Keryno - Die verborgenen Vampire

29. Atemberaubender Ausblick

Ohne Anstrengung wehre ich die Hiebe meines manifestierten Gegners ab und mit einem kräftigen Schlag meinerseits verschwindet er. Mein Blick schweift zu der Tafel.

Ich habe es in nur zehn Sekunden geschafft, die Manifestation, also meinen Gegner, zu besiegen und wurde dabei kein einziges Mal getroffen. Stolz keimt in mir auf, wie ein Samen aus dem eine wunderschöne Blume wächst. Ich bin schon viel besser geworden und habe mir viele neue Techniken angeeignet die Levi, Finn und Jonas mir in den letzten Tagen beigebracht haben. Wir trainieren ständig – sogar Sumiko beteiligt sich –, wobei mir die Jungs ständig Neues beibringen und meine schlechten Angewohnheiten verbessern. Dank ihnen mache ich enorme Fortschritte.

Die Drei meinten sogar, es sei erstaunlich, wie schnell ich die Dinge, die sie mir zeigen, kann. Aber das liegt meiner Familie einfach im Blut und ich schätze, dieses schnelle Lernvermögen habe ich von meinem Papa. Levi meinte nur, wir müssen üben, dass ich nicht auf Provokationen Seitens der Vampire eingehe. Beherrschung ist das A und O in einem Kampf (was mir mehr als nur bewusst ist) und Gelassenheit alles was zählt. Beim Verein früher hatte ich nie solche Probleme, aber von Vampiren lasse ich mich viel zu sehr provozieren.

Teilweise stürze ich mich auch zu schnell in Sachen, die nicht nur mir, sondern dem ganzen Team Probleme bringen könnten. Es hat sich zwar im Vergleich zu vorher deutlich verbessert, aber das ist eine schlechte Angewohnheit von mir, die nicht sofort weggehen wird. Ich war schon immer so, aber so richtig schlimm ist es erst, seit ich in der K.O. bin.

Alles was mir lieb und teuer ist, ist eine meiner größten Schwächen. Sie sind die Dinge, die mich leicht angreifbar machen. Doch ich werde alles daran setzen, dass sie nicht meine Schwäche, sondern meine Stärke werden.

Nachdem ich im Trainingsraum alles ausgeschalten und die Trainingshalle anschließend verlassen habe, gehe ich zur vierten, der höchsten und letzten Brücke des Schulgebäudes. Ich schwinge mich auf das Geländer und springe mit einem kräftigen Sprung auf das Dach. Dank der Schuhe der Kampfuniform ist es ein leichtes für mich und ohne große Schwierigkeiten lande ich auf dem Teil des Daches, der nicht aus Glas besteht. Der Wind zerrt an meiner Kleidung und an meinen Haaren, löst den Zopf der ohnehin schon gelockert war und trägt ihn davon.

Ich richte meinen Blick in die Ferne, auf das atemberaubende Bild das sich mir gibt. Zu meinen Füßen erstreckt sich das Gelände des Keryno-Quartiers mit seinen vielen, hohen Gebäuden, den Trainingshallen, den angrenzenden Wiesen und einer riesigen Ecke, die so gar nicht in den Rest hinein passt. Es scheint, als hätte man ein Stück eines wunderschönen Parks ausgeschnitten und einfach hier eingefügt.

Weit hinter den ganzen Gebäuden befindet sich nämlich ein besonders großes Stückchen Wiese mit saftig grünem Gras, majestätischen Bäumen, etlichen Bänken, Springbrunnen und den schönsten Blumen die man je gesehen hat. Sobald man sich dort auf eine Bank setzt und die Augen schließt, bekommt man sofort das Gefühl man befände sich im Wald. Durch das Plätschern der Brunnen denkt man in der Nähe seie ein Fluss oder ein kleiner Bach, aus dem Rehe und andere Tiere trinken.

Erst vor ein paar Tagen habe ich diesen Ort entdeckt, als die Jungs ihn mir gezeigt haben.

Schaut man wieder nach vorn in Richtung Stadt, erstreckt sich weit und breit rundum Acker, der teilweise gelb und an anderen Stellen grün ist.

Der Himmel wird an vielen Stellen von gräulichen Wolken verdeckt, offenbart an einigen freien Stellen jedoch auch sein kräftiges Blau.

Dasselbe mit der Sonne. Größtenteils wird sie von den Wolken verdeckt, schafft es aber dennoch hier und dort ihre Strahlen auf die Erde zu schicken.

Am Straßenrand leuchtet das giftgrüne Gras und beherbergt rote, weiße oder gelbe Blumen. In der Ferne sieht man Lane, dessen Hochhäuser weit hoch in den Himmel reichen, als wollen sie die Wolken erklimmen und auf ihnen eine weitere Stadt erbauen.