde sie das tun.

Aria schüttelte den Kopf. Sie durfte nicht zu viel darüber nachdenken, sonst würde sie sich nur den Kopf daran zerbrechen und sie musste sich doch schließlich auf die nächste Aufgabe vorbereiten!

Hello! Tut mir leid, dass das Kapitel ein bisschen kürzer ist, das nächste wird wieder länger und auch spannender! I promise.

Was denkt ihr? Hat da wirklich jemand das Gespräch zwischen den beiden belauscht oder war das nur Einbildung?

Liebe Grüße xoxo eure Alina

Secrets - Who am I?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt