13. Vampire und Zwickmühle

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Zögerlich öffne ich erst das eine und dann das andere Auge. Fassungslos starre ich auf den Boden, dann nach oben und zur Seite. Wieso schwebe ich in der Luft? Ein merkwürdiger, leichter Goldschimmer hat sich um meinen Körper gelegt.

Was zur Hölle ist das?

Mein Kopf fliegt herum und meine Augen suchen die Umgebung ab, doch Levi ist nirgends zu sehen.

Wie von selbst schwebe ich langsam nach unten, strecke mein rechtes Bein aus und berühre mit dem Fuß den Boden, während mein linkes Bein noch angewinkelt in der Luft hängt. Eine angenehme Wärme fährt sachte durch meinen Körper, wie ein Blatt, das vorsichtig von einem Baum auf einen Arm segelt.

Als wolle sie mich beruhigen und mir sagen, dass alles gut ist. Dass nichts passieren wird.

Verwirrt und irritiert schaue ich nach oben und sehe, wie Anastasia und ihre Anhängsel geschockt zu mir herunterschauen. Keine Sekunde später ist der goldene Schimmer genauso schnell wieder verschwunden wie er gekommen ist und Kaja, die in einem mordsmäßigen Tempo die Treppen runter gerannt sein muss, wirft sich in meine Arme.

Ich bin völlig betäubt, mein Kopf wie leer gefegt.

„Ich hab gedacht du stirbst!", schluchzt sie.

Ich tätschle ihr kurz den Kopf, unwissend, was ich sagen soll.

Ehrlich gesagt dachte ich das auch.

Wie kann das also sein?

Doch egal wie sehr ich mich auch umschaue, ich entdecke Levi nirgends.

Wer war das?

***

Seit dem Vorfall sind vier Tage vergangen und noch immer bin ich kein Stück schlauer. Ich weiß nur, dass es nicht Levi war, denn das hat er selbst gesagt. Anastasia verliert über den Vorfall kein einziges Wort. Natürlich nicht.

Naja, da ich für das Ganze sowieso keine Erklärung finden kann, habe ich beschlossen, es vorerst auf sich beruhen zu lassen.

Es bringt mir nichts, mich deswegen jetzt verrückt zu machen.

Zumal ich dafür auch gar keine Zeit habe, denn heute wurden die Klassen in zwei Hälften geteilt. Zu meinem Leidwesen ist Anastasia ebenfalls in meiner Gruppe, mich bisher allerdings glücklicherweise ignoriert.

So ist es mir tausend Mal lieber.

Die Bäume biegen sich protestierend abermals gegen den Wind, der den Anschein macht, als wolle er sie zu Fall bringen. Der Himmel ist vollständig von grauen Wolken verdeckt und nur in der Ferne kann man einzelne Sonnenstrahlen sehen, die sich einen Weg zwischen den flauschig aussehenden Auftürmungen gebahnt haben.

Die Gruppe in der Kaja ist, hat sich zur Mauer begeben und soll dort bei verschiedenen Dingen helfen. Es geht wohl auch darum, dass sie einen gewissen Ablauf gelehrt bekommen und wenn ich das richtig verstanden habe, findet sowas jeden Monat mindestens zwei Mal statt. Meine Gruppe hingegen soll bei langweiligen Büroarbeiten und beim Aufräumen in der Bibliothek helfen.

Diese erstreckt sich über mehrere Etagen und die kunstvoll verzierte, hohe Decke wird von majestätischen, gräulichen Säulen gestützt. Jene erheben sich wie Wächter seitlich aufgereiht aus dem Boden und verleihen der Bibliothek ein gewisses antikisches Flair. Aufgrund der Größe kann man nicht einmal annäherungsweise schätzen, wie viele Bücher diese Bibliothek beherbergt.

Ehrlich gesagt hätte ich hier keine erwartet und schon gar nicht eine dieser Größe. Ich dachte, die Keryno würden alles in ihrem System haben und lieber mit Technik arbeiten.

Keryno - Die verborgenen VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt