45. Pure Freude

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Also wird es kein purer Urlaub, aber das ist auch nicht schlimm. Es stört mich nicht im Geringsten. Viel mehr bin ich jetzt schon total neugierig, wie die Keryno in Panso wohl sind und vor allem bin ich auch auf das Quartier gespannt. Es muss auf jeden Fall gigantisch sein, da Panso fast doppelt so groß wie Lane ist, was ja heißt, dass das Quartier natürlich auch größer ist.
„Aber meint ihr das ist wirklich eine so gute Idee? Wir wissen doch gar nicht was mit mir los ist. Was, wenn ich jetzt während der Fahrt wieder so ausraste und das andere Menschen mitbekommen? Oder was, wenn etwas an den hohen Rat durchsickert? Wird man mich dann nicht in Gewahrsam nehmen?"
„Mach dir mal um sowas keine Gedanken. Deine Aura wird schon nicht austreten, dafür habe ich gesorgt. Ich habe mit meinem Wind eine Schutzbarriere um dich gelegt, die ihren Ausbruch verhindern sollte."
„Ach deswegen fühle ich mich schon seit ich wach bin so eingedrückt."
„Ist es sehr schlimm?" Levi sieht mich besorgt durch den Rückspiegel an.

Ich schüttle leicht den Kopf. „Nein, mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt."

„Gut, sag Bescheid, wenn es zu extrem wird. Aber wegen den hohen Tieren musst du dir auch wirklich keine Sorgen machen. Die Einzigen die davon wissen, seit ihr und Kai. Niemand wird von diesem Vorfall erfahren und selbst wenn, wäre das kein Grund, um dich gefangen zu nehmen oder was auch immer du dir ausgemalt hast."

„Boah Sienna, deine Haare wehen mir die ganze Zeit ins Gesicht! Sag mal sind die länger geworden!?", beschwert sich Finn und spuckt einige meiner Haarsträhne aus seinen Mund.
Ich schaue zu ihm und muss anfangen zu lachen. Es sieht einfach zu lustig aus, wie er versucht meine Haare aus seinem Gesicht und von seinem Hals zu entfernen, sie aber durch den Fahrtwind immer wieder den Weg dorthin finden.
„Genau, nimm deine Haare weg! Die nerven!", stimmt Jonas zu, dem meine Haare ebenfalls im Gesicht hängen. Finn rutscht auf seinem Sitz nach hinten und da er auf einigen Haarsträhnen von mir sitzt, zieht er mir dadurch an den Haaren.

„Aua!"
„Tut mir leid, aber da sind deine langen Zotteln schuld!", lacht Finn.
Gespielt beleidigt lege ich meine Haare auf meine linke Vorderseite und flechte sie ganz leicht. Beide Jungs nehmen mich in den Arm.
„Wir haben dich natürlich trotzdem lieb!"
„Natürlich trotzdem? Na super. Das klingt ja als ob ihr mich nur wegen meinen Haaren nicht mehr lieb haben würdet! Aber ich hab euch auch lieb ihr Idioten", kommt es grinsend von mir.
Am liebsten würde ich einen Freudensprung machen oder die ganze Welt umarmen. Womit habe ich diese Menschen nur verdient? Sie sind so unfassbar toll zu mir, trotz dessen, dass ich am Anfang so unausstehlich zu ihnen war, immer wieder Probleme mache und gestern so... grausam war.
Was würde ich bloß ohne diese Chaoten machen? Ohne sie und vor allem ohne Levi würde ich noch immer verbittert nach Rache lechzen, hätte keinen weiteren Grund zum Leben, außer Darian Gwadi und Liam Dirks umzubringen.

Nur eine Sache lässt mich stutzig werden: Levis merkwürdiger, skeptischer Blick durch den Rückspiegel. Augenblicklich keimt in mir der Wunsch auf, auch von ihm umarmt zu werden, was mich sofort an meinen Traum erinnert den ich hatte, nachdem Levi und ich wieder vom Nachtflug zurückgekehrt sind. Ich habe geträumt, wir wären Händchen haltend durch die Stadt gelaufen, hätten uns ununterbrochen angelächelt und uns sogar geküsst! Während ich meinen Koffer gepackt habe, konnte ich nicht aufhören daran zu denken. Ist das ein weiterer Beweis, dass ich mich in ihn verliebt habe? Aber wie kann das sein? Ich soll mich in diesen Trottel verliebt haben? Das soll wohl ein schlechter Scherz sein. Ich bilde mir das sicherlich nur ein, weil ich zu ihm eine besondere Bindung habe, da er mir schon so oft das Leben gerettet und so viel für mich getan hat.

***

Aufgeregt starre ich glücklich auf das Ortsschild, auf dem in großen Buchstaben ‚Willkommen in Panso' steht. Ich lehne mich über Jonas' Schoß und drücke auf den Schalter, wodurch das Fenster gänzlich verschwindet, das wir zwischenzeitlich wegen dem Fahrtwind wieder zugemacht hatten. Ich schaue nach rechts und sehe dort, etwas weit entfernt, das riesige Quartier der Keryno. Wow, schon von außen sieht es einfach nur riesig aus! Dagegen ist das Zuhause ein Witz, dabei hatte ich das schon für groß gehalten!

Keryno - Die verborgenen VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt