33. Another World

199 19 21
                                    

Stumm starre ich Levi an, ehe mein Blick erneut an dem gigantischen Gebäude herauf wandert. Die Fenster reflektieren die strahlende Sonne und blenden mich für einen Moment. Es macht den Anschein, als bestünde dieses Kaufhaus aus funkelnden Diamanten.

Inwiefern soll hier unser Training stattfinden?

Ah, vielleicht arbeiten hier Keryno undercover. Trotzdem, was sollen wir hier machen?

Argwöhnisch ziehe ich die Augenbrauen zusammen und folge Levi in das Kaufhaus. Die ersten Eindrücke schlagen bei mir wie eine Bombe ein, machen meinem Gehirn Probleme alles auf einmal zu verarbeiten und meine Augen wissen nicht, wo sie zuerst hinschauen sollen. Tausende Geräusche dringen an meine Ohren: Stimmen von irgendwelchen Werbebildschirmen die auf Sales, besonders niedrige Preise oder neue Produkte aufmerksam machen, verschiedene Musik, Durchsagen die erklären wo sich bestimmte Geschäfte befinden oder einfach Unterhaltungen der Besucher.

Es ist noch viel mehr, doch inmitten dieser vielen Geräusche ist es unmöglich, alles bestimmen zu können. Wo man auch hinschaut sind Menschen, Geschäfte, riesige Werbebildschirme, Sitzmöglichkeiten und vieles mehr. In bestimmten Abständen wurden verschiedene Springbrunnen platziert, deren Wasser von den vielen Lichtern in verschiedene Farben getaucht wird. So wirkt es, als wären in ihnen flüssige Regenbögen und nicht Wasser.

Wenn man nach oben schaut, kann man bis zur gläsernen Decke schauen, die alles mit Licht durchflutet. Es macht nicht den Anschein, als befände man sich in einem Gebäude, sondern als stünde man direkt unter dem Himmel. Hier und dort ein Wölkchen.

Wenn man offenbar in den oberen Etagen ist, kann man über ein Geländer hier runterschauen. Wahrscheinlich zieht sich diese Bauweise durch das gesamte Gebäude.

Das Atemberaubendste ist jedoch der riesige Baum der Mitten in dem Kaufhaus steht und fast bis an die Glasdecke reicht, an der wunderschöne Lampen befestigt sind, die in verschiedenen Längen und Ausführungen nach unten hängen. Mir klappt der Mund auf.

Ich habe zwar im Internet schon viele Bilder vom Another World gesehen, immerhin ist es eines der größten Einkaufszentren im ganzen Land, aber die Realität ist der reinste Wahnsinn. Das Gelände ist riesig und wirkte auf Bildern immer als wäre es eine Stadt für sich. Wenn ich mich richtig erinnere, soll es hier auch Hotels, einen Wasservergnügungspark und Achterbahnen geben. Sogar noch mehr, doch es ist zu lange her, als dass ich mich an den Rest erinnern könnte.

Ein Kribbeln zieht sich durch meinen gesamten Körper und es juckt mir in den Fingerspitzen. Meine Füße wollen nicht richtig stillhalten.

Ich fühle mich wie ein kleines Kind das gleich in einen Freizeitpark geht.

Levi schaut mich grinsend an, als wüsste er ganz genau was in mir vorgeht.

„Ist was?"

Nachdem ich einige Sekunden nichts gesagt habe, gibt er einen kleinen Bruchteil seines Vorhabens preis: „Wir werden uns heute hier vergnügen!"

„Vergnügen? Ich dachte, wir wollen trainieren. Wir haben keine Zeit uns zu vergnügen! Wir müssen trainieren!", erwidere ich irritiert.

Mag ja sein, dass Levi es nicht nötig hat, aber ich muss dringend weiter üben und besser werden, schließlich gibt es noch verdammt viel, was es zu lernen gilt. Auch, wenn pure Begeisterung und Freude in mir aufkommt, denn dies ist ein Ort, an den ich schon immer mal wollte – vor allem mit Sam, Dominik und Justin.

Leider ist das nichts weiter als ein Traum der niemals in Erfüllung gehen wird.

Unser Leader erachetet es scheinbar nicht für wichtig auf meine Aussage zu antworten, sondern dreht sich einfach um und geht weiter. Wütend stampfe ich ihm hinterher.

Keryno - Die verborgenen VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt