Ein kalter Schauer lief Aria den Rücken runter. Ihre Augen wanderten immer und immer wieder über den Namen, Buchstabe für Buchstabe. Dieser Name erweckte dunkle Erinnerung, als sie damals im zweiten Schuljahr das Tagebuch in ihren Händen hielt und sie in die Kammer entführt wurde. Ihr wurde schlecht und sie fühlte sie benommen, wie in einer Art Schockstarre gefangen. Sie blinzelte, rieb sich sogar mit den Handflächen über die Augen, doch der Name stand immer noch eingemeißelt im Grabstein geschrieben.
Sie wurde aus ihrer Schockstarre gerissen, als in der Ferne ein pechschwarzer Rabe in die stille Nacht hinein krähte und sich auf einen der Grabsteine niederließ. Arias Augen huschten zu dem gefiedertem Tier und ihr war es, als würden sich die tunnelschwarzen Augen des Raben durch ihren Körper bohren und jede kleinste Bewegung von ihr genauestens beobachten. Ihr war mulmig zu Mute. Mit einem schweren Gefühl in der Magengegend wandte Aria ihre Augen von dem Raben und drehte sich um, um Cedric und Harry zu erspähen, die genau so wie sie es tat, alles neugierig und doch mit Angst musterten. Die Slytherin formte ihre Augen zu Schlitzen und erkannte erst jetzt, dass in unmittelbarer Nähe zu ihr und den beiden Jungs ein großer, schwerer Zinnkessel mitten im gewucherten Gras ruhte.
„Jungs", murmelte Aria, ihre Stimme zitterte. „Was bei Merlins Bart hat ein so großer Zinnkessel auf einem Friedhof zu suchen?"
Harry und Cedric drehten sich zu ihr um und in ihren Augen glänzte die Ungewissheit. „Ich weiß nicht", murmelte Cedric. Harry wurde ganz blass um die Nase und blieb stumm. Mit vorsichtigen Schritten, unter welchen das Gras raschelte, schlich Aria in Richtung des Kessels. Als sie näher heran trat, erkannte sie, dass der Zinnkessel auf einem Stapel Eichenäste gelagert war und ihr wurde abermals schlecht. Ihre unaufhaltsame Neugierde schrie in ihren Kopf, dass sie in den Kessel blicken sollte, doch ihre Angst mischte sich mit ein und predigte ihr, dass es keine gute Idee war, einen Blick zu riskieren.
Ehe sie zurückweichen konnte, spürte Aria einen stechenden Schmerz in ihrem Handgelenk, der sich den Weg bis zu ihrem Kopf bahnte und sie angsterfüllt aufschreien ließ. Ihre Knie gaben nach, ließen sie ins weiche Gras fallen. Hastig umklammerte sie mit der einen Hand ihr Handgelenk, an dem die Narbe brannte, doch das Bedürfnis ihre bloßen Handflächen gegen ihre Schläfen zu drücken wuchs in ihr, als es sich anfühlte, als würde jemand Ziegelsteine auf ihren Kopf fallen lassen. Benommen vom eigenen Schmerz nahm Aria nur unbewusst wahr, dass noch jemand anderes ächzend und stöhnend im Gras lungerte. Es war Harry, welcher sich vor lauter Schmerzen die Hände gegen die Stirn presste.
„Aria? Harry?" Was ist los?", fragte Cedric mit besorgter Stimme, die Aria im Kopf wieder hallte, als würde er unmittelbar neben ihr sitzen und ihr ins Ohr schreien. Langsam öffnete Aria ihre Augen, immer noch benommen vom Schmerz, war ihre Sicht auf ihre Umgebung verschwommen. Doch etwas erkannte sie ganz klar. Aus der stillen Dunkelheit heraus trat eine kleine, dickliche Gestalt mit krummer Nase und farblosem Haar. Die Silhouette trug in ihren Armen etwas, was in einem dunklen Laken gewickelt war und hatte es fest an seine Brust gepresst. Die Gestalt trat aus dem zähen Schatten heraus auf die drei Champions zu, ein verschmitztes Lächeln hatte sich um die Lippen gelegt. Krumme Zähne blitzten zwischen diesen hervor.
„Aria, Harry, weg da!", rief Cedric, Angst überströmte ihn, betäubte ihn und doch rannte er zu Aria, zerrte sie am Arm, um sie zum Zurückweichen zu bewegen. Aria bemerkte Cedrics große Hand an ihren Oberarm, wie er sie packte und versuchte in Sicherheit zu bringen. Aria taumelte ihn hinterher, beinahe stolperte sie über ihre eigenen Füße, doch Cedric fing sie auf ehe sie ins hochgewachsene Gras plumpste. Einige Haarsträhnen, die sich schon längst aus ihren Zopf gelöst hatten, fielen ihr ins Gesicht. Sie schaute hoch zu Cedric und mit einem Male wurden ihre Wangen knallrot, als sie bemerkte, wie nahe sie dem Hufflepuff war. Die Nasenspitzen der beiden berührten sich fast gänzlich. Seine grauen Augen wirkten vertrauensvoll, hatten nichts Mysteriöses und Undurchdringliches an sich, wie Dracos sturmgraue Augen und doch verbarg sich ganz tief hinter ihnen die blanke Furcht. Angst vor dem, was sie erwarten würde. Doch Arias Augen wanderten über Cedrics Schultern hinweg und fingen den fragenden Ausdruck von Harry auf, welcher dicht hinter Cedric stand. Es war ein unangenehmes Gefühl, sie fühlte sich völlig fehl am Platz und genau so konnte sie innerlich nur den Kopf über sich selber schütteln, in einem Moment der Ungewissheit und der Angst sich über so etwas Banales den Kopf zu zerbrechen, ob es Draco gegenüber richtig war in jenem Moment nicht von Cedric zurückzuweichen. Doch sie konnte ja nicht ahnen, welch Unwichtigkeit ihre Gedanken und Gefühle momentan spielten, denn als sie wieder ins Cedrics eisgraue Augen schauen wollte, war sein Blick schon längst starrend in die Ferne gerichtet. Angst loderte in seinen Augen und sein Blick verlor sich in die Dunkelheit hinein, aus der die Gestalt heraus getreten war. Noch ehe Aria begreifen konnte, was geschah, hörte sie eine kratzige Stimme die Stille der Nacht durchbrechen. Emotionslos und kalt krächzte sie: „Töte den Überflüssigen!"
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Secrets - Who am I?
Fanfiction[Harry-Potter-Fanfiktion] Bis zu ihrem elften Geburtstag lag Aria fest in dem Glauben, sie sei ein normales Mädchen. Doch das änderte sich schlagartig, als sie ihren Hogwartsbrief in den Händen hielt. Aria war eine Hexe und ging fortan zur Schule fü...