Grinsend schaut Luca mich an und erst jetzt bemerke ich die sich vor meinem Bauch befindende Schwertklinge. Ich bin beeindruckt, ich habe gar nicht bemerkt, wie er sein Schwert geschwungen hat.
„Ich bin erstaunt! Du bist echt gut", lobt er mich und nimmt seine Waffe wieder zu sich.
„Aber beim nächsten Mal kämpfst du richtig mit mir. Ich hasse halbe Sachen und wenn man mich nicht ernst nimmt."
Ertappt fragt Luca: „Woher weißt du das?"
„Ich mag nicht intelligent aussehen, aber ich bin nicht blöd. Es liegt ja auf der Hand, dass du um Welten mehr Kampferfahrung als ich hast. Außerdem haben deine Bewegungen zurückhaltend gewirkt, als müsstest du dich darauf konzentrieren, sie schlechter und langsamer als eigentlich auszuführen. Du hattest auch etliche Chancen mich anzugreifen. Höchstwahrscheinlich sogar bereits in der ersten Sekunde."
Schuldbewusst und entschuldigend kratzt er sich am Hinterkopf.
Ich starre auf die Schwertklinge, woraufhin vor meinem inneren Auge ungewollt Derek aufblitzt. Prompt bohren sich tausende Nadeln in mein Herz. Ob es ihm gut geht? Er macht sich bestimmt fürchterliche Sorgen um mich.
Was wohl in der Schule los ist? Ob sich meine Klassenkameraden auch Sorgen machen? Sicherlich, immerhin hatten wir alle ein unfassbar gutes Verhältnis zueinander. Was die Polizei beziehungsweise die Medien wohl über Sam, Justin, Dominik und mich erzählt?
Wieder treten mir Tränen in die Augen und zu den Nadeln scheint sich eine Hand zu gesellen, die sie noch tiefer in mein Herz rammt und es zusätzlich zerquetscht. Nein, ich will jetzt nicht daran denken. Verzweifelt versuche ich mich mit dem Kampftraining abzulenken.
Jeder geht nun wieder seinen eigenen Dingen nach und ich nutze die Möglichkeit, den Anderen beim Kämpfen zu beobachten. Dabei stelle ich fest, dass mir ein Großteil der Techniken bekannt vorkommt und ich sie tatsächlich sogar selbst kann. Auch, wenn die Keryno sie bedeutend besser ausführen als ich, schließlich machen sie das Ganze schon viel länger als ich. Das macht aber nichts, denn das ist eine gute Chance, mir von ihnen etwas abzugucken und zu lernen.
Nach anderthalb Stunden erklärt Elias das Kampftraining für beendet und ich verlasse das Gebäude. Draußen genieße ich die kühle Brise, die mir den Schweiß von der Stirn wischt. Als ich wieder im Zimmer ankomme und unter die Dusche steige, kehrt die Ruhe zurück und die Gedanken und der Schmerz machen sich wieder in mir breit. Jetzt, wo ich nicht mehr in meiner Welt der Kämpfe, sondern wieder alleine bin, machen sich die Schwere meines Körpers und der tiefen Trauer wieder bemerkbar. So, als würde sie mich in ein tiefes Loch der Dunkelheit ziehen wollen, aus dem es kein Entkommen gibt. Ich ertrage das wirklich nicht. Wäre es vielleicht doch besser, die Erinnerungen einfach löschen zu lassen? Dann würde dieser schreckliche Schmerz in meiner Brust endlich ein Ende finden...
***
Ich klopfe an die Tür und Kai öffnet mir mit einem Lächeln die Tür. „Komm rein."
Hinter mir schließt er die Tür wieder.
„Setz dich ruhig."
Abermals lasse ich mich in einen der Sessel sinken, welcher mich beinahe zu verschlingen droht, so tief sinke ich ein.
„Ich werde dir nun etwas mehr über uns erzählen."
Huh? Ich habe mich doch gar nicht für eine Variante entschieden. Naja, er wird schon wissen, was er tut... Denke ich.
Kai räuspert sich und ergreift dann wieder das Wort.
„WIr kämpfen nicht mit normalen Schwertern, sondern mit sogenannten Artefakten. Sie sind so etwas wie verzauberte Waffen. Sie wurden aus sehr besonderen und kostbaren Material erschaffen und verleihen ihrem Besitzer besondere Kräfte. Darunter kannst du dir magische Kräfte wie die Elemente vorstellen."
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Keryno - Die verborgenen Vampire
VampirosDie Menschen wissen nicht, dass unter ihnen die Vampire im Verborgenen leben. Bis diese beiden Welten wieder einmal für kurze, brutale Sekunden aufeinander treffen, ahnt auch Sienna nichts. Sie beschließt einer Organisation beizutreten, deren Mitgli...