Langsam und vorsichtig trage ich das Tablett mit den beiden Nutellabrötchen, den Weintrauben und der Tasse Kakao zu dem Tisch an den sich Levi, Finn und Jonas gesetzt haben.
„Ich würde das nicht essen, sonst wirst du noch fetter", unterbricht mich eine spöttische Stimme, als ich in eines der Brötchen beißen will.
„Was heißt hier noch fetter werden?!", brumme ich verärgert.
„Du bist schon fett genug. Wenn du noch dicker wirst, kannst du im nächsten Kampf eins auf Bowlingkugel machen. Dann sind deine Gegner die Pins und du brauchst sie einfach nur zu überrollen."
„Haste dich mal angeguckt? Ich kann essen was ich will und wenn ich dann eben wie ein Ball aussehe – wen juckt's? Ich will niemandem gefallen und die Vampire kann ich auch als Bowlingkugel erledigen. Außerdem hab ich mir sogar Weintrauben genommen, das ist was gesundes okay."
„Müsst ihr euch echt an einem Samstagmorgen streiten?", seufzt Jonas verschlafen und trinkt einen Schluck seines Orangensafts.
„Sag das ihm!"
„Sag das ihr!"
Wir starren uns gegenseitig böse an, ehe wir uns mit einem „Tzeh" gleichzeitig voneinander abwenden.
„Ach ja. Kommt in einer Stunde bitte in normaler Alltagskleidung vor dem Haupttor."
„Wozu das'n?", frage ich mit vollem Mund und frage mich, ob man mich überhaupt verstanden hat. Levi verdreht bloß genervt die Augen.
„Das wirst du dann schon sehen. Und kau gefälligst zu Ende bevor du sprichst."
Nach dem Frühstück geht also jeder wieder in sein Zimmer, um sich fertig zu machen. Ich werfe mich in einen schwarzen Rock und einen dünneren, weinroten Off-Shoulder-Pullover. Zusätzlich ziehe ich die schwarzen Overknees und die Stiefeletten der Kampfuniform an. Mit gerunzelter Stirn mustere ich mich im Spiegel und mein Blick fällt auf meine Haare, die mittlerweile ein kleines Stückchen länger geworden sind.
Ob ich nicht doch lieber die Uniform anziehe? Wozu das Ganze? Was hat Levi vor?
Mit einem Seufzer begebe ich mich an unseren Treffpunkt, die Hände hinter dem Po verschränkt und die Augen gen Himmel gerichtet. Nach vielleicht einer viertel Stunde komme ich endlich am Haupttor an und verfluche das Gelände ein weiteres Mal für seine Größe. Finn und Jonas sind bereits da und unterhalten sich.
„Hey!", die letzten paar Meter renne ich zu ihnen und sie drehen sich lächelnd zu mir um.
„Da hatten wir wohl alle den gleichen Gedanken bei den Schuhen!", stelle ich schmunzelnd fest.
„Man kann ja nie wissen, was passiert. Lieber auf Nummer sicher gehen", meint Jonas.
Nur kurze Zeit später stößt auch Sumiko zu uns – mal wieder mit einem Meloneneis im Mund. Ich sehe sie in letzter Zeit ständig mit diesen Dingern, wo bekommt sie die nur her? Ich wüsste nicht, dass es die in der Mensa gibt. Mit einem „Hi Sumiko" winke ich ihr zu und frage mich, warum ich Dummkopf nicht mit ihr zusammen gelaufen bin.
Nun fehlt nur noch Levi.
„Ha, da kommt doch ausgerechnet der Leader, der auch noch den Befehl gegeben hat, zu spät", zwitschere ich schadenfroh.
Kurze Zeit später erklingt das laute Brummen eines Motors. Wir drehen uns alle um und sehen Levi in einem wahnsinnig teuer aussehenden Auto auf uns zurasen. Als er neben uns hält, wirbelt er eine riesige Staubwolke aufwirbelt, die unangenehm im Hals kratzt. Hustend wedle ich mir mit einer Hand den Staub vorm Gesicht weg.
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Keryno - Die verborgenen Vampire
VampirgeschichtenDie Menschen wissen nicht, dass unter ihnen die Vampire im Verborgenen leben. Bis diese beiden Welten wieder einmal für kurze, brutale Sekunden aufeinander treffen, ahnt auch Sienna nichts. Sie beschließt einer Organisation beizutreten, deren Mitgli...