35. Gedanken

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„Oho? Wer bist du denn?", fragt derjenige, der zuerst gesprochen hat.

„Mit welchem Recht beurteilt ihr andere Menschen nach ihren Fähigkeiten und macht sie deswegen runter?", entgegne ich, ohne auf seine Frage einzugehen.

„Sie ist beim Springen im Weg. Wenn sie keine besonderen Sprünge und Tricks drauf hat, braucht sie gar nicht herzukommen. Leute wie sie wollen wir hier nicht. Die nerven", behauptet ein Dritter.

Augenblicklich trete ich einen kleinen Schritt nach vorn und lege meinen Kopf leicht schief gelegt nach hinten.

„Huh? Wo steht das? Ich sehe nirgendswo ein Schild auf dem steht, dass der Zutritt für die, die nicht besonders gut sind, verboten ist. Hier kann jeder Spaß haben. Jeder Mensch ist unterschiedlich, der eine kann sich mehr bewegen, der andere eben nicht. Das ist aber noch lange kein Grund, jemanden zu diskriminieren. Seid ihr die Besitzer?"

„Sie ist hier aber nutzlos. Jemanden wie sie können wir nicht gebrauchen. Sinnlose Platzverschw-"

Ich lasse den ersten Jungen gar nicht ausreden und trete so schnell und nah an ihn heran, dass wir uns beinahe berühren. Meine Haare folgen mir wie ein Schleier.

„Ach und ihr seid wohl was Besonderes? Müsst euch ja für die ganz krassen halten, wenn ihr andere so dumm macht. Aber so sind Typen wie ihr nun mal, mh? Müssen andere schlecht machen, um sich selbst stark und gut zu fühlen. Und dann auch noch vier gegen ein einziges Mädchen. Ganz schön erbärmlich. Wenn ihr einen Ort wollt, an dem nur ach so gute Profis wie ihr kommt, öffnet euer eigenes Geschäft."

Zu blöd, dass ihr Vollidioten zu sowas nicht in der Lage seid.

Auf einmal stoßen noch zwei weitere Jungs dazu, die mich dumm angrinsen.

„Ey Leute, das ist das Mädchen, von dem wir euch vorhin erzählt haben. Die, die so mega gute Bewegungen drauf hat", mischt sich ein weiterer ein.

Mit ihm stoßen zwei weitere zu uns. Haben die Dummköpfe heute Auslauf oder was?

„Ach das is' die?"

Plötzlich packt mich einer von denen am Handgelenk und augenblicklich erstarre ich. Eine Flamme entfacht in mir und wird immer größer. In mir brodelt es.

Langsam drehe ich meinen Kopf zu ihm und lege meinen Kopf leicht schief in den Nacken. Als hätten sie einen Geist gesehen, zucken sie zurück.

„Fass mich nicht an", zische ich und balle die Hände zu Fäusten.

Ein merkwürdiges, fremdes Gefühl steigt in mir auf, schleicht sich wie eine Schlange meine Beine hinauf und breitet sich in mir wie ein Sturm aus.

Er bringt das Verlangen mit, es diesen Typen sofort heimzuzahlen.

Als ich am anderen Handgelenk nach hinten gegen eine Brust gezogen werde, ist das komische Gefühl verschwunden. Als hätte man es urplötzlich mit einem Staubsauger aufgesaugt.

Irritiert blinzle ich mehrere Male hintereinander. Was zur Hölle war das gerade eben?

„Verpisst euch ihr Vollidioten", knurrt Levi.

„Chill mal", entgegnet einer von ihnen, dennoch machen sie sich augenblicklich aus dem Staub.

Das Letzte was ich von ihnen höre sind Dinge wie „Was war denn mit der los?" oder „Hast du ihre Augen gesehen?"

Verwirrt versuche ich mich an das eben aufgestiegene Gefühl zu erinnern, aber mir will nicht einfallen, was es war.

„Alles okay?", erkundigt sich Levi.

Keryno - Die verborgenen VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt